Anmerkung: Dieser Oneshot ist die etwas ausführlichere, bzw überarbeitetere Variante von meinem Kapitel aus 'Loving You Is A Losing Game'🥰❤
Der beste Tage der Woche war der Samstag.
Die meisten Leute waren an diesem Tag unaufmerksamer als gewöhnlich, was bedeutete, dass Martín höhere Chancen hatte, unauffällig in ihre Taschen oder Portemonnaies zu greifen und ihr Geld herauszuholen, und es dann schnell in seinem Mantelinneren verschwinden zu lassen.
Der Club war heute besonders voll und laut, denn es war der erste Tag der Schulferien und dazu noch Wochenende.
Die nervtötende Musik verursachte bei Martín starke Kopfschmerzen, doch das nahm er gerne in Kauf, um seine Schulgebühren und das Geld für sein zukünftiges Studium bezahlen zu können, damit er später einmal ein normales Leben ohne Kriminalität irgendwo weit weg von Buenos Aires führen konnte.Hin und wieder ließ Martín seine Finger rechts und links in die Taschen der Besucher gleiten und fischte Geldnoten oder auch Geldbeutel heraus, aber nie so offensichtlich, dass er erwischte hätte werden können.
Er wusste, dass er ein guter (nein sogar ein sehr guter) Taschendieb war, besser als alle seine 'Freunde' in der Schule, die nur ab und zu zum Spaß klauten und sich nicht so über Wasser halten mussten wie er seit dem Tod seiner Eltern.
Naja, eigentlich waren sie gar nicht so wirklich seine Freunde sondern nur seine Mitschüler. Wahre Freundschaft musste wirklich etwas besonderes sein, und das fand man in den armen Vororten von Buenos Aires nur selten, denn jeder verriet jeden für auch nur etwas Geld.Martín stellte sich etwas abseits auf die Tanzfläche, um sich einen besseren Überblick über den Club und dessen Besucher machen zu können.
Die meisten von ihnen hatte er bereits beklaut, bis auf die beiden jungen Männer in der Ecke an der Bar, die offenbar etwas fehl am Platz wirkten.
Der eine von ihnen war noch etwas jünger als Martín, mit Brille und einem Hemd, das aussah, als hätte er es von seinem Großvater bekommen, der andere war stilvoller gekleidet als sein Begleiter, doch etwas zu exquisit für so einen normalen Club.
Die perfekten Opfer.Er bahnte sich durch die Menschenmassen zur Bar und stellte sich neben die beiden.
Sie schienen ihn nicht einmal zu bemerken, sondern redeten einfach weiter. Sie kamen aus Spanien, dass hörte er sofort.Vorsichtig griff er dem Stilvolleren in die Jackentasche - und erschrak.
Noch nie in seinem ganzen Leben hatte Martín je einen Diamanten in der Hand gehabt, und jetzt heute gleich so viele.
Er steckte die Edelsteine in seinen Mantel.
Vielleicht war es sein Fehler, alle zu nehmen, denn so hatte das Opfer den Raub bemerkt.Das nächste, was Martín bemerkte, war den Lauf eine Pistole an seiner Taille.
"Sei still und komm mit auf die Toilette", zischte er.
Martín grinste. Er würde ihn sowieso nicht hier abknallen.
Der Andere schickte alle anderen aus der Toilette und schloss die Tür ab.
"Dreh dich um", sagte er und Martín drehte sich um.
Sein Gegenüber holte sich wieder seine Diamanten zurück.
"Du bist auch Dieb, hm?", sagte Martín und
lächelte triumphierend, als er sein Gesichtsausdruck sah. "Ein Taschendieb und ein Juwelierräuber. Wir wären das perfekte Team."Er lachte, bevor er wieder verschwinden wollte.
"Warte!", rief der Fremde plötzlich, bevor Martín die Tür öffnen konnte, und hielt ihn am Handgelenk fest.
"Was?", flüsterte Martín und fuhr herum.
Ihre Gesichter waren so nah aneinander, dass Martín dessen warmen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte.
"Ich bin Andrés. Andrés de Fonollosa."
Martín zögerte einen winzigen Moment.
"Martin Berrote."
"Also, Martín Berrote. Du sagst, wir wären ein gutes Team. Also, dann lass es uns versuchen."