anmerkung:
wie würde die erste Begegnung von Berlín und Palermo aussehen, wenn sie sich erst beim ersten Überfall kennenlernen würden?Ein Klassenzimmer? Wirklich?
Nie hatte Martin gedacht, dass er je wieder in einer Art 'Schule' sitzen würde, doch als er das Angebot bekommen hatte, am größten Raubüberfall der Geschichte teilzuhaben, musste er einfach zustimmen, aber er hatte nie gedacht, dass der Professor sie in einem alten, heruntergekommenen Klassenzimmer unterrichten würde.
Sie waren insgesamt Geiselnehmer plus ihrem Anführer, aber der würde außerhalb der Bank die Verhandlungen führen.
"Nun, ich denke wir sollten anfangen", meinte der Professor, als sie sich alle gesetzt hatten. "Es gibt drei Regeln: Keine persönlichen Fragen, Namen oder Beziehungen."
Laut Martíns Schätzung würde die letzte Regel keine drei Minuten, nachdem sie den Unterricht beendet hatten, gebrochen werden, denn die Frau in der ersten Reihe warf dem jungen Mann vor ihm 'verliebte' Blicke zu.
"Also benutzen wir Decknamen?", wollte der älteste der Diebe wissen.
"Ganz genau. Wir könnten Nummern verwenden-"
"Wie? Señorita 23 und Señor 17?", fragte ein anderer junger Mann und lachte (ziemlich dämlich, wie Martín fand).
"Ich kann mir nicht mal meine Telefonnummer merken, also bin ich dagegen", meinte wieder der Alte.
"Was haltet ihr von Göttern?", schlug der Professor vor.
"Gut, ich bin Mars, und er ist dann Uranus-", sagte der Typ vor Martín und lachte.
"Stop, ich bin auf keinen Fall Uranus!", begannen sich die beiden jungen Männer zu streiten.
"Dann nehmen wir eben Städtenamen", beschloss der Professor.
Der Alte in der ersten Reihe nannte sich Moskau, die beiden jungen Männer Denver und Río, seine zukünftige Geliebte, die schon so aussah, als würde sie früher oder später den ganzen Überfall crashen, Tokio.
Die beiden Serben, die seither kein einziges Wort von sich gegeben hatten, Oslo und Helsinki und die andere Frau vor ihnen Nairobi.Und dann gab es noch Berlín.
Irgendwas zog an ihm Martín wie magisch an; Eigentlich glaubte er schon lange nicht mehr an die große Liebe auf den ersten Blick, doch, naja, irgendwie kribbelte sein Bauch, wenn Berlín ihn flüchtig ansah."Hallo?", jemand schnipste mit dem Finger, sodass er wohl oder übel seinen Blick von ihm abwenden musste, und stattdessen Nairobi anschaute.
"Und du? Welche Stadt?", fragte sie.
Verdammt, daran hatte er gar nicht gedacht, sondern nur Berlín beobachtet.
"Palermo."
Sein Blick und Berlíns kreuzten sich. Schnell versuchte Martín so zu tun, als fände er das Modell der spanischen Banknotendruckerei interessant, doch aus dem Augenwinkel sah er noch, wie Berlín belustigt grinste. Er hatte es also alles mitbekommen.
Der Professor erzählte noch einige Fakten über das Gebäude, aber nach einer halben Stunde brach er ab, als er merkte, dass die ganze Gruppe nicht sonderlich bei der Sache war.
"Morgen um 8 fängt der Unterricht richtig an", meinte er zum Abschluss, bevor die Gruppe schnell auseinander ging.
Nur Martín blieb noch sitzen.
Er lehnte sich zurück und grinste breit, als Berlín auf ihn zukam, so wie Martín es erwartet hatte.
Er nahm den Stuhl vor Martín und setzte sich ihm gegenüber.
"Ich gefalle dir, nicht?", sagte Berlín und grinste ebenfalls. "Aber so wie ich dich einschätze, würdest du als einer der letzten den Plan gefährden."
"Du kennst mich doch gar nicht."
"Ich finde diese Regel auch ein bisschen übertrieben. Warum sollten wir nicht unseren Spaß haben?", fuhr Berlín unbeirrt fort.
"Warum gehst du nicht zu Nairobi? Oder Tokio? Nein, sie nicht, sie wird gerade bei Río sein-"
"Ich war 5 mal verheiratet. Und naja, wie soll ich es sagen, ich habe echt genug von Frauen seit Scheidung Nummer 5. Und du und ich, wir sind uns, glaube ich, ziemlich ähnlich, also was hältst du von-"
"Was? Hier? Ist das nicht etwas zu auffällig?"
Berlín schnalzte mit der Zunge.
"Ich bitte dich, Palermo!" Er begann zu lachen, während dieser langsam Rot anlief.
"Ich wollte dich gerade fragen, was du davon hältst, wenn wir nach dem Überfall zusammen bleiben, weil du interessant werden könntest."Am liebsten wäre Martín jetzt vor Peinlichkeit im Boden versunken. Berlín wollte ihm ein normales Angebot machen, und er, er hatte ihm allen ernstes vorgeschlagen, mit ihm zu schlafen.
"Aber, naja, dein Vorschlag ist verlockend, aber erst nach dem Raub."
Mit diesen Worten verließ Berlín den Raum, doch drehte sich noch einmal um und grinste amüsiert, während ihnen beiden gerade der selbe Gedanke durch den Kopf schoss: An diesem Raub teilzunehmen war die beste Entscheidung ihres Lebens.