14. Missverständniss

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"Hey, ich glaube sie wird wach", schallten leise Stimmen durch meinen Schlaf. Ich öffnete meine Augen und blinzelte, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen. "Guten Morgen Sonnenschein", säuselte Jack, keine paar Zentimeter von mir entfernt und grinste breit über alle Ohren. Ich erschrak mich so sehr, dass ich von der Kante fiel und geradewegs den Boden küsste. "Och schade, ihr beide hab so süß zusammen ausgesehen", schmunzeln Jonas, welcher auf mich herab sah.

Ich blickte hoch und sah alle Jungs um mich herum stehen. Und wenn ich sage alle, dann meine ich alle. "Wovon redet ihr bitte", meinte ich verwirrt, mit zusammen gezogenen Augenbrauen und erhob mich wieder. "Na, du und Jack haben hier unten wie ein süßes Paar gekuschelt", erklärte Max mir und strahlte mich über beide Ohren hinweg mit seinen weißen Zähnen an. Bitte was? Ich blickte mich um und sah, dass wir uns im Wohnzimmer befanden. Sind wir auf dem Sofa eingeschlafen? Zusammen?

Panisch sah ich an mir herab und fragte: "Oh nein, haben wir..." Doch ich beruhigte mich sofort wieder, als ich meine Kleidung vom Vortag am Körper vorfand. Jack verzog angewidert das Gesicht und sagte: "was? Mit dir? Ha nichtmal im Traum!" Er verschränkte provokant die Arme vor der Brust. Doch so sehr er auch abwertend schaute, mein Selbstbewusstsein verlor ich dadurch nicht. "Da würdest du wenigsten mal was anderes fühlen, als nur Plastik", scherzte ich und stemmte die arme in die Seite.

"Heißt das du würdest mit mir eine Nacht verbringen", stellte er witzelnd die Frage und wackelte provokant mit den Augenbrauen. Trainer Thomas schnitt mir geradewegs das Wort ab, als ich etwas Böses erwidern wollte. "Na los Leute, wir müssen heute noch in die Schule, der rector will uns beglückwünschen", erklärte der alte Mann und wischte sich mit einem Stofftuch den Schweiß von der Stirn. Die Hitze machte besonders ihn zu schaffen...

...Die Rückfahrt verging schnelle als die Hinfahrt. Und so kam es, dass wir schon Anfang Nachmittag ankamen. Auch wenn ich die ganze Fahrt über geschlafen habe, war ich dennoch unfassbar müde. Wenn es reicht, hatte ich in der Nacht vielleicht für zwei Stunden die Augen zu gemacht. Daher wandelt ich warscheinlich auch wie ein Zombie in der Apokalypse durch die Gänge. "Camila Scott", rief Enya durch den gefühlt halben Gang und riss mich aus meinen Halbschlaf. Wie ein Elefant kam sie wütend, gefolgt von ihren Freundinnen, auf uns zugelaufen. Was will die Hexe denn jetzt?!

Sie blieb vor mir stehen und meckerte hysterisch: "was fällt dir eigentlich ein, dich an ihn heran zu machen!!" "Wovon sprichst du bitte", fragte ich verwirrt und hielt mir die Hand gequält an meinen pulsierenden Kopf. Ich hatte jetzt wirklich keine Lust auf das dämliche Gequatsche von dieser Barbie. "Du weißt ganz genau wovon ich spreche", zischte sie und hob ihr in rosa Hülle gestecktes Handy in die Luft. Facebook war geöffnet und zeigte ein Post auf dem Account des Basketballteam's.

Ich kniff die Augen etwas zusammen, da das Licht mir zu hell war und war einen Blick auf das Foto. Ich schluckte, als ich mich und Jack darauf erkannte. Wir lagen aneinander gekuschelt und schliefen. Als seien wir frisch verliebt und könnten die Finger nicht voneinanderlassen. "Da haben wohl einige zu lang gefeiert", las ich über dem Bild laut vor und runzelte dir Stirn. Peinlicher ging es ja nicht mehr. Ich drehte mich zu den Jungs und sagte wütend: "Ihr habt das auf Facebook hochgeladen?! Spinnt ihr?!"

Sie taten natürlich auf Unschuld, schauten überall in, außer in meine Augen. "Schlampe", schrie Enya, dass es auch ja der halbe Gang hören konnte und verschränkte die Arme vor der Brust. "Enya, es ist nicht so wie es aussieht", verteidigte Jack uns beide und verdrehte die Augen. Er war ebenfalls nicht wirklich über die kleine Überraschung der Jungs begeistert. "Warum erkläre ich mich eigentlich! Wir sind ja nicht einmal zusammen! Also selbst wenn ich mit Cam geschlafen hätte, was geht es dich an", ließ Jack die Bombe platzen und kam dabei so desinteressiert rüber, dass selbst ich geschockt war.

Auch Enya war mehr als sprachlos. Mit offen stehenden Mund stand sie vor ihm und konnte kein Wort fassen. "Arschloch", zischte sie nur, drehte sich um und verschwand mit schallenden Schritten, die durch ihr hohen Stelzen verursachte wurden. Mit einem bösen Blick drehte ich mich zu Jack um und verurteilte ihn: "sag mal...das war jetzt aber nicht nett!" Der fast zwei Meter große Mann sah auf mich herab und runzelte die Stirn. Ich wusste jetzt schon; der nächste Sturm zog auf.

"Ist das dein Ernst! Enya hat dich gerade eben noch beleidigt, warum verteidigst du sie jetzt", beschwerte er sich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Na und, das ist kein Grund, dass DU sie so runter machen musst", meinte ich und tippte mit meinem Finger gegen seine Brust. Er schlug sofort gegen mein Hand und verdrehte die Augenbrauen. Ich warf einen flüchtigen Blick zu den anderen Jungs, welche an uns vorbei liefen, in Richtung Cafeteria. "Du gehst jetzt sofort zu ihr und entschuldigst dich bei ihr, verstanden", befahl ich ihm und wies in die Richtung, in die Enya verschwunden war.

Es überraschte mich, als Jack ohne Widerrede an mir vorbei lief. Sah Jack etwa ein, dass er ein wenig übertrieb hatte? "Wenn es sein muss, Mama", meinte er genervt und trampelte Richtung Enya. Zufrieden machte ich mich auf den Weg zur Cafeteria, als Jack um die Ecke verschwand. Die Jungs saßen schon an ihrem Stammplatz und waren allesamt in Gesprächen verwickelt.
"Hey...wo ist Jack", fragte Noah, der mich als erstes erblickt. "Der entschuldigt sich bei Enya", erklärten ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ich lief um den Tisch und setzte mich an dem Platz der noch frei war, zwischen Noah und Max. "Du machst Jack noch zu einem good boy", lachte Max, der seine Arme, um meine Schultern legte. Ich ließ meinen Blick durch die Cafeteria schweifen. Sie war nich recht leer. Hier und da vereinzelte Schüler, die in kleinen Gruppen an den Tischen saßen und sich unterhielten. Ich stützte meinen Kopf ab und kommentierte Max' Aussage schmunzelnd: "Jack als good Boy?! Das glaubst du ja wohl selber nicht! Er..."

Doch ich stoppte abrupt, als mein Blick an den Tisch unmittelbar mir gegenüber fiel. Mein Mund wurde trocken, ich bekam ein unwohles Gefühl. "Cam? Alles okey mit dir", fragte Jonas verwirrt und wedelte mit seiner Hand vor meiner Nase herum. Mir stockte der Atem, als er in meine Richtung sah und böse grinste...

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