26. Happy Halloween

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Es war Samstag Abend. Helloween. In der heutigen Nacht fand eine Party in dem Haus irgendeines Schülers statt, auf der ich eingeladen war. Ich freute mich Richtung darauf. Endlich konnte ich, nach dem ganzen Stress mit Jack, mal wieder so richtig entspannen, denn ich wusste, dass er sich auf so einen 'Kindergarten', wie er es nannte, einließ. Aber mir egal! Soll er es sich doch entgehen lassen! Dachte ich desinteressiert und konzentrierte mich wieder auf den Weg. Ich war gerade auf den weg zu Lis, da wir zusammen zur besagten Party laufen wollten. Vor ihrem Haus kam ich zum stehen und betätigte die Klingel.

Im inneren vernahm ich ein gedämpftes; ich komme sofort. Ich lehnte mich mit der Schulter gegen die Wand und starrte abwartend die weiße Haustür an. Es dauerte nicht lange, da wurde sie geöffnet und eine aufgestylte, leicht überforderte Lis stolperte nach draußen. Sie vergaß wohl, dass sie vor der Tür noch eine Stufe erwartete. Mit einem hohen Aufschrei kippte sie nach vorn und drohte zu fallen. Gott sei dank, konnte ich schnell genug reagieren und fing meine Freundin deshalb rechtzeitig auf, bevor sie Bekanntschaft mit dem kalten Steinboden machte.

"Alles okey", fragte ich belustigt und blickte auf sie herab. Lis zog sich an meinen Schultern wieder auf die Beine und stieß erleichtert die Luft aus. "Puhh, danke, das war knapp...", sie stoppte und musterte mich mit offen stehenden Mund an, "Die Königin von Gotham City!? Du siehst sooo heiß aus!" Stürmig fiel sie mir um den Hals und quickte wie eine kleines Mädchen. Als wir uns voneinander lösten, musterte auch ich meine Freundin kurz. Sie trug ein zerrissenes weißes Spitzenkeid, denen weiter Rock bis über die Oberschenkel ging.

Ihre Beine wurden von ebenfalls weißen Straps-Strümpfe und hoben Schuhen bedeckt. Auf dem Kopf trug Lis eine kleine Krone und einen ebenfalls mit Löscher bestückter Schleier. Das Gesicht war wie ein Totenschädel geschminkt. "Du siehst auch toll aus", meinte ich lächelnd und lehnte mich mit wackelnden Augenbrauen zu ihr vor, "das wird Chris sicherlich gefallen!" Sofort versuchte sie ihr vor Scharm Rot angelaufene Gesicht zu verstecken. Erwischt! Zu erst wunderte mich ihre Kostümwahl ein wenig, doch nun wusste ich, warum sie sich so aufhübschte. "Na-na los, l-lass uns gehen", stotterte Lis vor sich hin, um vom Thema ab zu lenken und schob mich vorwärts.

Schmunzelnd hackte ich mich bei ihr ein und setzte mich in Bewegung. Nach nicht mal sieben Minuten, kamen wir bei dem modernen und relativ großen Einfamilienhaus an. Der laute Bass und das helle bunte Licht war kaum zu überhören, beziehungsweise zu übersehen. Nicht nur im Haus oder im Garten waren Menschen, sondern auch teilweise vor den Gebäuden hatten sich kleine Gruppen gebildet. Wir gingen zur offenen Haustür und drängten uns im Inneren an der tanzenden Menge vorbei. "Cam, Lis, hier drüben", kam es aus einer Ecke des Wohnzimmers.

Ich musste zwei mal hinschauen, um zu erkennen, dass Noah es war, der uns zu sich winkte. Er hatte sich seine, sonst wirren Haare, zurück gegelt. Seine Augen waren dunkel und sein Gesicht voller Fakeblut. Der Vampir-look stand ihm wirklich. Lächend ging ich auf die Gruppe Jungs zu, doch meine Freude blieb nicht lange, als mir eine Person besonders ins Auge stach. Auch ich bekam seine Aufmerksamkeit, als wir näher kamen. Sofort stand er auf und kam mit sein Redcup auf mich zugelaufen.

"Ach, sieh mal einer an, ich dachte Mister Selbstverliebt, lässt sich nicht auf solch ein Kindergarten ein", zitierte ich ihn und verschränkte skeptisch die Arme vor der Brust. Jack schüttelte lachend den Kopf, bis einen großen schlug aus seinem Becher nahm. Dem Geruch nach zu urteilen, war es eine Mische aus Jim Beam und Cola. Aber mehr Jim Beam, als Cola.

"Die Jungs wollten unbedingt, dass ich mitkomme, sie haben nicht locker gelassen", antwortete er und fuhr sich genervt durch die Haare, konnte sich ein Grinsen jedoch nicht verkneifen. Es bringt mich ein wenig aus dem Konzept, da seine Zähne mich plötzlich silber an funkelten. Er trug Grillz. Erst jetzt fiel mir auf, dass auch er tatsächlich ein Kostüm. Seine Augen waren, genauso wie bei Noah, in einem kohligen Schwarz umhüllt, die Lippen mit einem dunklen Rot unsauber nachgezogen. Die sonst dunklen Haare wurden liederlichen mit grünem hair-color-spray eingefärbt.

Er trug nichts weiter als eine schwarze zerrissene Jeanshose und eine offen stehende Lederjacke ebenfalls in Schwarz. "Ha, der Clown geht als Joker, was für eine Ironie, findest du nicht auch", lachte ich amüsiert und zog an einer seiner gift-grünen Strähnen. Ich wusste, dass es kein Zufall war. Den Blicke der Jungs nach zu urteilen, waren sie dafür verantwortlich, dass Jack und ich, jetzt wie ein frisch verliebtes Pärchen wirkten, das alles teilte und gleich machte. Die Basketballmitgliedern könnten sich kaum das lachen verkneifen.

Ich hatte einige Wochen zuvor, davon geredet, dass ich zu Halloween als Harley Quinn gehen würde. Pff, den werde ich nie wieder etwas erzählen! Dachte ich und schenkte allesamt einen warnenden Blick. "Tja, ich bleibe mir eben treu, im Gegensatz zu dir, die nicht als Teufel oder Hexe gegangen ist", konterte er zurück und musterte mich dabei einmal auffällig von oben bis unten.

"Hey, habt ihr Lust bei unserem Wettbewerb mit zu machen", wurde unser Geschäft unterbrochen. Neben uns tauchte einer der Gastgeber auf. Soviel ich weiß, hieß er Rafael, der mit seinem Zwillingsbruder John in unsere Parallelklasse ging. "Wettbewerb", fragte ich und verzog das Gesicht verwirrt. "Mein Bruder und ich haben aus Spaß überlegt, ob wir einen kleinen Kostümwettbewerb machen! Die anderen Gäste dürfen abstimmen, welches Paar das beste Kostüm hat und die Gewinner bekommen dann einen Preis", antwortete John, begeistert von ihrer Idee und und klatschte wie ein Junkie in die Hände.

Ich wollte ihm gerade klar machen, dass wir kein Pärchen waren, da schnitt mir Jack das Wort ab. "Und was genau gibt es zu gewinnen", fragte Mister J's Double und griff nach den Strähnen einer meiner Zöpfe, um mit ihnen spielen zu können. Das ließ ich jedoch nicht zu und schlug seine Hand beiseite. Jack hob schützend die Hände in die Luft, als er meinen Blick sah, der soviel hieß wie; nimm deine Pfote von mir! "Zwei Flaschen Karneval Wodka", antwortete Rafael, der plötzlich zwischen mir und Jack auftaucht und seine Arme um uns legte.

Etwas angewidert, drehte ich meinen Kopf zur Seite, als seine Alkoholfahne entgegen kam. "Okey, wir machen mit", entschied Jack einfach, ohne nach meiner Meinung zu fragen. Ein belustigtes Schmunteln legte sich auf seine Lippen, als er meinen fassungslosen Blick sah. Protestierend schüttelte ich den Kopf und verschränkte stur die Arme  vor der Brust. "Ach komm schon Camila! Ihr beide seht perfekt zusammen aus, ihr müsst euch ja nicht küssen oder so", meinte meine Freundin Lis, etwas weiter abseits bei den anderen Jungs, die das Gespräch scheinbar voll und ganz mitbekommen hatte.

Ich zog meinen Kopf ein, da mein Gesicht sicher gerade ritt wie einen Tomate wurde. Küssen? Ich und Jack? Der Gedanke, dass wir uns schon einmal geküsst haben, machte es dabei nicht gerade besser. Aber Gott sei dank, war das Licht im Raum so gedämpft, dass keiner in der Runde es mitbekam. Da ich nicht weiter sagte, fasste John das als ein Ja auf und schrieb unsere Namen auf eine Liste.

Jack ließ seinen Blick durch die runter schweifen bis er sagte: "Wenn ihr uns jetzt bitte entschuldigen könntet! Ich würde gerne mit meiner Partnerin tanzen!" Leicht überfordert hob ich eine Hand und versuchte ihn davon abzuhalten: "Ähhh...warte mal, ich..." Doch er hatte schon längst nach meiner Hand gegriffen und mich von der Gruppe weggezogen. Etwas unbeholfen, stolperte ich ihm hinterher und versuchte nicht im nächsten Moment den  Boden zu küssen. Hätte Jack mich nicht an der Hand gehalten, wäre ich wahrscheinlich in der Welle der Menschen versunken.

Einige Personen tanzten nahe umschlungen zum ruhigen Beat der Musik. In einer etwas abgelegenen Ecke war genug Platz für uns, weshalb Jack stoppte und ich wortwörtlich gegen seine Brust knallte. Er legte seine Arme um meine Hüfte und zog mich so noch weiter zu sich. Mit aller Kraft versuchte ich mich von ihm zu drücken, doch als ich merkte, dass der Tattoowierte zu stark war und es keinen Sinn machte, gab ich auf und ließ es zu. "Sturkopf", lachte er amüsiert, so leise, dass nur ich es mitbekam. Er drückte meinen Kopf behutsam gegen seine Brust.

"Selber, du Idiot", nuschelte ich gegen seine Brust und krallte mich in seine Lederjacke. Ich schloss kurz meine Augen und sog für einen kurzen Moment sein Aftershave ein. Dabei konzentrierte ich mich voll und ganz auf seinen ruhigen Herzschlag, der mich nach und nach so langsam entspannte...

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