17. Shoppingtime

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Wir fuhren nun schon seid zehn Minuten und saßen schweigsam neben einander, während ich die vorbeiziehenden Autos beobachtete. Sie machten mich echt müde. Zum Glück dauerte es nicht lange, da brachte Jack auch schon den Wagen zum stehen. Ich stieg aus dem Maserati und fand mich auf einem kleinen Parkplatz der Innenstadt wieder. Jack legte seine Hand an meinen Rücken und drückte mich in die Richtung ein teuer wirkenden Ladens.

Obwohl es so früh am Morgen war, zogen Massen von Menschen hastig an uns vorbei. Ich war jetzt schon genervt.  Ohne Rücksicht rempelten sie mich an, weder beachteten sie mich, noch entschuldigten sie sich dafür. Bei Jack war das ganz anders. Schon aus Prinzip gingen sie ihm aus den weg. In diesem Moment wünschte ich mir so groß wie er zu sein oder auch so fiele Tattoos zu tragen, um für mein Umfeld wie ein Krimineller zu wirken.

Jack öffnete die Tür, sofort umhüllte mich ein angenehmer Duft nach Rosen. "Kann ich Ihnen helfen", fragte eine elegante gekleidete Frau mittleres Alters und lächelte uns an. Meiner Meinung nach, trug sie für ihr Alter etwas zu viel Make-up, aber das ist ja jedem selbst überlassen. "Nein danke, wir finden schon selber zurecht", antwortete Jack ebenfalls freundlich und lächelte charmant. Die Verkäuferin nickte kurz verständlich, bis sie sich wieder ihrer Arbeit zuwendete.

"Bist du dir sicher, dass wir zurecht kommen", flüsterte ich ihm zu und schielte zu der älteren Dame, welche gerade in irgendwelche Dokumente vertieft war. Ich bekam nur ein amüsiertes Lachen von Jack, darauf folgte ein eindeutiges Nicken. "Na los, such dir eins aus", meinte er nur und setzte sich auf einer der Sessel an der Wand. Er kramte sein Handy aus der Hosentasche und schenkte mir keine weitere Aufmerksamkeit mehr. Etwas unsicher ließ ich meinen Blick über die vielen Kleider wandern, doch keines von ihnen sprach mich an.

Nach fünf Minuten purer Ratlosigkeit, blickte ich zu dem Achtzehn-jährigen, welcher noch immer die Augen nicht vom Handy lassen konnte. Doch er hob seinen Kopf und musste schmunzeln, als ich so verzweifelt in der Mitte des Raumes stand. Wortlos steckte er das Smartphone weg, stand auf und steuerte auf die Kleider zu. Ich stellte mich neben ihn und beobachtete Jack dabei wie er nachdenklich auf die Kleidungsstücke starrte.

Wenig später griff er nach einem, dann nach einem zweiten und einem dritten. "Hier probier die an", meinte Jack und lächelte mich unschuldig an, als er mir die Kleider entgegen hielt. Ich betrat skeptisch die Umkleide und zog mir das erste Kleid an. Nun wusste ich, warum er so unschuldig geschaut hatte. Ich luckte mit dem Kopf aus der Umkleide, mit der Absicht meinen Körper bedeckt zu halten und sagte böse: "Nein!" "Na los, zeig schon", befahl Jack neugierig und versuchte eine Blick zu erhaschen.

Er saß auf einer Bank direkt vor der Umkleidekabine. Etwas zögerlich zog ich den cremefarbenen Vorhang zu Seite und präsentierte mich etwas unbeholfen vor Jack. Er pfiff und sagte mit einem verschmitzten Lächeln: "sexy!" Am liebsten wäre ich im Boden versunken. Mir war es auch nach fast sechsten Jahren, in denen wir uns kannten, unangenehm SO vor Jack zu treten. "Was hast du denn", meinte Jack und zuckte mit den Schultern, "du siehst verdammt gut aus!"

Ich drehte mich zu dem großen Spiegel und betrachte meinen Körper. Er hatte schon recht, wie ich zugeben musste, aber dennoch; der rosa Stoff war viel zu freizügig und auffällig für meine Verhältnisse. Der Ausschnitt entblößte meinen halben Busen und auch mein Rücken lag komplett frei. Links und rechts zwei Schlitze, die fast bis zur Hüfte führten und meine langen gebräunten Beine zeigten. "Nein", sagte ich und entschied mich somit gegen das Spitzenkeid, "es mag zwar sein, dass ein dein Geschmack ist, aber definitiv nicht meiner!"

Jack verdrehte sichtlich die Augen und lehnte sich vor. "Warum, es sieht doch heiß aus! Ich kann dich echt nicht verstehen", beschwerte er sich und schüttelte verständnislos den Kopf. Heiß?! Dachte ich und hob eine Augenbraue. "Entschuldige dass ich nicht einer deiner Barbies bin, die wenn es sein müsste, auch halbt nackt hin gehen würden", meinte ich vorwurfsvoll und stemmte die Arme in die Seite, " außerdem ist das eine Spendengala und keine Erotikmessen!"

Ohne auf ein weiteres Wort von ihm zu warten, drehte ich mich um und verschwand wieder in der Umkleide. Aber auch die nächsten paar waren absolut nicht mein Geschmack. Eins schlampiger, als das andere. Ratlos lehnte ich meine Stirn gegen den kalten Spiegel und schloss meine Augen. Eigentlich brauche ich beim shoppen nie lange, aber bei so einem Begleiter, war das um einiges komplizierter. Warum beschwerte ich mich eigentlich! Ich konnte froh sein, dass Jack mir dabei halt. Ohne ihn hätte ich schon längst aufgegeben.

"Hier versuch das", riss mich Jack aus meinen Gedanken und zwang mich so, die Augen zu öffnen. Mein Modeberater hatte seinen Arm in die Umkleide gesteckt, während er, mittlerweile das fünfte oder sechste Kleid, in der Hand hielt. Ich hatte aufgehört zu zähle. Hoffnungslos nahm ich es entgegen und zog es mir an. Doch ich stellte mich etwas blöd beim schließen des Kleides an, da es am Rücken nur von Fäden zusammen gehalten wurde.

"Jack? Kannst du mir kurz...helfen", rief ich etwas zögerlich nach seinen Namen und drehte mich mit dem Rücken zu dem Vorhang. Ich vernahm gedämpfte Schritte und dann wie der Stoff ein Stück zur Seite gezogen wurde. "Kannst du es für mich zuschnüren", flüsterte ich und schielte nach hinten, in der Hoffnung  es würde ihm keine Umstände machen. Es wurde still und ich dachte kurz Jack hätte mich nicht verstanden, doch dann spürte ich, wie er meine langen braunen Haare zur Seite schob.

Seine raue große Hand war so kalt, dass ich zusammen zuckte und dennoch war es eine sanfte Berührung. Jack war mir so nahe, dass ich seinen Atem in meinen Nacken kitzeln spürte. "So", hauchte er gegen mein Ohr, das es bei mir Gänsehaut verursachte. Ich drehte mich langsam zu Spiegel und betrachtete mich erneut. Jack stand neben mir und ließ ebenfalls seinen Blick über meinen Körper schweifen.

"Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass dir dieses Kleid nicht gefällt", fragte Jack mit einem breiten Grinsen im Gesicht, während er die Arme vor der Brust verschränkte. Das Kleid war in einem strahlenden Weiß, war rückenfrei und hatten einen Schlitz auf der rechten Seite. Der helle Stoff spannte sich über meine Oberweite und betonte meine schlanke Figur. Schlicht, aber schön. Ich drehte mich zu Jack und sah ihn an. "Was sagst du", fragte ich, noch etwas unsicher und fuhr mir durch die Haare. Wieder ein Grinsen seiner Seite.

"Ich finde; dieses Kleid ist wie geschnitten für dich", Jack legte seine Hand an meine Wangen und strich mit seinem Daumen über meine Haut, "es passt zu deinen schönen hellen Augen!" Verträumt und mit offen stehenden Mund sah ich ihn an. Meinte er das ernst oder wollte er so schnell wie nur möglich den Laden verlassen. Ich griff nach dem Preisschild, welches an dem Trägern des Kleides hang um den Wert zu checken. 3.000$ für ein Kleid! Dachte ich, als ich die hohe Summe, schwarz auf weiß, las.

"Ich hab aber keine dreitausend Doller", meinte ich etwas enttäuscht und starrte gegen Jacks breite Brust. "Muss du doch auch nicht", lachte er und hielt mir wenig später eine mattschwarze Kreditkarte unter die Nase, "ich zahle es!"

HateloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt