"Danke", sagte ich freundlich, als uns eine Bedienung mit Tablett zu uns kam und Champagner anbietete. Ich griff nach einem Glas und auch Jack neben mir tat es, bevor die Blondine freundlich lächelte und auf die nächsten Gäste zuging. "Sag mal; warum bist du eigentlich nicht alleine gegangen", fragte ich Jack, während ich meinen Blick durch den Raum und über die ganzen Leute schweifen lief. Ein tiefes Ausatmen war recht neben mir zu vernehmen.
Wir hatten uns mittlerweile näher an die Bühne gestellt, da Jack meinte, dass jeden Moment Mister O'Neill eine Rede halten würde. Jack lehnte sich zu mir rüber, ich konnte seinen warmen Atem an meinem Ohr spüren. Eine angenehme Gänsehaut überzog meinen Körper. Er strich mir eine Strähne hinter mein Ohr und flüsterte: "dann hätte ich mit dem alten verwitweten Millionärsfrauen tanzen müssen!" Ich kicherte, als Jack dabei in die Richtung eines rundes Tisches zeigte, an dem einige ältere Damen saßen, die sicherlich schon einige Prozente Alkohol im Blut hatten.
"Ach komm! Die sehen doch nett aus", witzelte ich und zwinkerte meinem Partner, an diesem Abend, zu. Jack hob nur eine Augenbraue und nahm einen großen Schluck von seinem Glas Champagner. Doch sofort verzog er das Gesicht. "Bahh, ich hasse Champagner", meinte er angewidert und entleerte sein Glas geradewegs in einem nahegelegenen Pflanzenkübel. Ich lachte nur und nahm ebenfalls einen Schluck von dem Edelgetränk.
"Liebe Gäste könnte ich bitte um ihre Aufmerksamkeit bitten", sprach Mister O'Neill, der wie aus dem Nichts plötzlich auf der Bühne stand. Im Raum wurde es so langsam still und auch ich drehte mich gespannt zu den alten Mann. "Vielen Dank, dass sie alles so zahlreich gekommen sind! Ich fühle mich wirklich geehrt", fing er an in das Mikrofon zu sprechen und lächelte die Menge an, "so können wir genug Geld für die Kinderheime in der Umgebung sammeln!" Die Stimme von Mister O'Neill verstummte am Ende und er lächelte, als die Leute zu klatschen anfingen.
Nun wusste ich auch endlich, für was hier eigentlich gespendet wurde. Ein gute Sache wie ich fand, doch Jack war scheinbar einer ganz andern Meinung. "Pff, alles nur dummes Gelaber", meinte er abwertend und schüttelte den Kopf. Verwundert drehte ich mich zu Jack, um mich zu vergewissern, dass ich mich nicht verhört hatte. "Was meinst du", fragte ich, als ich Jacks monotonen Blick sah. Jack wollte etwas erwidern, doch O'Neill schnitt ihm das Wort ab, als dieser seine Rede fortsetzte.
"Ganz besonders möchte ich der Familie Adams danken, sie spenden uns dreißigtausend Doller! James Adams' Sohn ist heute Abend dabei", sagte er und wies dabei in unserer Richtung, "bitte einen großen Applaus!" Jack zwang sich ein Lächeln auf und verbeugte sich, als die Leute klatschten. Die letzten Jahre hatte ich scheinbar was verpasst. Ich war ein wenig geschockt über den Reichtum der Familie Adams. Wow, 30.000 Doller! Dachte ich ungläubig und sah zu Jack auf, der meinen Blick gekonnt ignorierte.
Plötzlich drehte er sich wortlos um, verschwand in der Menge und ließ mich mutterseelenallein zwischen den ganzen unbekannten Gesichtern. Was zum... Ich lief in die Richtung in die er verschwunden war. Und wieder war ich die jenige, die sich etwas unbeholfen durch den Fleischberg kämpfen musste. Als ich es aus der Menge geschafft hatte, sah ich mich erstmals nach dem Miespeter um. Es dauerte eine Weile, bis ich ihn draußen auf der Treppe, welche zu, einer Art, Garten führte, sitzend sah.
Ohne ein Wort setzt ich mich neben ihn auf die vorletzte Stufe und sah ihn an. In der rechten Hand hielt er eine glühende Zigarette, während sein linker Arm lässig über sein Bein lag. Sein Blick war nachdenklich nach vorn gerichtet. Hier draußen war es ruhig, nur das Plätschern des Brunnens einige Meter vor uns und die gedämpften Stimmen im Innern des Gebäudes waren zu vernehmen.
Längere Zeit sagte keiner von uns beiden etwas. Wir lauschten einfach dem leisen Wind, der an uns vorbei zog. "Mein Vater ist naiv...denkt das alles wäre richtig so", brach Jack die Stille und zog wenig später an seiner Zigarette. Langsam ließ er den weißen Rauch aus seinem Mund entgleiten, was mich so dermaßen aus der Bahn warf, dass ich kurz vergaß, wie man atmete. "Aber das alles sind nur Lügner, die Geschäftspartner, wie meinen Vater, manipulieren", setzte er fort und betrachtete kurz die Zigarette in seiner Hand.
"Lügner", hackte ich genauer nach und sah von seinen Lippen, auf zu seinen hellen Augen. Sein Kiefer verspannte sich, was ich genau an seinem Seitenprofil beobachtete konnte. Jack drückte neben sich die Zigarette aus, bis er mir antwortete: "Am Ende geht das ganze Geld sowieso nicht dort hin, wo es hin gehört!" "Jetzt wirst du aber pessimistisch", meinte ich belustigt und stieß ihn mit dem Ellbogen an, in der Hoffnung, ich könne ihn ein wenig aufheitern.
Doch ich scheiterte, denn Jack zwang sich ein Lächeln auf und sagte nicht weiter dazu. "Warum sagst du ihm nichts von deinem Misstrauen", fragte ich und stützte nachdenklich meine Ellenbogen auf den Knien ab. Lachend griff Jack nach dem Whiskyglas neben sich, welches ich zu vor nicht bemerk hatte und trank einen großen Schluck von der transparenten braunen Flüssigkeit. Dabei starrte ich wie ein bekiffter Teenager auf seine Adamsapfel, wenn er schluckte.
"Ich habe es ihm schon millionen Mal gesagt! Er hat mal gemeint; ich würde es als Ausrede missbrauchen, damit ich nicht auf diese blöden Events, wie diese hier, müsse", erklärte Jack und schüttelte fassungslos den Kopf, als er daran dachten. Ich versuchte irgendwie eine Lösung zu finden, scheiterte aber kläglich daran. "Naja, nützt ja alles nichts", stöhnt er gequält, stand plötzlich auf und hielt mir lächelnd die Hand entgegen, "lass uns wieder rein gehen! Wir machen uns den Abend einfach so angenehm wie es geht!" Ach ich lächelte und ergriff seine Hand, bevor wir in das innere des Gebäudes wieder gingen...
..."Gott sei dank ist das endlich vorbei", jammerte Jack genervt, als wir nach über fünf langen Stunden, endlich Zuhause ankamen. Nach mehreren Versuchen, schaffte ich es dann auch endlich, den Schlüssel ins Schloss zu bekommen. Ich musste zugeben, dass ich ein wenig angetrunken war, auch Jack schwankte ein wenig hin und her. Doch obwohl er um einiges mehr an Alkohol zu sich genommen hatte, war er, im gegen Satz zu mir, klarer bei Verstand. Ich trat in die Dunkelheit meines Hauses, gefolgt von Jack, der die Tür hinter sich schloss.
Nur der weiße Mond schien grell durch die Fenster und verhinderte so, dass ich Bekanntschaft mit dem Boden machte. "Ach komm, so schlimm war es doch gar nicht", lallte ich laut und tanzte lachend durch das Wohnzimmer. Lange Zeit sagte Jack nicht, weswegen ich mich auch zu ihm drehte, um mich zu vergewissern, dass er nicht das Haus verlassen hatte. Doch er war nicht gegangen. Der Tattoowierte stand in der Dunkelheit und starrte mich wortlos an.
Aus irgendeinem Grund bekam ich ein unangenehmes Gefühl, als mir seine fast schwarzen Augen im schwachen Licht auffielen. "J-jack", stotterte ich, da er plötzlich mit langsamen und ruhigen Schritten auf mich zukam...
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Hatelove
Roman d'amour..."Ich hasse dich, Jack Adams! Ich hasse dich so sehr", schrie ich wütend und drampelte mit den Füßen auf dem Boden herum. Doch meine Gegenüber lachte nur amüsiert und kam mit langsamen Schritten auf mich zugelaufen. Ich ging selbst einige Schritte...