Just a second (Taekook)

(5) Leere

Was ist passiert?

Immer und immer wieder wird die Frage schreiend in allen Ecken seines Kopfes herumschlagen, welche nach jeder Wiederholung großzügige Mengen Panik in ihn verstreut. Die Augen von ihm klettern hektisch die weißen Wände hoch, als er diese endlich anfängt erkennen zu können - huschen ängstlich über die großen Fenster - aber aggressiv presst der verwirrte Junge sie wieder zusammen.

Aufhören. Aufhören.
Es soll aufhören.

Alarmierend hämmert sein Herz ununterbrochen gegen seinen Brustkorb - hört seine Herzschläge bis zu seinem Ohr hinaufschallen - den schnellen Piepton, der sich in seinem Kopf immer mehr verschrillt und gefühlt nach jedem seiner Atemzüge noch schneller wird - Kopfschmerzen verstärken sich - Atmung flach und schwer - Schläfen pochen aggressiv gegen die dünne Haut - ein gequältes, tiefes Stöhnen wird dem jungen Mann zwischen seinen eingerissenen Lippen entlockt - bis plötzlich - seine weit aufgesperrten Augen starren an die kahle Zimmerdecke und fixieren einen Fleck, welcher sofort von seinen Pupillen angezogen wird.

Beruhigen.
Er muss sich beruhigen.

Selbstkontrolle.

Augen verengen sich, man hört, wie er einen tiefen Atemzug in seine Lunge hineinzieht und versucht diesen wieder sachte aus seinem Körper zu befreien.

Er wiederholt es.

Seine Ängste dürfen keinen Weg zur Außenwelt finden,
dürfen seinen Körper nicht kontrollieren.
Er darf dies nicht zulassen.

Unbewusst lockert sich langsam der Griff,
mit welchem er das Bettlaken krampfhaft gedrückt hielt. Duft von frischen Blumen steigt ihm dabei in die Nase. Seine Sinne fangen an langsam zur Ruhe zur kommen und sich zu fokussieren.

Die Angst ist nur in ihm drinnen,
welche die Realität nicht verändern darf und dazu muss er sie kontrollieren.

Diese Gedankengänge lassen den schwarzhaarigen unerwartet erschauern,
lassen ein komisches Gefühl in seinem Bauch auftauchen - ein Déjà-?, die Tür wird aufgerissen, bevor Taehyung seinen Gedanken nachgehen kann...Der herrische Klang lässt seine angehenden Gedankengängen vergessen - ein Mann erscheint im breiten weißen Türrahmen.

Taehyung erkennt und hört es, wie die Person mit großen Schritten auf ihn zukommt, die Schritte füllen den wieder stillen und ruhigen Raum mit einer dominanten Note aus -
sein Puls hat das Piepen noch rechtzeitig ruhiger machen können.

Zuerst nimmt er den weißen Kittel unmittelbar nach seinem erscheinen wahr und blickt anschließend dem Arzt direkt in seine Augen. In einem warmen braun schimmern sie und das Lächeln des Arztes lässt einem irgendwie etwas vertrautes fühlen.
Etwas tiefer rutscht der Blick von Taehyung, verfestigt gezielt das Namensschild des jungen Arztes.

'정호석', fokussieren seine Augen.

'Jung Hoseok', reagieren lesend seine Gedanken im Kopf.

Der Arzt fährt mit seinem behutsamen Blick langsam über seinen verletzten Patienten unter sich, welcher mittlerweile mit seinen dunkel braunen - fast schwarzen Augen gefesselt zu ihm hinaufschaut.
Seine länger gewordenen schwarzen Locken liegen ihm zwar schon leicht über seinen Augen, jedoch sind sie trotzdem mehr als deutlich zu erkennen.
Mehr als deutlich ist der Ausdruck in ihnen zu erkennen. Der Ausdruck in Taehyung's Augen vermitteln einen eine kalte Leere. Starr ist der Blick auf Hoseok gerichtet und er wird dabei von seinem Patienten scharf in dessen Visier gesperrt. Aber der Arzt behält stets sein optimistisches, liebes bekanntliche Lächeln.

Erwidert wird sein Lächeln aber nicht.

Endlich wird die kurz anhaltende angespannte Stille unterbrochen.

"Ich freue mich, dass Sie endlich wach sind!
Sie befinden sich in Seoul, im Sunjin Krankenhaus.
Ich bin Doktor Jung und bin für Sie verantwortlich.
Wie fühlen Sie sich denn?", wird Taehyung mit einer liebevollen Stimme empfangen, dessen Sanftheit sich zusätzlich ohne Unterbrechung im Blick des Arztes widerspiegelt.

Endlich?

Spukt es nur auf die Worte des Arztes dem Verletzten in seinem Kopf herum und lassen ungewollt kurz eine Unsicherheit in seinen Augen aufblitzen.

"Endlich?", raunen vorsichtig seine zu langen ungenutzten Stimmbänder nach, seine Stimme klingt tief - tiefer als gewöhnlich. Das Vibrieren seiner Stimmbänder begrüßt seinen trockenen Hals mit einem ungewohnten, unangenehmem stechenden brennen, wodurch Taehyung sich selbst mit Schwäche kennzeichnet.

Weiterhin ist Taehyung's Blick eng mit dem des jungen braunhaarigen Mannes vor sich verbunden, als er dabei von dessen Augen ablesen kann.
Sieht die plötzliche auftretende Unsicherheit in den Augen des Arztes auffunkeln,
hört ihn mit mehr Druck ausatmen,
erkennt wie sein Lächeln allmählich an Herz verliert und fühlt, wie Ernsthaftigkeit stattdessen dessen Platz einnimmt.

"Ich muss Ihnen leider sagen, dass Sie zwei Wochen lang im Koma lagen, weil Sie schwer von einem Auto angefahren wurden...Wir vermuten, dass die Person zwar den Notruf wählte... jedoch begab diese anschließend Fahrerflucht."

Diese Sätze verlassen sehr vorsichtig den Mund des braunhaarigen, welcher dabei den intensiven Blickkontakt zwischen den beiden weiterhin standhaft bleibt.

Taehyung fühlt, wie der Arzt auf seine Reaktion abwartet. Liest in den nussbraunen Augen die Besorgnis des Arztes wegen seiner möglichen Antwort ab.

Jedoch reagiert der Patient nicht indem er etwas sagt.

Die Augen von ihm bleiben kühl.
Er fühlt sich nicht verwirrt,
fühlt sich nicht traurig,
fühlt keine Angst, fühlt keine Wut -
er fühlt nur das Gefühl von Leere.
Das, was seine Augen schon von dem Moment erzählten, als sie zum ersten Mal die des Arztes erblickten.

Hoseok stößt nochmals einen tiefen Atemzug aus seinem Mund aus, als er wahrnehmen kann, wie sich sein ungutes Gefühl allmählich dabei ist sich zu bestätigen.

"Können Sie sich an etwas erinnern? An dem Unfall zum Beispiel?", der schwarzhaarige wird mit der nächsten Frage konfrontiert - diese Frage ist anders,
seine Reaktion bleibt gleich.

Nur noch tiefer verlieren sich Taehyung's Augen in die des gegenüberstehenden, verlieren jede weitere gezählte Sekunde mehr an Ausstrahlung - seine Seele wird nun endgültig ins dunkle unergründliche Leere gezogen - als die Antwort sich in seinem schweren Kopf ausspricht:

Nein.

Er kann sich nicht erinnern.
Er kann sich an gar nichts erinnern.

Erinnert sich,
er erinnert sich noch nicht mal an sich selbst.

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Hey! Danke, dass du dir das Kapitel durchgelesen hast & ich hoffe es hat dir gefallen, gib mir gerne Feedback!:) Am Mittwoch werde ich dann das Nächste hochstellen und hoffe du bist weiterhin dabei ☺ Bis dahin und wünsche dir noch einen schönen Tag!🌻

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