(16) Wer

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Kurz. Ganz kurz erkennt Jungkook plötzlich zum ersten Mal eine richtige Reaktion in der sonst nichtsaussagenen Leere in den Augen von Taehyung aufblitzen.

Dessen Pupillen zucken verunsichert nach unten, als er nicht damit rechnet, von dem unbekannten Jungen genau diese Frage zu hören und damit konfrontiert zu werden.

Er entfesselt sich also damit aus dem zuvor intensiven Augenkontakt, welcher zwischen ihm und Jungkook herrschte.

Die unerwartete Gegenfrage sorgt dafür, dass Jungkook richtig einen Nerv bei dem Patienten trifft und Taehyung die Anspannung und Verunsicherung über seine Augen ausdrückt- bevor seine Seele unmittelbar danach wieder in seinem persönlichen, einsamen Meer hineinfällt und davon umschlungen wird. Denn keine Antwort, nur eine Antwort erfüllt von unwissender leere, könnte er widergeben.

In diesem, in seiner persönlichen, schwarzen tiefe, sinkt er alleine immer weiter und weiter. Niemand ist bei ihm, alles ist dort dunkel. Schafft es nicht, etwas oder jemanden zu erkennen. Er ist ganz alleine. Nur umhüllt von Kälte und einsamer Dunkelheit, in welcher er sich immer mehr verliert.

Das. Das kann man in seinen Augen erkennen. Es ist nicht so, dass man nichts erkennt.

Sondern man erkennt gerade das Nichts.

Ein paar Sekunden, ja für wenige Sekunden, konnte Jungkook durch ihn durchdringen-
bis Taehyung wieder mit dem geistlosen Blick den grauen Fußboden anstarrt, als die gerade, alles entscheidende Frage, zusammen mit der Stimme des fremden Junges durch seinen Kopf kriecht- Wer bist du?

Jungkook's Vermutung bestätigt sich damit. Aber er kann nicht lange über seine angehenden Gedankengänge nachdenken, denn die Zimmertür wird aufgemacht und eine junge Frau in einem Schwesternkittel tretet hinein. "Guten Tag, wir kennen- Entschuldigung?
Was machen Sie hier?", ihr Blick fällt, sehr aufmerksam, auf den immer noch sitzenden Jungkook.

"Wer sind Sie? Sind Sie ein Familienmitglied des jungen Mannes?" Der angesprochene holt nervös tief Luft und steht druckvoll auf. Das Buch rutscht von seinem Schoß und knallt auf dem Boden. Der Blick ist angespannt, presst seine Zähne erneut verkrampft auf seine zerbissene Unterlippe hinunter.

"Ich wollte jetzt sowieso gehen", stammelt der Junge nur verschwitzt mit geräuspert nervösen Stimme und zögert nicht, sich mit viel zu schnellen Schritten an der Schwester vorbeizudrängeln "Hey!" und den Flur erst zügig hinunter zu gehen, bis seine Beine die Geschwindigkeit bei jeden neuen Schritt zum rennen erhöhen. "HEY!", empört dreht sie sich um, schreit in den Gang hinein. "Haltet den Jungen!" Jungkook dreht sich nicht um. Sieht keinem in die Augen. Spürt aber wie die Blicke ihn deutlich verfolgen und ihm nachjagen.

Taehyung hat in dieser Zeit seine Umgebung ausgeblendet. Bekommt nichts mehr mit.
Die Krankenschwester nicht, oder bemerkt nicht wie der unbekannte Junge die Flucht ergriff.

Nur den Blick weiter auf den grauen Boden gerichtet. Hat kein Körpergefühl mehr. Kein einzigen Gedanken außer die Stimme des braunhaarigen Junges:

Wer bist du?

"Wer?", hauchen Stimmenbänder zittrig nach. Atmung ist flach. Augen blinzeln nicht. Existiert er überhaupt? Hat er überhaupt jemals..? -eine Hand- seine Schulter fühlt eine Hand. Unmittelbar danach drückt er sein Körpergewicht zur anderen Seite und stößt ohne aufzublicken diese achtlos von seiner Schulter. "Tut mir leid", zischt die Krankenschwester verunsichert und geht schnell einen Schritt zurück.

Taehyung's Augen können sich nur schwer von dem Boden lösen.

Anstrengend.
Alles ist so anstrengend.
Jede kleinste Bewegung.
Jeder einzelne Atemzug-
jeder einzelne Atemzug, welcher den Jungen verspricht, dass er am Leben ist.

Am Leben. Ist er am Leben? Fühlt es sich so an? Fühlt es sich so an zu Leben? Wieso fühlt es sich so an, als ob er nicht lebendig wäre. Wieso fühlt es sich so als wäre er- "Wer?", seine Augen finden die, der Krankenschwester.

Mit seiner tiefen gehauchten Stimme spricht er mit diesem einzigem Wort die Frau an, die geistlosen dunklen Augen mit der gefüllten Leere dringen in den verunsicherten Blick von ihr hinein.

"Wer?", wiederholt Taehyung. Kaum hörbar. Seine Stimme ausgekühlt. Hände fangen zu zittern an. "Wer?" -zittern stärker- seine Atmung immer flacher.

Am Leben? Wieso fühlt sich so an, als wäre er den Tod so viel näher?

Am Leben? Wieso fühlt sich so an, als wäre er den Tod so viel näher?

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Hey, ich danke dir fürs lesen!☺

Ich weiß es ist immer noch ein bisschen deep, leider muss man bei meiner Geschichte etwas geduldiger sein 👉👈

Jetzt wird Taehyung wohl von Gefühlen überschüttet, ich hoffe ich konnte diese ganz gut rüberbringen.. in der Situation kann ihm denke nur noch ein bestimmter Arzt helfen 🤔💜

Ich wünsche dir einen schönen Dienstag!☺

💜💜💜

Just a second (Taekook)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt