Nachdem ich mich für ein paar Stunden hinlegte, um ein neues Buch zu lesen, bekam ich eine Nachricht auf meinem Handy. Genervt stand ich auf und holte mir es dann.
»Ich hole dich gleich ab.«
Verwirrt schaute ich die Nachricht an, bis mir dann ein Licht aufging.
Daniel. Unsere Abmachung. Die Gala.
Ich hatte es einfach komplett verdrängt. Hektisch rannte ich in meinem Zimmer rum. Was sollte ich nur tun? Ich hatte mich noch gar nicht vorbereitet.
Ich musste improvisieren. Also holte ich mir schnell ein Sommerkleid aus meinem Schrank. Kleider für Feiern wie diese Gala besaß ich nicht, die waren mir zu unangenehm und störten nur.
Das Sommerkleid sah aber eigentlich ganz akzeptabel aus. Es war schulterfrei und in einem kompletten weiß gehalten. Um die Taille herum hatte es noch einen hellbraunen Gürtel.
Dazu nahm ich mir schnell hohe Schuhe in schwarz und kämmte dann meine Haare. Für ein starkes Make-Up hatte ich keine Zeit mehr, Wimperntusche und Lippenstift müssten es auch tun.
Schnell holte ich mir noch meinen mit silbernen Steinen besetzten Clutch und machte mich auf den Weg nach unten. Das Auto von Daniel konnte ich schon draußen sehen.
Auch wenn es mir nicht gefiel, mich so aufzustylen, wir Andersons hatten hier immer noch einen Ruf, den wir nicht durch ein Outfit verlieren wollten.
»Mom, ich gehe aus«, rief ich zu ihr und nahm mir meine Jacke. Sie eilte zu mir.
»Schatz? Habe ich mich verhört? Du gehst mit jemanden aus? Wer ist denn der nette Herr?«, bombardierte sie mich grinsend mit vielen Fragen, doch dafür hatte ich keine Zeit.
»Mom, ich habe es echt eilig, also muss los. Bin vor 12 noch zu Hause«, rief ich dann, während ich die Haustür schloss.
»Habt viel Spaß«, rief sie mir noch zu. Genau, Spaß haben. Das ich nicht lache.
Ich lief um das Auto herum und öffnete die Beifahrertür. Ohne ihn zu begrüßen, saß ich mich hin und starrte nach draußen.
Den Abend könnte ich genauso auch für was anderes nutzen.
»Du siehst ja in guter Kleidung ganz akzeptabel aus«, kam es von Daniel.
»Sollte das jetzt eine Beleidigung oder ein Kompliment sein?«, fragte ich ihn leicht verwirrt.
»Sagen wir mal beides«, antwortete er dann und startete den Motor. Ich verdrehte nur meine Augen und sagte nichts mehr dazu. Die Autofahrt verlief still und wir kamen schnell an.
Zusammen stiegen wir aus und er nahm plötzlich meine Hand. Bevor ich was erwidern konnte, näherte er sich mir etwas.
»Vergiss nicht, heute Abend bis zu meine Freundin.«
Meine Atmung verschnellte sich. Noch nie hielt ein Junge meine Hand. Obwohl es dieser Vollpfosten war, wessen Freundin ich spielen sollte, spürte ich trotzdem ein starkes Kribbeln im Bauch und meine Knie wurden weich.
Ich musste meinen Körper unter Kontrolle kriegen, sonst wäre es das Ende für River und mich. Also atmete ich tief ein und versuchte selbstbewusst wie möglich zu wirken.
Wir gaben unsere Einladungen ab und liefen dann hinein. Auf so einer Gala war ich nicht zum ersten Mal. Früher, als mein nutzloser Vater mit uns hierher kam langweilte ich mich immer zu Tode. Seitdem er sich mit seiner Tusse verkrochen hatte, war ich nie wieder an solch einem Ort.
Einen großen Unterschied hatte dieser Raum mit denen von früher nicht. Hinten spielte ein Orchester irgendwelche klassischen Stücke, die einem zum Einschlafen brachten. Seitlich am Raum war ein Buffet zu sehen und in der Mitte waren natürlich die ganzen Leute verteilt, die über verschiedene Sachen sprachen.
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Silks of Heaven | ✔︎
Teen FictionNie wäre Heaven auf die Idee gekommen, dass der ruhige Außenseiter aus dem Geschichtskurs irgendwann einmal eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen würde. Doch hier war sie nun. Reisend zwischen Raum und Zeit, zwischen Realität und Fantasie, zwis...