Langsam drehte ich mich um und das aufpassend, damit er mit seinem Schwert mir nicht die Kehle durchschnitt. Als er dann in mein Gesicht blickte, weiteten sich seine Augen und er nahm sein Schwert wieder zurück.
Zum Glück.
»Eine junge Lady alleine im Wald und hinter einem unverheirateten Mann her. Was man sich da nur denken würde«, sprach er und sah mich stirnrunzelnd an.
Geschockt schnappte ich nach Luft. Nur weil ich aussah wie ein Stalker, hieß es nicht gleich, dass ich auch einer war. Ich interessierte mich einfach nur für das Leben anderer.
»Ich habe Euch nicht verfolgt mein Lord, ich war zufällig hier«, log ich und sprach extra mit der Höflichkeitsform, um glaubwürdiger rüber zu kommen.
Er aber nur lachte kurz auf und sah mir sah mir dann tief in die Augen. Ich musste zugeben, dass dieses raue Lachen verdammt heiß klang.
Kein Wunder, er sah sich auch eins zu eins aus wie River und hörte sich auch genauso wie er an. Also wunderte es mich nicht, dass ich hier schon von den ganzen Schwärmereien fast bewusstlos umfiel.
»Zufällig? In Eurem Nachtkleid?«, amüsiert fuhr er mit seinen Augen meinen Körper ab und wieder auf. Ich stand hier mit zerzausten Haaren, einem dünnen Nachtkleid und komischen Sandalen.
Wie glaubwürdig.
»Ja, ich wollte einen Spaziergang machen«, versuchte ich mich weiter zu retten und hob leicht meinen Kinn, um selbstbewusster rüberzukommen. Zu meinem Glück würde ich aber höchstwahrscheinlich nur noch einen größeren Idiot verkörpern, als ich es eigentlich schon tat.
Er schüttelte nur mit dem Kopf. Dabei bewegten sich auch seine etwas längeren Haare, was zugegebenermaßen auch wieder richtig scharf aussah. Wäre ich Adeline und er kein so großes Arschloch, könnte ich mir vielleicht sogar eine Beziehung vorstellen.
Aber er war weder das eine noch war ich das andere. Also würde es schon von Anfang an gar nicht funktionieren.
»An was denket Ihr?«, fragte er mich. Ich zuckte nur meine Schultern. Die Wahrheit musste er ja nicht unbedingt erfahren.
»Ich bin müde. Ihr seid es bestimmt auch, lasset zurückkehren«, gespielt fing ich an zu gähnen und drehte mich dann ohne auf eine Antwort zu warten um. Erleichtert atmete ich aus, als ich die schweren Schritte hinter mir hören konnte.
Ich musste mir in Chicago diese komische Altsprache wieder abgewöhnen. Sonst würde ich nur noch wie ein gestörter Game of Thrones-Fan rüberkommen, der alles tat um die fiktionalen Figuren zu verkörpern.
Ich war zwar verrückt nach dieser Buchreihe und auch nach der Serie, doch als ein Mittelalter-Freak wollte ich nicht abgestempelt werden.
»Wieder seid Ihr in Euren Gedanken. Erzählet mir, an was denket Ihr?«, fragte mich Alexander zum zweiten Mal.
»Ich würde es Euch gerne sagen, doch mein Lord, Ihr habet keine Ahnung darüber«, antwortete ich zuckersüß und lief einfach weiter. Wie sollte ich ihm erklären, was Game of Thrones war? Abgesehen davon würde ich auch Stunden für die Erklärung einer Serie brauchen.
Auf einmal setzte er sich auf den Boden. Na gut, nicht ganz, es war ein Stein auf welchem er draufsaß. Freundlich lächelnd klopfte er mit seiner Handfläche auf den anderen Stein.
Was sollte das sein? Wollte er mich etwa sitzend umbringen?
Ich widersprach aber nicht. Also setzte ich mich ihm gegenüber und sah ihn fragend an.
»Egal was es ist, ich möchte Eure Gedanken erfahren. Als Euer zukünftiger Ehemann möchte ich wissen, was sich in Eurem kleinen Kopf abspielt«, ich konnte wieder dieses eine Funkeln erkennen. Wie das, welches River in seinen Augen hatte.
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Silks of Heaven | ✔︎
Novela JuvenilNie wäre Heaven auf die Idee gekommen, dass der ruhige Außenseiter aus dem Geschichtskurs irgendwann einmal eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen würde. Doch hier war sie nun. Reisend zwischen Raum und Zeit, zwischen Realität und Fantasie, zwis...