Chapter 32

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»Wir sind da«, brummte der Fahrer und hielt einige Meter entfernt an. Ich gab ihm das Geld und stieg dann aus.

Meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an und eine kleine Stimme in mir sagte mir sogar, dass ich am besten wieder zurückkehren sollte. Doch ich konnte jetzt nicht einfach gehen.

Und meine Theorie darüber, dass River sich höchstwahrscheinlich hier befinden würde, bestätigte sich auch, als ich sein Auto keine 15 Meter entfernt sah. Mit einem mulmigen Gefühl drückte ich auf die Klingel und sah dann in das eigentlich so freundlich lächelnde Gesicht des Dienstmädchens. Doch in dem Moment sah sie mich einfach nur geschockt aus und war den Tränen nah. Verdammt.

»Kann ich reinkommen?«, fragte ich flüsternd. Irgendwie wollte ich noch nicht, dass die beiden uns hörten. Mit einem starken Kopfnicken öffnete sie die Tür und ließ mich rein.

»Im Wohnzimmer«, sprach sie leise zu mir. Ihre Stimme zitterte und ich wusste, dass das hier noch die Ruhe vor dem eigentlichen Sturm war.

Und ich hatte auch Recht, als ich plötzlich ein lautes Krachen vom Wohnzimmer aus hörte. Fast schon geräuschlos tapste ich zu den beiden Jungs.

»Raus aus meinem Haus du Bastard«, schrie Daniel River an. Bis hier her konnte man die Aggressivität aus seiner Stimme heraushören.

Angekommen lehnte ich mich an der Türlehne an, um nicht gesehen werden zu können.

»Du sagst mir jetzt, was das bedeuten soll. Wie kann es sein, dass ich auch Erbe von eurer verdammten Familie bin?«, schrie River zurück und hielt den Zettel hoch. Das war es also, was der ältere Mann vorhin meinte.

Er wusste davon nichts. Gleich würde er es erfahren. Er würde erfahren wie seine Mutter seinen nicht leiblichen Vater betrogen hatte. Er würde erfahren, wie sein eigentlicher Vater ihn abgestoßen hatte. Und er würde erfahren, wie sein leiblicher Bruder ihm das Leben zur Hölle machte.

River, es tut mir so leid. Du hast ein beschissenes Leben und verdienst nichts von all dem.

»Du dachtest wirklich, meine Familie würde dir das Geld geben? Du bist ein Nichts Smith, ein Nichts, welches sich sofort wieder in sein Ghetto verkriechen sollte«, brüllte Daniel River an. Ich konnte sehen wie River seine Hände zu Fäusten ballte und wirklich versuchte seine Wut zu kontrollieren. Doch Daniel provozierte ihn. Er wusste ganz genau, dass River auch einer der Erben war, doch er wollte das alles hier abstreiten und ihn noch weiter runter machen.

Wir waren aber nicht in der Schule. Und ich bin mir sicher, dass sich River dann auch nicht an diese Regeln halten würde.

»Du sollst mir doch nur sagen was das alles zu bedeuten hat! Warum lässt dein Vater mir so ein großes Erbe? Er kannte mich doch nichtmal, was zum Teufel geht hier vor sich?«, knurrte River und näherte sich Daniel. Ich konnte die Wut aus seinem Gesicht wortwörtlich rauslesen. Noch nie sah ich ihn so aufgebracht, wie ich es heute tat.

»Es war ein Fehler, was kapierst du nicht? Meine Anwälte werden das klären, also verpiss dich bevor ich dich es bereuen lassen werde«, schrie Daniel ihn an. Doch River dachte nicht ans Gehen. Dieser Junge war nicht dumm. Er wusste, dass hier was faul war.

Mit voller Wucht zog er Daniel an seinem Kragen und sah ihn mit dunklen Augen an.

»Du kleiner Bastard traust dich?«, Daniel lachte auf. Doch es war nicht dieses normale Lachen, nein, es war ein krankhaftes Lachen. Mir ging es kalt den Rücken runter, und das nur vom Hören.

Ich konnte diese Anspannung bis hierher spüren. Plötzlich hob River seine Faust und wollte Daniel eine reinhauen. Die beiden würden sich gleich vermöbeln. Ich musste was dagegen machen.

Silks of Heaven | ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt