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Die Zwillinge standen sich direkt gegenüber und sahen sich wütend an. „Hört jetzt endlich auf euch zu streiten", sagte Liam angepisst. Keiner der beiden reagierte. Man konnte die Spannung förmlich greifen. Liams klingelndes Handy durchbrach die Stille. Er stand auf und lief in die Küche. „Vielleicht solltest du auch lieber gehen", sagte Luke zu seinem Zwilling. „Vielleicht solltest du lieber deine Fresse halten", antwortete Dylan und schubste Luke leicht weg von sich. Natürlich ließ Luke das nicht auf sich sitzen und schubste Dylan ebenfalls weg. Kurz darauf lagen beide, sich prügelnd, auf dem Boden. „Spinnt ihr, hört auf", schrie ich zu den zwei, aber sie reagierten nicht. Gerade als ich in die Küche laufen wollte, um Liam zu holen, waren plötzlich Cole und Jake im Esszimmer und zogen die Zwillinge auseinander. „Lass mich los", schrie Dylan, während er von Cole in die Küche geschoben wurde. Luke saß inzwischen auf einem Stuhl. Aus seinem Mund tropfte Blut auf sein Shirt. Es sah aus, als würde ihm ein Zahn fehlen. „Komm mit" meinte Jake genervt und lief mit Luke aus dem Esszimmer. Oh Mann, was haben denn gerade alle für ein Problem. Die Zwillinge sind nur noch am Streiten und mein Dad hasst mich. Nachdenklich stand ich auf und brachte meine Schüssel in die Küche, wo Cole gerade Dylan zur Rede stellte. „Da, frag doch Mila! Los, sag ihm die Luke angefangen hat" schrie Dylan mich an. „Du hast ihn zuerst geschubst", sagte ich leise, während ich die Schüssel in die Spülmaschine räumte. „Hä, hör doch auf so ein scheiß zu erzählen", schrie Dylan wütend. „Es ist aber so", antwortete ich genervt. „Bullshit", schrie mein Bruder und schlug mit seiner Hand gegen den Küchenschrank. „Es reicht jetzt", sagte Cole streng und sah Dylan an „beruhig dich und hör auf hier so herumzuschreien". „Aber Luke", schrie Dylan, wurde aber von Cole unterbrochen „was habe ich gerade gesagt?". Dylan war total wütend. Er drehte sich um und stürmte aus der Küche. „Warum haben die sich denn jetzt schon wieder gestritten?", fragte Cole genervt. „Keine Ahnung", antwortete ich schulterzuckend. „Die machen mich noch wahnsinnig", murmelte Cole kopfschüttelnd. „Nicht nur dich", sagte Jake, der plötzlich in der Küche stand. Er kam auf mich zu und fragte „geht es dir gut? Hast du noch Kopfschmerzen?". „Nein, mir gehts gut", antwortete ich schnell. Es ging mir wirklich gut, meine Hand tat ein wenig weh, aber das war nicht schlimm. Zufrieden lächelte Jake mich an.
„Was ist denn gestern passiert?", fragte Cole und sah mich besorgt an. Es hatte mich schon gewundert, dass bis jetzt keiner gefragt hat. Zögerlich begann ich alles zu erzählen. „Nichts von dem, was er dir gestern gesagt hat, stimmt", sagte Cole als ich fertig war „dass dad und mom sich getrennt haben, war nicht deine Schuld. Er gibt dir nur die Schuld daran, weil es dann für ihn einfacher ist, was aber nichts mit der Realität zu tun hat". „Bin fertig" hörte ich plötzlich Lukes Stimme. Ich hob meinen Kopf und sah ihn an. Völlig fertig stand er im Türrahmen. Seine Lippe war ziemlich geschwollen. „Dylan hat ihm zwei Zähne ausgeschlagen, wir gehen zum Zahnarzt", sagte Jake zu Cole und lief mit Luke in Richtung Haustüre. Ich nutzte den Moment und wollte aus der Küche verschwinden, aber Cole hielt mich zurück. Er zog mich in seine Arme und gab mir einen Kuss auf den Kopf. „Es stimmt nicht, was Dad gesagt hat. Er ist verletzt und einsam, er braucht jemand, dem er die Schuld geben kann, aber denk bloß nicht eine Sekunde dran, dass du wirklich Schuld bist" meinte er ruhig. Ich nickte leicht. Als sich meine Eltern getrennt hatten, war ich noch ziemlich jung und ich kann mich nicht so richtig daran erinnern. Ich hab meine Brüder schon einmal gefragt, warum sie nicht mehr zusammen sind, aber sie meinten, dass wir da mal drüber reden, wenn ich älter bin. Cole und ich redeten noch kurz über die Zwillinge, bevor ich ins Wohnzimmer lief und mich auf die Couch setzte. Gelangweilt schaltete den Fernseher ein. Ohne Handy ist es echt langweilig. Nach einigen Minuten kam Dylan ins Wohnzimmer, nahm mir die Fernbedienung weg und legte sich neben mich. „Gib sie zurück", sagte ich genervt. „Hol sie dir doch" meinte Dylan grinsend und legte die Fernbedienung unter seinen Rücken. Sofort setzte ich mich auf ihn. Mit aller Kraft versuchte ich ihm die Fernbedienung zu entreißen, während Dylan die ganze Zeit nur lachte. Völlig außer atmen saß ich auf seinem Bauch und überlegte, wie ich sie zurückbekam. „Gibst du jetzt schon auf", fragte Dylan lachend. „Das ist unfair, du bist stärker und ich hab nur eine Hand", sagte ich und hob meine verletzte Hand vor sein Gesicht. „Ooooooo, armes Baby" lachte Dylan. Gerade als ich was sagen wollte, wurde ich plötzlich am Arm gepackt und unsanft von ihm heruntergezogen. „Spinnst du? Lass Mila in Ruhe" schrie Dylan und stand ebenfalls auf. Ich drehte mich um und sah einen wütenden Luke hinter mit stehen. Er sah ziemlich fertig aus. Seine linke Backe war total geschwollen und seine Augen sahen total verheult aus. „Halte dich bloß von ihm fern, bevor er dich noch wie Mason schlägt", sagte er, packte mich am Handgelenk und zog mich weg von Dylan. „Alter halt dein Maul, ich würde Mila nie etwas tun!", schrie Dylan, packte mich am anderen Handgelenk und wollte mich wieder zu sich ziehen, aber Luke hielt mich noch immer fest. „Lass sie los" zischte Dylan angepisst. „Nein, lasse du sie los", antwortete Luke wütend. Beide umklammerten fest mit ihren Händen meine Handgelenke. „Lasst mich beide los, ihr tut mir weh", sagte ich und versuchte mich zu befreien. „Hast du nicht gehört, du sollst sie loslassen", schrie Dylan. „Nein, du sollst sie loslassen", antwortete Luke. Beide drückten immer mehr zu. Inzwischen tat es echt weh. Meine verletzte Hand begann schmerzhaft zu pochen. Dylan und Luke hörten einfach nicht auf, sich zu streiten. „Lasst mich jetzt endlich los", sagte ich zu den zweien. Keiner der beiden reagierte. Im Gegenteil, ihr Griff wurde immer fester. „Lasst mich jetzt los", schrie ich laut. Erschrocken sahen mich die Zwillinge an und ließen meine Handgelenke los. „Was ist eigentlich euer fucking Problem? Hört endlich auf euch zu streiten, ihr geht jedem auf die Nerven, verdammt" schrie ich angepisst. „Was ist hier los?" hörte ich plötzlich Coles Stimme hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um. Er und Jake standen im Türrahmen und sahen uns etwas genervt an. „Nichts", sagte ich genervt. Sofort begannen die Zwillinge wild durcheinander zureden und sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben. „Könnt ihr jetzt beide mal euren Mund halten" ging Jake dazwischen. Wortlos setzten sich beide auf die Couch. „Wir wollen jetzt wissen, warum ihr euch nur noch streitet?" begann Cole und sah die beiden ernst an. Schnell stand ich auf und lief aus dem Wohnzimmer. Keine Lust mehr auf Drama, ich will einfach nur meine Ruhe haben. Hungrig lief ich in die Küche und machte mir ein Brot. Gerade als ich mich auf die Küchenzeile setzte, kam Mike in die Küche. Grinsend sah er mich an, während ich in mein Brot biss. „Mal wieder keine Lust am Tisch zu essen", fragte er grinsend. „Hm", sagte ich schmatzend. Mein Blick fiel auf seine Pistole „warst du arbeiten?", was er mit einem Nicken beantwortete. Eigentlich gab es keinen Tag, an dem alle meine Brüder gleichzeitig frei hatten und wenn doch, musste mindestens einer zu einem Notfall und dann doch arbeiten. „Wo sind die Zwillinge?", fragte Mike, während er sich ebenfalls ein Toast schmierte. „Wohnzimmer mit Cole und Jake" grinste ich. Die haben gerade bestimmt ihren Spaß. Meine Brüder sind eigentlich ziemlich gelassen, es sei denn du brichst regeln, verhältst dich daneben oder so, dann will man sich nicht unbedingt mit ihnen anlegen. „Ist Cole eigentlich bei der Arbeit wie hier?" wollte ich schmatzend wissen. „Wie meinst du?", fragte Mike irritiert. „Ja ist er eher entspannt oder streng", sagte ich zu meinem Bruder. Er überlegte kurz bevor er meinte „kommt immer auf die Sache drauf an. Wenn alles läuft, ist er total entspannt. Er mischt sich nicht ständig ein und lässt uns eigentlich unsere Arbeit machen. Aber er ist halt auch unser Chef und muss schauen das alles läuft und wenn das mal nicht so ist, kann er schon ziemlich ungemütlich werden. Als FBI Chef hat er auch sehr viel Verantwortung und da muss er dann schon mal hart durchgreifen, anderes geht das nicht". „Also ist er wie hier bei uns", sagte ich feststellend. „Na ja, ich würde schon sagen, dass das, was euch betrifft, er schon entspannter ist als bei der Arbeit. Klar, wenn ihr mal was verbockt, kann er schon streng werden, aber das ist trotzdem was anderes, das eine ist Arbeit und das andere Privat, das kannst du nicht wirklich vergleichen" meinte Mike während er ebenfalls zu essen begann. „Ich finde nicht, dass er bei uns entspannt ist, vielleicht bei den anderen, aber bei mir nicht" nuschelte ich. „Wieso? Weil du nicht auf Partys gehen darfst" hakte Mike nach. „Auch, ihr wollt immer wissen, wo ich bin, ich darf nicht alleine raus, wenn es dunkel wird, ihr wollt das ich euch alles erzähle, wenn was passiert ist usw" meinte ich leicht genervt. „Weißt du, wie viele Mädchen in deinem Alter täglich als vermisst gemeldet werden? Die meisten sind nur abgehauen und kommen nach spätestens einer Woche wieder heim, aber dann gibt es noch die anderen, die nicht wieder heimkommen und deren Fälle dann bei uns laden. Die größtenteils, wenn sie überhaupt jemals gefunden werden, tot sind. Alleine in diesem Monat haben wir 4 vermisste Mädchen tot aufgefunden. Und das ist nur das, was in meiner Abteilung passiert. Da kommt dann noch anderes dazu, Menschenhandel, Mädchen, die zur Prostitution gezwungen werden oder nachts vergewaltigt werden usw. und das alles geht über Coles Schreibtisch. Jeden Tag muss er sich damit befassen, klar du denkst dir passiert sowas ist, es ist auch unwahrscheinlich, dass dir sowas passiert. Aber Cole sieht jeden Tag das es passiert, kannst du nicht verstehen, dass er sich da einfach Sorgen um dich macht. Es ist nicht so das er dich einsperrt, er will nur nicht das du im Dunkeln alleine draußen bist, ihm sagst, wo du bist und nicht einfach auf irgendwelche Partys gehst. Du wirst das schon noch früh genug dürfen, aber bis dahin solltest du vielleicht mal ein bisschen mehr Verständnis aufbringen und dich an das halten, was wir dir sagen" meinte Mike und sah mich ernst an... 

Big Brothers 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt