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Heute ist schon Silvester, es ist schon über eine Woche her. Am 1. Weihnachtstag hat das FBI den Mann gefunden und festgenommen. Eigentlich müsste ich jetzt total erleichtert sein und es müsste mir wieder gut gehen, aber nein, es geht mir nicht gut. Tag für Tag schlafe ich schlechter, kann weniger essen und bekomme mehr Angst. Ich konnte es nicht verstehen. Man sagt doch, das alles mit der Zeit besser wird! Ich verstehe es nicht. Wie soll ich so weiter machen?
Seitdem Cole mit mir bei sich im Büro war habe ich das Haus nicht mehr verlassen, ich kann es einfach nicht. Die ganze Zeit lag ich auf der Couch oder war in meinem Zimmer. Manchmal sah ich etwas an oder ich schrieb mit Kathy, aber oft lag ich einfach nur so da und war in meinen Gedanken versunken. Ich versuchte so viel wie möglich wach zu bleiben, damit ich nicht anfange mit träumen. Das ist das Schlimmste an allem. Jedes Mal durchlebte ich die Nacht, immer und immer wieder. Ich kann das nicht mehr.
Am Montag geht die Schule wieder los, ich kann mir gerade nicht mal vorstellen alleine zu Hause zu sein, wie soll ich dann wieder in die Schule gehen? Wie soll ich wieder normal weiter leben? Ich war so wütend auf den Mann. Wieso hat er mir das angetan? Mein Blick fiel auf meine Handgelenke. Noch immer konnte man die Fessel spuren sehen. Es war das erste Mal, dass ich es mir genauer anschaute. Langsam stand ich auf und lief vor meinen Spiegel. An meinem Hals waren ebenfalls noch Würgemale zusehen. In meinem Kopf sah ich, wie der Mann auf mir darauf saß. Er drückte mit beiden Händen meinen Hals zusammen und ich bekam keine Luft. Ich sah es, als wäre es erst vor ein paar Stunden gewesen. Gänsehaut überkam mich. Ich atmete ein paar mal durch, bevor ich meine Leggings und meinen Pulli auszog. Nur noch mit Unterwäsche bekleidet, stand ich nun da. Langsam lies ich meinen Blick über meinen Körper schweifen. An meiner linken Seite hatte ich ein paar schwache, blaue Flecken, sie waren schon am Verschwinden. Mit meinen zittrigen Fingern fuhr ich vorsichtig über den geschwollenen, roten Striemen, der sich über meine Oberschenkel zog. Das war das einzige, was mir noch immer weh tat. Auch mein Rücken wurde von einer schmerzhaften Strieme geziert. Es war komisch zusehen wie mein Körper heilte, aber es mir eigentlich immer schlechter ging.

Es war schon kurz vor Mitternacht. Müde saß ich auf der Couch und betrachtete unseren Weihnachtsbaum. Es lagen noch immer meine Weihnachtsgeschenke darunter. Ich kann sie einfach nicht auspacken, ich weiß nicht warum. Plötzlich klingelte es an der Türe. Erschrocken setzte ich mich auf. Es klingelte erneut. Wo sind Cole und Jake? Ich will nicht aufmachen. Wer klingelt auch noch so spät? Liam ist schon heute Mittag zu seinen Jungs gegangen, die Zwillinge sind ebenfalls zusammen zu Freunden gegangen und Mike wurde vor ein paar Minuten zu einem Notfall gerufen, die können es also alle nicht sein. Als es schon zum dritten Mal klingelte, stand ich langsam auf und lief zur Türe. Ich spürte, wie nervös ich wurde. Vorsichtig tippte ich auf dem iPad, das mit der Kamera vor der Haustüre verbunden war, herum. Es zeigte, das 3 Polizisten vor der Türe standen. Es war ein wenig komisch, andere Leute, als meine Brüder zusehen. Was wollen die hier. Sie schienen es wichtig zu haben, denn sie klingelten erneut. Wo sind nur Cole und Jake? Ich atmete nochmal tief durch und öffnete langsam die Haustüre. Sofort kam mir kalte Luft entgegen. „Hallo, wir würden gerne mit Jake oder Cole Baker sprechen", sagte einer der Polizisten. Er stand ganz vorne, seine Uniform betonte seinen dicken Bauch und seine verwuschelten, graue Haare versuchte er unter seiner Mütze zu verstecken. Ich spürte, wie ich die Angst in mir hochstieg. Hier standen drei fremde Männer und ich habe keine Ahnung, wo meine Brüder sind. Panisch wollte ich wieder die Türe schließen, aber ich war wie eingefroren. „Sind sie hier, können wir sie sprechen?", fragte der Polizist. „Sie kann nicht reden" hörte ich plötzlich Luke's Stimme. Erst jetzt sah ich ihn, hinter den Polizisten in der Dunkelheit, stehen. Aber nicht nur er war dort, neben ihm standen Dylan und Mason. Mason stand neben den Zwillingen und sah auf den Boden. Was macht er hier? Ich spürte, wie meine Knie ganz weich wurden. Keine Ahnung, ob es an Mason oder an der ganzen Situation lag, aber ich will hier nur weg. „Alles okay bei dir", fragte mich einer der Polizisten. Erst jetzt merkte ich, wie sehr meine Hände zitterten. Luke lief auf mich zu, wurde aber von einem der Polizisten zurückgehalten. Gerade als er was sagen wollte, stand plötzlich Jake neben mir. „Mr Baker?", fragte einer der Polizisten, während ich mich in Jakes Arme flüchtete. Ich kann es nicht wirklich erklären, aber bei Jake, Cole und Mike fühlte ich mich einfach sicher. Es war, als ob mir bei ihnen nichts passieren kann. „Ja", antwortete mein Bruder, während er mir vorsichtig über den Rücken strich. „Laut unseren Informationen sind sie für die drei hier verantwortlich" hörte ich die Stimme des Polizisten. „Gehst du schon mal ins Wohnzimmer, ich komme gleich", sagte Jake leise zu mir. Ohne mich nochmal zu den andern umzudrehen, lief ich ins Wohnzimmer. Ich setzte mich auf die Couch und kuschelte mich unter die Decke. Was macht Mason hier? Und was haben die drei angestellt das die Polizei sie herbringt? Ich konnte leise die Stimme des Polizisten hören, aber ich verstand nicht, was er sagte. Cole schien nun ebenfalls an der Haustüre zu sein, aber er hörte sich nicht gerade begeistert an. Es dauerte noch eine Weile, bis ich hörte, wie die Haustüre wieder ins Schloss fiel. Mason und die Zwillinge begannen durcheinander zu reden. „Was habt ihr euch dabei gedacht" hörte ich Coles wütende Stimmen. Die Zwillinge redeten wild durcheinander. Ich hatte wieder damit zu kämpfen meine Augen offen zuhalten als plötzlich Mason vor mir stand...


Big Brothers 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt