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Liam POV

Erschöpft sah ich aus dem Fenster. Ich war froh, bald zu Hause zu sein. Was ist hier gerade eigentlich passiert? Ich hab Mila noch nie so fertig gesehen. Sie war total verängstigt, zitterte am ganzen Körper und war komplett überfordert mit der Situation. Es fiel mir total schwer, sie so zusehen. So groß die Erleichterung war, dass sie nicht vergewaltigt wurde, ich will trotzdem nicht wissen, was passiert ist, dass sie so fertig ist. Ihre Oberschenkel und ihr Rücken waren von einem geschwollenen, roten Striemen überzogen. Ihre linke Körperhälfte war von blauen Flecken überzogen und ihr Hals geprägt von Würgemalen. Die Augen waren verheult und sie brachte kein Wort heraus.
Jake ist vor ein paar Minuten mit ihr nach Hause gefahren. Sie hatte sich total an ihn geklammert, als er sie herausgetragen hatte. Cole und Mike haben noch mit den anderen Leuten vom FBI und den Polizisten geredet, aber so wie ich das rausgehört habe wissen die auch noch nicht was passiert ist. Sie haben die ganze Zeit von einem Chapter geredet, wenn ich das richtig verstanden habe, ist er an allem schuld. Wenn ich den finde, ich werde ihn umbringen. Niemand, absolut niemand hat das Recht meine kleine Schwester zu verletzten. Cole und Mike blieben die ganze Zeit total ruhig.. Ich verstehe nicht, wie sie so ruhig bleiben konnte. Sie haben doch gerade auch gesehen, wie fertig Mila ist, aber waren trotzdem total gelassen und entspannt, als ob ihnen das nichts ausmachen würde, sie so zusehen.
„Wer ist der Chapter, von dem ihr vorhin geredet habt?", fragte ich Cole während er auf die Hauptstraße fuhr. „Ein gesuchter Verbrecher", antwortete er knapp. „Mila hat nur ‚meine Blume' gesagt und der Polizist wusste sofort, wer es war. Ich glaube nicht das der Polizist alle Straftäter kennt, die hier mal was verbrochen haben, also muss er was Schlimmes gemacht haben, das der Polizist sich an ihn erinnert" dachte ich laut nach. Cole sah kurz zu mir, bevor er seinen Blick wieder auf die Straße wand, „Chapter hat mehrere Frauen entführt, sie über Wochen hinweg missbraucht und dann ermordet". Geschockt sah ich ihn an. Damit hatte ich nicht gerechnet. „Er hat vor 10 Jahren damit begonnen, aber wir konnten ihn bisher nicht finden. Von dem, was wir über ihn wissen, ist er sehr intelligent. So intelligent, dass er schon etwas verrückt geworden ist. Wir dachten nicht, dass er noch einmal zurückkommt, das ist unsere Chance ihn nun doch noch zu finden und zu verhaften" sagte Cole. „Das ist alles so verrückt", langsam fuhr ich mir durch meine Haare, „sowas gibt es doch eigentlich nur im TV und nicht in echt. Vor allem nicht hier bei uns. Wie geht es jetzt mit Mila weiter?". „Das ist schwer zu sagen. Sie steht gerade unter Schock und braucht Zeit, das alles zu realisieren. Körperlich ist sie nicht schwer verletzt, als sieht psychisch aber anders aus. Sie wird viel Zeit und Hilfe brauchen" antwortete mein großer Bruder. Ich konnte es nicht verstehen. Warum tun Menschen anderen Menschen das an? Das sprengte einfach alles, meine Vorstellungskraft...

Mila POV

Mit zittrigen Beinen stieg ich aus Jakes Auto aus. Ich war froh, endlich zu Hause zu sein. Langsam folgte ich meinem Bruder rein ins Haus. Aus Gewohnheit wollte ich meine Schuhe ausziehen, aber ich hatte gar keine an. „Komm, du musst dir was Warmes anziehen" meinte Jake und schob mich in mein Zimmer. Wortlos setzte ich mich auf meine Bettkante. Plötzlich stand Jake mit frischen Klamotten neben mir. Langsam zog ich Liams Pulli aus und meine Klamotten an. Erst jetzt fiel mir auf, wie kalt mir eigentlich war. Mein Blick fiel wieder auf meine dreckigen Füße. Mit noch immer zittrigen Beinen lief ich in mein Badezimmer. Ich nahm ein Handtuch und machte den Wasserhahn. Eigentlich wollte ich das Handtuch darunter halten, doch plötzlich schnürte sich meine Luftröhre zusammen und ich bekam meine Luft mehr. Meine zitternden Hände ließen das Handtuch auf den Boden fallen. Wie versteinert starrte ich den Wasserstahl, der aus dem Wasserhahn kam, an. Ich bekomme keine Luft, ich ertrinke. Was passiert nur mit mir? Ich wollte schreien, aber meine Lippen waren wie versiegelt. Ich will nicht ertrinken. „Schau mich an" hörte ich plötzlich Jakes Stimme. Er legte seine Hände um mein Gesicht und zwang mich so ihn anzusehen. „Es ist alles gut! Du bist zu Hause, hier kann dir nichts passieren" sagte er ruhig. Plötzlich war das Gefühl zu ertrinken weg und ich bekam wieder Luft. Erleichtert atmete ich schnell ein und aus. Vorsichtig hob Jake mich hoch und setzte mich wieder auf meinem Bett ab. Ich spürte, wie mir wieder Tränen in die Augen stiegen. Nein, nicht schon wieder! Ich will nicht schon wieder heulen, ich will das einfach alles vergessen. Schnell versuchte ich, die Tränen wegzublinzeln. Ich kann das alles nicht...

Big Brothers 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt