Kapitel 1

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Kapitel 1

Travis, der Alpha des Rudels, das in Mondland lebte, schulterte den Beutel mit Nahrung und Wechselkleidung. Sein Weg war lang und er würde sein Rudel eine Weile nicht sehen.

„Pass gut auf dich auf", bat eine junge Frau mit langen, braunen Haaren und blickte ihren Bruder besorgt an.

Seine langen, braunen Haare wurden vom Wind zerzaust und das Symbol der Sonne auf seiner Stirn schimmerte im Licht.

Er nickte ihr zu, wuschelte ihr kurz über die braunen Haare und sah in den Himmel. „Seid vorsichtig", sagte er, bevor er sich umdrehte und sich auf den Weg machte, die Göttin Isanami zu finden. Sie war ihre einzige Hoffnung.

Travis wusste nicht, ob sie wirklich existierte und, wie der weiße, alte Mann gesagt hatte, noch immer unverdorben war. Er hoffte auf beides. Es wäre schrecklich, wenn er sie nicht finden konnte, denn sie brauchten sie.

Der letzte Angriff der Vampire hatte sein Rudel stark geschwächt und dieses brauchte dringend Unterstützung.

Ein weiterer würde die Werwölfe im Mondland wohl auslöschen. Das musste er als Alpha verhindern. Ihm war es wichtig, dass sein Rudel weiterhin existierte. Sie waren ein wichtiger Teil der Welt Ascur. Vielleicht waren sie nicht so wichtig wie die anderen Völker, aber dennoch ein Teil davon.

Je weiter der Tag fortschritt, desto mehr näherte Travis sich dem Elfenterritorium. Der Geruch dieser zarten Wesen drang ihm schon seit geraumer Zeit in seine Nase. Nicht unangenehm, aber nicht das, was er bevorzugte. Ihm war klar, dass es nicht gerne gesehen war, wenn er dieses Gebiet durchquerte. Aber er konnte nicht fliegen, weshalb ihm keine andere Wahl blieb.

Zudem befand sich die Göttin angeblich genau auf diesem Territorium.

Ob er dem glauben konnte, wusste er nicht genau, doch es gab nur diese eine Spur, der er folgen konnte.

Travis setzte seinen kleinen Beutel ab, ging in die Hocke und seine Glieder formten sich zu denen eines Wolfes.

Es war sinnvoller als Wolf durch das Gebiet der Elfen zu gehen. So fiel er vielleicht nicht zu sehr auf.

Travis griff mit seiner braunen Wolfsschnauze den Beutel und nahm ihn zwischen den Zähne, bevor er sich langsam über die Grenze der beiden Territorien wagte.

Obwohl sie Nachbarn waren, hatte er es bisher vermieden, dieses Gebiet zu betreten. Es hatte auch keinen Grund gegeben, diesen Schritt zu tun. Daher war der Anblick des Elfenterritoriums neu für ihn. Travis hob seine Schnauze in die Höhe und nahm den Geruch der unendlich vielen Dinge auf.

Es war auf den ersten Blick ein Wald wie jeder andere. Vielleicht ein bisschen magischer, wenn er nach den leuchtenden, kleinen Dingern ging, die überall zwischen den Blättern umherflogen.

Fand er die Göttin im Elfenhain? Das war der riesige Mutterbaum, der das Zentrum des Elfenterritoriums bildete.

Ein riesiger Baum, dessen Stamm eine Art Eingangstor in eine andere Welt bildete. Das leben der Elfen spielte sich dort ab. So hatten es ihm seine Diplomaten zumindest erzählt.

Travis hielt auf den Baum zu, blieb dann aber für einen Moment stehen und erinnerte sich an die Worte seines Beraters. Ein alter Wolf, der schon lange nur noch in seiner Höhle lebte und von dem Rudel mit Futter versorgt wurde. Er hatte sagt, er müsse nicht in den Mutterbaum gehen. Er würde die Göttin versteckt in den Wäldern finden.

Das hieß, er würde sich den Weg sparen und durch die Wälder streifen. Ihm entgingen die Blicke der Elfen nicht. Sie schienen nicht erfreut darüber zu sein, dass er hier war. Doch das war ihm egal.

Travisˋ gelbliche Augen musterten den Mutterbaum eindringlich. Er war neugierig, wie es hinter dem Tor aussah.

Als ein leichter Windhauch sein grau-braunes Fell berührte, entsann er sich seiner Aufgabe und wandte sich nach links. Weg vom Mutterbaum und in den dichten Wald hinein. Sein Plan war, systematisch den Wald abzusuchen. So viel er wusste, lebten nur wenige Elfen dort. Die meisten lebten im Mutterbaum. Somit würde er wohl nicht unnötig gestört und abgelenkt werden.

Sicher, aber auch vorsichtig, setzte er seine Pfoten auf dem Waldboden auf. Selbst, als er durch das Unterholz kroch, war er vorsichtig. Sein Vertrauen in die anderen Völker war seit dem Vampirangriff gesunken.

Zudem waren die Elfen perfekte Bogenschützen und er würde sie nicht bemerken, wenn sie zwischen den Bäumen saßen. Sie waren zwar irgendwie menschlich, doch ihre grüne Haut tarnte sie perfekt. Zudem hatten sie große, spitze Ohren, durch die sie fast so gut hörten, wie Travis.

Das Einzige, was ihm blieb war seine Schnelligkeit. Gegen diese kamen die Elfen nicht an. Auch ein Treffer mit einem Pfeil würde ihn nicht so sehr stören, da er sehr schnell heilte.

Aber auch seine Kraft, mit der er zuschlagen konnte, war nicht zu verachten. Jedoch war er nicht hier, um gegen sie zu kämpfen, sondern um Isanami zu finden.

Langsam wurde es dunkel, aber das war kein Grund, seine Suche zu unterbrechen. Seine Wolfsaugen sahen perfekt in der Nacht, weshalb er weiterging. Wo genau er sich befand, konnte er nicht sagen, denn die Wälder glichen sich zu sehr. Wenigstens ging er nicht im Kreis. Sein gutes Riechsystem würde ihm sofort sagen, dass er bereits hier gewesen war.

Wachsam tapste Travis über eine Lichtung und sah die Mondsichel am Himmel leuchten. Daher wusste er, dass es nach Mitternacht war. Sein Volk konnte gut anhand des Sonnen- und Mondstandes sagen, wie spät es war.

Zudem waren sie gut darin, die Sterne zu lesen und sich so zu orientieren.

Travis blickte sich auf der Lichtung um und hoffte, dass er richtig war.

Wenn er seinem Berater glauben konnte, dann musste er bald eine Hütte finden. Eine kleine Hütte, verborgen im Wald. So hatte er es gesagt. In der Nähe der Lichtung, die einen kleinen See aufwies.

Dieser schimmerte im Licht des Mondes und hatte etwas Unheimliches.

Der Alpha hob seine Schnauze in die Höhe und schnupperte. Der Geruch des Wassers stieg ihm in die Nase und er nickte sich selbst zu. Er war nah, das wusste er. Hier gab es, neben dem Geruch des Waldes und des Sees, einen, der nicht dazu gehörte. Travis ging davon aus, dass es sich um die gesuchte Göttin handeln musste.

Mit schnellen, aber lautlosen Schritten, setzte er seinen Weg fort und trat wieder in den Wald. Nach einigen Minuten hob Travis erneut seine Nase in die Luft. Es roch nach Essen und einem Feuer. Seine Lippen verzogen sich, sodass es aussah, als würde der Alpha lächeln. Was er auch tat.

Er schritt weiter und sah plötzlich eine kleine Hütte. Hinter den Fenstern war schwaches Licht, das vermutlich vom Kaminfeuer herrührte.

Vor Aufregung begann Travis Herz zu klopfen. Es war genauso, wie sein der Alte gesagt hatte. Das ließ ihn schlucken und schnell verwandelte er sich zurück in seine menschliche Gestalt. Er wollte nicht, dass sie sich vielleicht erschreckte. Obwohl sie eine Göttin war. Wahrscheinlich ahnte sie bereits, dass er hier war.

Ganz langsam begann sich Travis auf die Tür zu und klopfte.

Sein Blick auf die Tür gerichtet, wartete er, doch es geschah nichts.

Er hob seine Hand noch einmal und klopfte. Travis war so aufgeregt und bekam plötzlich Angst, dass die Göttin ihn ablehnte.

Dann öffnete sich plötzlich die Tür und er Alpha blickte in die müden Augen einer Frau, die aussah, als wäre sie bereits mehrere hundert Jahre. Ihre Augen lagen tief in den Augenhöhlen, doch in den grünen Iriden funkelte Macht. Die haut war eingefallen, das lange Haar weiß und sie stützte sich auf einen Stock.

Das war die Göttin?

Travis fragte sich, ob er wirklich richtig war.

Unter WölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt