Kapitel 34

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Kapitel 34

Gemeinsam liefen sie den Weg entlang und Isanami spürte, wie immer mehr Luft hereinkam. Sie waren nicht mehr weit vom Ausgang entfernt, da war sie sich sicher.

Tatsächlich schafften sie es, wohlbehalten aus den Zwergenhöhlen zu entkommen. Erleichtert und keuchend atmeten sie die kühle, nasse Luft ein, als sie draußen standen. Es regnete noch immer, aber wie es aussah, hatten sie durch den Steinrutsch einen viel kürzeren Weg genommen.

Isanami sah, dass sie auf der anderen Seite des Gebirgkamms waren. Also waren sie durch den Berg hindurch gelaufen. Und zwar genau in die richtige Richtung. Was für ein Glück sie dabei gehabt hatten!

Trotzdem mussten sie sich erst ausruhen, bevor sie weitergehen konnten. Zudem hatte sie das Gefühl, gleich einzuschlafen, was seltsam war.

„Wir sollten einen Unterstand für die Nacht finden und uns ausruhen", bemerkte Travis mit einem Blick in den Himmel. Er schien zu spüren, dass es Isanami nicht gut ging. Aber auch Ciira und Finn sahen erschöpft aus. Daher war es wohl besser, wenn sie sich eine Nacht erholten, bevor sie sich auf den Weg zum nächsten Fragment machten.

„Wir kommen hier ins Gebiet der Drachen", murmelte Isanami. „Hier haben mal Menschen gelebt, vielleicht finden wir ein altes Haus."

„Das Reich des Feuers", bemerkte Ciira nachdenklich. „Hier ist es durchaus möglich, ein Haus zu finden, doch so viel ich weiß, gibt es nicht mehr viele. Wollt Ihr nicht lieber, dass wir einen Unterstand bauen? Die Nacht wird bald hereinbrechen", sprach sie weiter und schien nicht begeistert zu sein, in der Nacht einen rutschigen Weg entlanglaufen zu müssen.

„Lasst uns zuerst die Berge verlassen", schlug Isanami vor. „Das ist sicherer."

Einstimmig wurde der Vorschlag angenommen, doch Isanami musste die Gruppe leiten. Durch das schlechte Wetter war es nicht einfach, einen sicheren Weg zu finden.

Ihre Magie spielte im Moment so verrückt, dass sie nicht wusste, ob ihre Zauber es besser machen würden oder nicht. Am liebsten hätte sie alle in eine Luftblase geschlossen und sie sicher an ihr Ziel gebracht.

Obwohl sie nur darüber nachdachte, spürte sie, wie ihre Magie eigenständig handelte und genau das tat, was sie sich für einen Moment gedacht hatte.

Überrascht sah die anderen sie an. Damit hatten sie wohl nicht gerechnet. „Was ist das für eine Luftblase?", fragte Finn neugierig.

„Meine Magie macht ... Sachen", murmelte Isanami und ließ die Luftkugel, die sie trug, über die Berge fliegen, damit sie einen sicheren Punkt erreichten. „Ich habe nur daran gedacht, dass das praktisch wäre."

Von hier oben hatten sie einen fantastischen Ausblick auf das Reich der Drachen. Eine Welt, in der es eine Menge Lavaseen und Vulkane gab. Die rot-orangene Lava gab der sonst düsterten Welt etwas Farbenfrohes. Allerdings war die Hitze und der Schwefelgeruch, der ihnen entgegenschlug, unerträglich. Der höchste Vulkan, der wohl in der Mitte des Reich der Drachen stand, war der Brutort der Drachen. Das erklärte Ciira ihnen, die begeistert die Landschaft inspizierte.

Isanami hingegen blieb auf Travis Rücken und ließ ihren Blick nur mäßig neugierig schweifen. Sie suchte nach einem Ort, wo sie sich ausruhen konnten. Diesen würde sie nicht im Feuerreich, sondern nur davor finden.

Dem Alpha schien die Hitze und der Geruch sowieso nicht sonderlich zu gefallen. Er rümpfte die Nase und sah sich suchend um. „Es wird schwer werden, das Gebiet zu durchqueren. Und dein Fragment zu finden", bemerkte er seufzend.

„Ja, das wird es", seufzte Isanami, die schließlich ganz nah am Rand landete.

Dort war es nicht so heiß, aber dafür trocken. Auch der Gestank hielt sich in Grenzen. Jedoch war es fraglich, ob die lauten Töne der brodelnden Lavaseen und die Geräusche der ausbrechenden Vulkane sie schlafen ließen.

Zudem fanden sie hier einige zerfallene Gebäude, die ihnen zumindest ein bisschen Schutz boten.

Sehr viel wohl nicht, aber besser als keine Unterkunft. In diesem Punkt schienen sie sich alle einig zu sein. „Bring uns doch bitte zu dem Haus", bat Travis und nickte in die Richtung des Gebäudes, das wenigstens ein Dach besaß.

Da sie sowieso schon mehr oder weniger im Landeanflug waren, nickte Isanami und steuerte diese Richtung an, bevor sie sanft vor der Tür landete.

Erleichtert darüber, dass sie so einfach hierher gekommen waren, atmeten sie auf. „Sollen wir uns um das Essen kümmern?", fragte Ciira, da sie anscheinend sah, wie müde Isanami war.

„Ja, das wäre gut", murmelte diese und ließ sich an der erstbesten Stelle nieder.

„Ich kann helfen", bot Travis an, da er jagen gehen konnte. Sicherlich fand er ein paar Happen, die er Isanami bringen konnte.

Diese war nicht ganz so begeistert, dass er sie allein lassen wollte, doch sie nickte. Essen wäre gut.

Kurz streichelte der Alpha über ihr Haar und verschwand. Damit blieb Ciira und Finn bei ihr. Der Feenheiler wollte sie sowieso noch ansehen. Daher kam er auch zu ihr hinüber. „Seid Ihr schwer verletzt?"

„Ich bin überhaupt nicht verletzt", meinte Isanami. „Es ist lediglich die Macht des Fragments, die mein Körper auch von innen verändert, was mir Probleme macht."

Nachdenklich sah Finn sie an und nickte schließlich. „In Ordnung. Wenn ich etwas für Euch tun kann, gebt mir Bescheid", bat er und breitete eine dünne Decke auf dem Boden aus.

Isanami gab ein zustimmendes Geräusch und rollte sich am Boden zusammen. Dabei gab die Erde ihr die Informationen, wo sich Travis gerade befand.

Sehr weit war es nicht weg. Das beruhigte sie förmlich. Ohne ihn fühlte sie sich seltsamerweise unbeschützt und irgendwie leer.

Da sie ihn aber förmlich sehen und auch spüren konnte, gab ihr das ein gutes Gefühl. So gut, dass sie alles um sich herum ausblendete und sich erst wieder erhob, als Travis mit einem Fang zurückkehrte.

In der Hand hielt er mehrere schwarze Vögel, die er auf den Boden warf, bevor er sich neben Isanami setzte. Während er die Vögel für die drei geschickt ausnahm, erkundigte er sich bei Ciira und Finn, wie es ihnen ergangen war und ob sie Schwierigkeiten gehabt hatten. Er hatte scheinbar Interesse daran, wie es der Gruppe ging, wobei er sich wohl am meisten Sorgen um Isanami machte.

Finn und Ciira erzählten, wie sie gerutscht und dann in einen der Zwergentunnel gelandet waren. Ciira hatte sich verletzt, doch Finn hatte sie geheilt. Beiden ging es soweit gut, sie waren nur erschöpft.

Während der Erzählung, nickte Travis immer wieder, warf aber auch einen Blick zu Isanami. Wohl, um sicherzugehen, dass es ihr gut ging. „Macht bitte Feuer. Ihr braucht Stärkung", befahl er und bat Isanami dann um etwas Wasser, damit er seine Hände reinigen konnte.

Diese hob sich, bevor sie sich an ihn lehnte und mit ihrer Hand Wasser aus dem Boden zog, das sie zu einer kleinen Kugel werden ließ. Damit konnte er sich reinigen.

Solange die anderen beiden sich um das Essen kümmerten, blieb Travis an ihrer Seite und verwandelte sich. So konnte sie sich an ihn kuscheln.

Was sie auch sofort tat. Sie liebte es, so bei Travis zu liegen.

Sein warmes, weiches Fell war so verführerisch. Isanami vergrub ihr Gesicht an ihm und hörte Ciira zu, wie sie leise mit Finn sprach. Anscheinend unterhielten sie sich über die Vögel, die Travis gefangen hatte. „Wie geht es dir?", murmelte der Alpha mit halb geschlossenen Augen.

„Erschöpft und unruhig, weil so viele Dinge auf mich einprasseln", gestand sie und versuchte die Geräusche zu verdrängen, welche der Wind zu ihr wehte.

Aufmunternd schleckte Travis ihr übers Gesicht. „Wenn ich etwas für dich tun kann, sag es mir", bat er leise.

„Sei einfach nur da", lachte sie leise, weil er sie kitzelte.

Das war er schließlich auch und schien sich ebenfalls ein bisschen zu entspannen. So konnte sie sich sicherlich ein wenig erholen, bevor sie die beschwerliche Reise durch das Feuerreich antraten. 

Unter WölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt