Kapitel 29

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Kapitel 29

„Schon wieder auf den Pfad der Verdammten?", fragte Travis irgendwie gequält. Dank Isanami hatten sie sich gut ausruhen und stärken können. Gleich am nächsten Morgen, als die Dämmerung eingesetzt hatte, waren sie weitergegangen.

Obwohl Isanami am Abend noch so aufgedreht und kraftvoll gewesen war, lag sie nun auf Travis und schmiegte sich an sein Fell.

Das sparte ihre Kräfte und sie konnte sich ganz auf das Finden des nächsten Fragments konzentrieren. Ciira, die neben Travis lief, wirkte nachdenklich. „Wenn ich mich nicht irre, liegt hier auch die Schlucht des Todes", meinte sie.

„Hm", gab Isanami von sich. „Ja, das kann sein, dass es dort ist. Das würde passen."

Sie wusste, dass die Bibliothekarin über solche Dinge gut Bescheid wusste. „Wir sollten jedenfalls aufpassen. Dort gibt es viele Ghule und Wiedergänger", gab Ciira zu bedenken.

„Ja. Es wirkt fast, als hätte mein Bruder dieses Fragment absichtlich mit seiner Magie umgeben", meinte Isanami, der dieses Thema sehr an die Nieren ging. Sie liebte ihren Bruder und gleichzeitig hasste sie das, was aus ihm geworden war.

Ciira strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht. „Ist Euer Bruder an der ganzen Sache schuld?", wollte sie wissen, während sie sich dem Pfad der Verdammten näherten. Keiner von ihnen schien wirklich zufrieden damit zu sein, diesen erneut betreten zu müssen.

„Wahrscheinlich, ja. Gefallene Götter sind unberechenbar", meinte Isanami, die eine Kugel aus Licht erschuf, um die Umgebung zu untersuchen. Sie ließ diese einige Meter vor sich fliegen. Sobald sich diese verfärbte, hieß das, dass Probleme auf sie zukamen.

Finn, der bis dahin schweigsam neben ihnen gegangen war, wollte wissen, wie es eigentlich dazu gekommen war.

„Ich habe keine Ahnung", meinte Isanami entschuldigend. „Es war zuerst wie eine Krankheit. Eine Krankheit, die ihn wahnsinnig gemacht hat."

„Was ist mit den anderen Göttern? Ich habe gehört, dass einige Völker sich mit ihnen verbunden haben?", fragte Finn scheinbar interessiert weiter. Ob er sich wirklich interessierte, konnte Isanami nicht sagen, doch ein Gespräch ließ die Zeit schneller vergehen.

„Die Vampire haben sich mit meinem Bruder verbunden, das stimmt", meinte Isanami bedrückt. „Was mit den anderen Göttern ist, kann ich leider nicht genau sagen. Sie sind ebenfalls gefallen. Ich weiß der Gott der Zeit hat sich schlafengelegt, um keine Gefahr zu sein."

„Du meinst Chronos?", fragte Travis missmutig, während er seine Pfoten vorsichtig auf den Pfad der Verdammten setzte. Diesen hatten sie erreicht und Isanami spürte, wie er sich anspannte. Nicht nur wegen des Gebiets, sondern auch wegen Chronos und den Vampiren, die für den Vorfall in Mondland verantwortlich waren.

„Ja. Das ist auch gut, er wäre eine schlimmere Plage gewesen, als mein Bruder", murmelte Isanami und schmiegte sich noch weiter in Travis Fell, während sie ihn sanft kraulte, um ihn zu beruhigen.

Der Alpha grummelte nur und seufzte dann. Er schien sich aufmerksam und wachsam umzusehen. Ihm steckte wohl noch das letzte Ereignis auf dem Pfad der Verdammten in den Knochen.

„Achtung, da kommt was", flüsterte Isanami und setzte sich ruckartig auf, um sich umzusehen. Hatte sie sich dieses Geräusch nur eingebildet?

„Von rechts", bemerkte Travis, der das Geräusch wohl deutlicher zuordnen konnte. „Hört sich wie ein Ghul an", fügte er hinzu und Isanami sah, wie sich sein Fell aufstellte. Das war das Zeichen, dass er bereit zum Angriff war.

Aber auch Ciira war bereits dazu, denn sie hatte bereits ihren Pfeil und Bogen in der Hand.

„Kämpfen oder wegrennen?", fragte Finn, der sich ebenfalls kampfbereit machte.

Unter WölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt