Kapitel 7

1.1K 65 2
                                    

Kapitel 7

Gerührt wischte sich die Elfin verstohlen eine Träne aus den Augen. „Was für eine hübsche und zugleich traurige Melodie", murmelte sie. Ihr Blick war auf die Harfe gerichtet, aber Isanami bemerkte, dass die Bibliothekarin verwundert war. Wohl, weil die Harfe spielte, ohne dass sie berührt wurde.

Isanami betrachtete die Harfe. Langsam streckte sie ihre Hand in Richtung Glas, was die Harfe dazu veranlasste lauter zu spielen. Fast so, als würde sie aus ihrem Gefängnis entfliehen wollen.

Allerdings ging die Elfin sofort dazwischen und stellte sich vor die Harfe. Ihre Arme breitete sie aus, um sie aufzuhalten. „Nicht anfassen!", sagte sie streng und warnend.

Sofort verstummte die Harfe, als wäre sie beleidigt. Isanami ließ das lächeln. „Sieht aus, als findet sie dieses Verbot nicht gut. Aber seis drum", damit zog sie ihre Hand zurück.

Aus den Augenwinkeln sah Isanami, dass Travis seine Augenbrauen in die Höhe zog. Dennoch sagte der Alpha nichts. „Ihr dürft sie sehen, aber anfassen ist verboten", sagte die Elfin noch einmal mit Nachdruck. „Sie ist alles, was uns von der Göttin noch übrig geblieben ist. Versteht das bitte."

Für einen Moment dachte Isanami daran, die Harfe spielen zu lassen, bis das Glas brach, doch damit würde sie eventuell die Elfen verärgern.

Vielleicht wäre ein Schlaflied sinnvoller?

Da Travis sie begleitete, sollte sie mit ihm darüber sprechen, damit er vorgewarnt war. Sie wusste nicht, wie er darauf reagierte.

Also entschied sie sich erst einmal dazu, sich wieder zurückzuziehen. Es fiel ihr jedoch sehr schwer, ihre Harfe zurückzulassen.

Sie wurden von den Elfen hinausbegleitet und sie sah, dass die Tür sorgfältig verriegelt wurde. „Bitte folgt mir zurück", bat die Elfin an die beiden gewandt.

Travis lehnte sich ein Stück vor und fragte Isanami leise, ob sie noch laufen konnte.

„Es geht", versicherte diese, denn ein wenig Macht war durch die Harfe zu ihr gesickert.

„Sag Bescheid, falls nicht", sagte Travis und schwieg daraufhin wieder. Er schien nicht zu drängen oder viel zu sagen.

Das war gut, denn sie durften nicht wirken, als hätten sie etwas vor.

Als sie zurück im großen Teil der Bibliothek waren, meinte die Elfin, dass sie sich gerne noch weiter umsehen durften. Sie musste zurück an die Arbeit.

„Vielen Dank", murmelte Isanami, die sich erst einmal erschöpft niederließ.

Zum Glück gab es hier genügend Sessel, Tische und Stühle, um zu lesen. Isanami hatte sich eine gemütliche Leseecke nahe eines Kamins ausgesucht. Von hier hatte sie einen guten Blick.

Travis ließ sich ihr gegenüber nieder und sie sah, wie er sich verstohlen umsah.

Isanami wartete, bis die Elfe weg war. „Eine Idee?", fragte sie leise.

Travis nickte, deutete ihr aber mit einer Handbewegung an, still zu sein. Anscheinend wollte er hier nicht reden. Die Gefahr, dass eine Elfe sie hörte, war groß.

Die Frage war nur, wo sie reden konnten. Sie waren immerhin von Elfen umgeben.

Es würde schwer werden, einen Ort zu finden, wo sie in Ruhe sprechen konnten. Sollte sie vielleicht einen Zauber anwenden, der sie von anderen abschirmte, sodass diese nicht hören konnten, was besprochen wurde?

Travis schien sich genau umzusehen, denn seine gelben Augen schweiften durch die Bibliothek. Ansonsten war er sehr ruhig.

Isanami beobachtete ihn kurz. Dann nutzte sie ihre Magie, um ihre Stimmen zu verzerren. Niemand würde verstehen, was sie sagten. Es würde wie ein ganz normales Gespräch klingen.

Unter WölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt