Kapitel 12

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Kapitel 12

Erleichtert rutschte Isanami von Travis' Rücken und lehnte sich an einen Baum im dichten, dunklen Wald. Die Flucht war ihnen dank Ciira gelungen. Wie, das würde sie später noch genauer wissen wollen. Jedenfalls hatte die Elfe ihr Wort gehalten und war in der Nacht zurückgekehrt.

Gemeinsam hatten sie einen Weg genommen, der unbewacht gewesen war und sobald sie aus dem Mutterbaum geflohen waren, hatte Travis sich in einen Wolf verwandelt. Isanami hätte die weite Strecke, die sie in der kurzen Zeit zurückgelegt hatte, nicht bewältigen können. Deswegen hatte Travis sich wohl verwandelt, um sie, aber auch Ciira, die sich mit ihrer Tat strafbar gemacht hatte, weit weg zu bringen.

"Können wir uns jetzt etwas ausruhen?", wollte Isanami wissen, denn sie fühlte sich schrecklich. Ihr war alles zu viel und ständig verschwamm ihr Blick. Gleichzeitig spürte sie aber auch eine Macht in der Nähe, die sie anzog.

Ciira nickte und meinte, dass sie weit genug weg sein sollten. "Ihr solltet Euch ausruhen", sagte sie scheinbar besorgt. Auch Travis schien sich Sorgen zu machen, denn er half Isanami, sich hinzusetzen. Dann holte er seinen Beutel hervor und reichte ihn ihr. "Tut mir leid, wir haben nichts gekauft", flüsterte er ihr zu. Wie es aussah, würde er Wache halten, falls ihnen jemand gefolgt war.

"Schon in Ordnung. Ich finde schon etwas", murmelte sie und rupfte sich ein bisschen Gras aus dem Boden, auf dem sie herumkaute.

Zu ihrer Überraschung holte Ciira etwas aus ihrem Rucksack und reichte Isanami Karotten und Gurke. "Ich habe alles eingepackt, was ich noch hatte", erklärte sie und bot Travis ebenfalls etwas an, was dieser jedoch ablehnte.

"Möchtest du dir vielleicht etwas jagen gehen?", fragte Isanami an Travis gewandt und nahm dankbar die Gurke entgegen.

Der Alpha winkte ab. "Nicht hier. Das ist zu gefährlich", erwiderte er, obwohl er scheinbar Hunger hatte. Da Isanami seine Reste nicht nahm, öffnete er den Beutel und kaute krachend auf dem inzwischen hartem Brot herum.

Das löste in Isanami eine Gänsehaut aus, denn es war ziemlich laut. Hoffentlich würde es keiner hören und sie finden.

"Dann sollten wir bald weiter, damit du dich stärken kannst", sagte sie und genoss die Gurke. Leider gab es hier keine Bäume, die Früchte trugen, sonst hätten sie genug gehabt.

"Ich habe noch. Danke", winkte Travis ab, während er anscheinend in die Dunkelheit sah. Isanami wusste, dass er sehr gut sehen, aber auch hören konnte.

"Wohin werdet Ihr als nächstes gehen?", fragte Ciira an Isanami gewandt. Auch sie schien vorsichtig zu sein, aber sie war eine Elfe, die hier lebte. Für sie gab es nicht so viel zu befürchten.

"Irgendwo in dieser Richtung spüre ich eine Macht", meinte sie und deutete in die Richtung, in der das Gebiet der Feen lag. "Es könnte eines meiner Fragmente sein."

"In das Feengebiet?", fragte Ciira nachdenklich. "Dann müssen wir den Pfad der Verdammten überqueren", erklärte sie und fügte hinzu, dass dieser durch das auftretende Chaos entstanden war und Ghule, Wiedergänger und andere dunkle Gestalten beherbergte. "Es könnte gefährlich werden."

"Ich habe davon gehört", meinte Isanami. "Ich spüre ihn auch", gab sie widerwillig zu. "Da ich meine Harfe nicht habe, muss ich die Fragmente finden, sonst kann ich die Vampire nicht davon abhalten die Werwölfe und dann die Elfen zu überrennen."

Überrascht sah Ciira zu Travis, der gelassen dasaß. "Ist das der Grund, warum Ihr unterwegs seid?", wollte sie zögernd wissen. Von dem Angriff hatte sie mitbekommen, aber so richtig wusste sie es nicht.

"Ja. Ich wollte meine Harfe zurückholen, weil mich die Werwölfe um Hilfe gebeten haben", erklärte Isanami mit ruhiger Stimme. Es war in einem Chaos geendet. So wie eigentlich immer.

Unter WölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt