-DÄMMERUNG-

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Die Stunden des Tages vergingen und langsam dämmerte es draußen. Er neigte sich dem Ende zu.

Die meiste Zeit des Tages hatte ich in der kleinen Bibliothek des Hauses verbracht. Es war ein Ort, an welchem man seine Sorgen für ein paar Stunden vergessen konnte und in eine andere Welt eintauchte.

Die hohen Holzregale waren mit zahlreichen historischen Schätzen ausgestattet. Hier blieb kein Buchwunsch offen. Neben den Klassikern fand man hier die schönsten Romane und Geschichten aus vergangenen Zeiten.

Aber eines zeichnete die Bibliothek besonders aus. In den Mittagsstunden schien das Licht durch die farbigen Glasscheiben und zauberte eine bunte Lichtshow auf den alten Holzboden. Rote, blaue und gelbe Lichter tanzten genau zwischen den beiden dunkelgrünen Sofas und ließen den hohen Raum hell erleuchten.

Ein Spektakel, welches für nur wenige Minuten am Tag zu beobachten war.

Doch auch sonst war die Bibliothek ein Ort, den man gerne und lange besuchte. Stundenlang verbrachte ich hier und verließ ihn erst spät abends, wenn die Dämmerung einsetzte.

Langsam lief ich gedankenverloren durch die zahlreichen Gänge des Anwesens und ließ meine Finger entlang der vielen Gemälde an der Wand streichen. Sie zeigten verschiedene Situationen unterschiedlich umgesetzt.

Dunkle Wälder, glitzernde Seen und hohe alte Fachwerkhäuser zierten eines der Bilder. Ein anderes zeigte ein riesiges helles Blumenfeld voller unterschiedlicher Sonnenblumen und einigen kleineren Feldblumen. Winzige Insekten schenkten diesem Bild Leben.

Ich öffnete eine knarzende Holztür, welche mich in das Wohnzimmer des Hauses brachte. Die riesige Fensterfront bot einen Blick auf den dichten dunkelgrünen Wald und der Kamin in der Ecke brannte friedlich vor sich hin. Erst jetzt bemerkte ich Talia, welche gedankenversunken auf der großen Terrasse stand und in den Wald blickte. Vorsichtig öffnete ich die Glastür und trat in den Schnee heraus. Sofort umschloss mich die Kälte und der eisige Wind, aber dennoch bannte mir einen Weg durch den hohen Schnee.

Lilith bemerkte mich nach wenigen Sekunden und drehte sich zu mir um. Lachend hielt sie mir die Hand hin und half mir so, ohne zu fallen das Geländer zu erreichen.

Erleichtert atmete ich tief aus und ließ meinen Blick über den Wald gleiten. Die Äste knarzten leise unter dem Gewicht des Schnees und der Wind wehte pfeifend entlang der Bäume.

"Es ist wunderschön hier, nicht wahr?"

Fragte Talia nach einer Weile. Ich nickte leicht und seufzte.

"Irgendwie beruhigend. "

Ich schüttelte mich leicht. Die hohen Tannen wirkten zwar majestätisch, jedoch warfen sich aufgrund der untergehenden Sonne riesige Schatten über uns. Es wurde kälter und mit jeder Minute unangenehmer. Die Nacht würde zwar eisig werden, aber einen sichtbaren Sternenhimmel ermöglichen.

"Ist viel nach meinem Abschied passiert? Ich habe das Gefühl, das es nicht mehr wie früher ist. Versteh mich nicht falsch, aber es ist wie, als hätte sich etwas verändert und ich kann nicht einschätzen, was es ist."

Sprach ich leise und versuchte es irgendwie zu erklären, doch es gelang mir nicht. Talia schwieg und hörte mir zu, ehe sie zu reden begann. Diese kleinen Dinge schätzte ich an ihr. Sie würde mich nicht unterbrechen. Sie würde zuhören und versuchen meine Situation zu verstehen.

"Es ist nur so Keena. Deine Abschiede gehen auch an uns nicht spurlos vorüber. Oftmals sind sie plötzlich und überrumpeln uns, genauso wie dich und wenn du dann fort bist dann herrscht plötzlich diese erdrückende Stille. Niemand weiß, wann und ob du zurückkommst. Es ist, als würden wir im ständigen Nebel leben und niemals wissen, was als nächstes passiert. Jetzt bist du zurück und alles ist anders. Aurin lächelt wieder aus vollen Herzen und das das erste Mal nach Monaten. Doch auch die Zeit deiner Abwesenheit hat uns geprägt. Sieh Veränderung nicht als etwas Schlechtes an. Es ist ein Teil von uns und wird immer ein Teil von uns bleiben. Du weißt doch das einzig konstante im Universum ist die Veränderung."

Wie konnte es sein, dass sie für jede noch so unerklärlich scheinende Situation eine logische Lösung hatte? Die passenden Worte für unerklärliche Dinge fand? Es faszinierte mich jedes Mal aufs Neue.

Egal, was sie sagte, alles ergab bei ihr einen Sinn.

"Du hast Recht...das hast du immer."

Antwortete ich lachend.

Sie begann zu grinsen und blickte ein letztes Mal in den Wald, als wenn sie auf der Suche war, doch ließ mir keine Zeit zu fragen, denn im nächsten Moment hielt sie mir ihre ausgestreckte Hand hin und deutete zur Tür.

"Wir sollten vielleicht zurück zu den anderen gehen. Es wird schon langsam spät."

Sprach sie sanft und ich ergriff lächelnd ihre Hand.

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heyyy

Das ist Talia

(Artbreeder)

bye

THE LAST DANCEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt