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Ewig lang ging es für uns durch den endlosen Winterwald. Wir kamen mit unseren Langlaufskiern gut voran und hatten genug Schwung, für eine angenehme Fahrt. Die erste Hälfte der Route wollten wir im Langlauf zurücklegen und ab dem Berg Adlerkrone zu Abfahrtskieren wechseln.

Talias Eltern hatten sich dort vor einigen Jahren am Hang ein kleines Haus gebaut, in welchem Talia und Tharin ihre Kindheit verbracht hatten. Das Anwesen war ungefähr auf halben Anstieg des Berges und nur zu Fuß erreichbar. Uns blieb nichts anderes übrig, als den Aufstieg auf uns zu nehmen. Am nächsten Abend würden wir ab dort mit dem Lift in die Höhe fahren.

Ihre Eltern hatten leidenschaftlich gerne Skier gesammelt und hatten deshalb genug für uns alle zusammen. Doch, ehe wir an die Abfahrt denken konnten, mussten wir den Aufstieg erklimmen.

Mittlerweile waren wir seit etwa drei Stunden unterwegs und doch zeigte niemand von uns Ermüdungserscheinungen. Im Gegenteil. Ares und Aurin leisteten sich ein Wettrennen durch den Wald. Saphira und Talia fuhren vor mir in der Spur und unterhielten sich belebt über den anstehenden Ballabend. Beide freuten sich auf das Fest und konnten es kaum abwarten.

In etwa dreißig Metern Entfernung hinter uns fuhren Connor und Lilith nebeneinander. Er ließ sie in der Skispur fahren, während er sich durch den ungleichmäßigen Schneeweg kämpfte. Was ein Gentleman dachte ich mir und lächelte. Lilith lachte gerade und Connor betrachtete sie mit einem liebevollen Blick. Die beiden liebten sich, das war offensichtlich.

Mein Blick fiel über die Schneelandschaft um mich herum. Neben uns tat sich ein atemberaubender Blick über einen zugefrorenen See auf. Das Wasser musste einige Zentimeter gefrorenen sein, denn Aurin und Ares konnten ohne Probleme die Eisfläche betreten. Der See war von hohen dunklen Tannen umgeben und wirkte aud den ersten Blick wie eine helle Lichtung. Wir versammelten uns am verschneiten Ufer und blickten über die Eisfläche. Dann begann ich meine Skier abzuschnallen und stieg in die kalten Winterstiefel.

Nachdem ich mich an die plötzliche Kälte in meinen Füßen gewöhnt hatte, stieg ich unsicher auf die riesige Eisfläche.

Aurin kam langsam zu mir geschlittert, denn er hatte bemerkt, dass ich einige Schwierigkeiten hatte, mich mit den Beinen auf dem Eis zu halten. Vorsichtig nahm er meine Hand und lenkte mich über die Eisfläche.

Nebeneinander rutschten wir gemeinsam lachend über dieses. Unsere Freunde liefen über die Fläche verteilt und ich konnte an ihren Gesichtern erkennen, dass es ihnen unglaubliche Freude bereitete.

Nachdem wir einige Zeit auf dem zugefrorenen See verbracht hatten, war es Zeit weiterzuziehen.

Schnell hatten wir alles in den Rucksäcken verstaut und unsere Skier angezogen. Wir hatten noch etwa sechzig Prozent des Weges vor uns und ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es mittlerweile dreizehn Uhr war.

Unsere Laune hielt sich noch gut und wir genossen den herrlichen Wintertag. Aurin fuhr nun vor mir und erzählte Witze, um mich bei guter Laune zu halten, was eigentlich gar nicht nötig war, denn ich war sowieso glücklich.

Es war das Glück zurück zu sein.

Gerade als wir unter einem tiefhängenden Tannenbaumzweig hindurchfahren wollten und ich mich schon gebückt hatte, stieß Aurin seinen Skistock an diesen und der ganze Schnee rieselte auf mich hinab. Er fing an schallend zu lachen und ich fiel mit ein. Dieser Junge machte mich verrückt.

Verrückt vor Glück.

Nach ein paar Minuten hatten wir uns beruhigt und konzentrierten uns, auf den steigenden Berg, welcher sich ewig steil zog. Es machte definitiv keinen Spaß, aber wir hielten durch und kämpften.

Oben angekommen wurden wir mit einem herrlichen Blick über ein schneeweißes Tal belohnt. Die Berge schienen noch majestätischer und die Sonne ließ die Spitzen golden erleuchten. Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu und die Sonne verschwand hinter dem Horizont. Zurück ließ sie einen dunkelrot gefärbten Himmel.

Talia durchbrach die Stille, indem sie sich räusperte und sagte:

"Ich bin euch allen wirklich sehr dankbar, dass ihr heute mit mir hierhergekommen seid. Auch wenn wir noch einen Teil Strecke vor uns haben, möchte ich euch von der Absicht dieses Ausfluges erzählen.

Mein großer Bruder Tharin hatte mir auf der Adlerkrone, unserem Ziel, das Skifahren beigebracht. Ich war ungefähr vier Jahre alt, als er und ich das erste Mal die Strecke hinabfuhren."

Sie deutete mit ihrem Skistock auf einen nahen Berg und zeichnete die Abfahrt nach. Dann fuhr sie fort.

"Er ist vor siebzehn Monaten an Leukämie verstorben."

Sie begann zu zittern.

"Ich verfiel in eine langanhaltende Tiefphase. Es war die Hölle, doch ich habe immer versucht weiterzukämpfen. Der einzige Grund war mein Bruder und doch ich verlor im Laufe der letzten Monate mein Glücklichsein und vor allen mein Lebenswille. "

"Doch ich bin noch hier. Mit euch. Ich vertraue euch und möchte, dass ihr die Hintergründe kennt. Wir stehen heute hier, weil es sich Tharin so gewünscht hätte. Heute wäre sein zwanzigster Geburtstag gewesen und da unser altes zuhause ein wichtiger Ort für ihn und mich war, habe ich mich entschieden dorthin für diesen Abend zurück zu kehren. Ich bin euch dankbar, dass ihr dabei seid. Es bedeutet mir sehr viel. In den letzten Monaten habe ich mit mir selbst, sowie der Vergangenheit gekämpft, aber ich bin jetzt endlich bereit nach vorne zu sehen.

Talia drehte sich langsam zu uns herum und lächelte leicht.

"Ich bin bereit."

"Ich bin es auch. "

Sprach Aurin und umarmte Talia.

"Wann immer ihr es seid."

Sagte Lilith und grinste.

Saphira begann zu klatschten und im nächsten Moment stimmten meine Freunde jubelnd ein. Talia trat einen Schritt zurück und lächelte berührt. Das Blut war ihr in die Wangen geschossen. Es kam nicht oft vor, aber sie war sprachlos.

"Packen wir es an. "

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heyyy

bye

THE LAST DANCEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt