-ALVA-

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Aus Alvas Sicht

Meine Hände waren nass. Kam es von der Aufregung, dass meine Tochter vor mir auf dem Krankenbett lag, oder von der Angst, wie sie all das Verkraften würde? Wieso war es so weit gekommen? Meine Stirn zog sich in Falten, als ich ein leises Klopfen hörte und wenig später ein Mann im weißen Kittel den Raum betrat.

Seine dunklen Augen strahlten Wärme aus und dennoch fühlte ich mich in seiner Anwesenheit nicht wohl. Ich drückte meine Hände fester zusammen und lenkte meine Aufmerksamkeit auf den Arzt, welcher sich hinter das Krankenbett stellte. Er räusperte sich kurz, ehe er mit sprechen begann.

"Herr und Frau Halvorsen?"

wir nickten schwach.

"Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass sich die Werte von Keena nicht wirklich verändert haben. Nach dem plötzlich unruhig schlagenden Herzen und dem hohen Fieber hat sich die Lage nicht noch einmal verändert. Sie atmet noch schwach. Wir können Ihnen keine Auskunft über ihr aufwachen geben. Es könnte heute aber auch in mehreren Tagen sein. Das lässt sich aufgrund des seltenen Krankheitsbildes nicht wirklich feststellen. Wir werden noch ein paar Tests durchlaufen lassen, aber im Moment kann ich nichts weiter dazu sagen. Es tut mir sehr leid. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden. "

Er nickte uns leicht zu, ehe er seinen Kittel richtete und mit schnellen Schritten den Raum verließ. Meine Gefühle überrumpelten mich erneut. Mein wunderschönes Kind lag mit einer der seltensten Krankheiten weltweit vor mir und wir konnten nichts tun.

Hatte sie Schmerzen?

Was musste sie durchstehen?

Seid sie vor zwei Jahren in dieses Krankenhaus kam, hatte sie es nie verlassen können. Die Krankheit Fangetiez hatte sich in ihrem Körper ausgebreitet. Oft fiel sie Monate lang in ein tiefes Koma. Doch es war keines, was man vergleichen konnte.

Es war, als würde sie einen Traum hautnah erleben. Sie war wie in ihrer eigenen Welt gefangen. Wenn wir sie nicht alle paar Monate zurückholen würden, würde sie nicht mehr aufwachen. Nicht hier und nicht in ihrer Welt. Sie würde sterben. Doch auch, wenn wir sie vor dem erneuten ins Koma fallen durch Medikamente bewahren würden, hätte sie nicht mehr lange zu leben. Ihr Körper würde schwach werden und alle Organe abschalten.

Es war wie, als würde dich dein Körper dazu zwingen zu schlafen, aber dein Gehirn wollen, dass du aufwachst. In den letzten zwei Jahren war sie dreimal in ihr Koma gefallen. Monatelang war sie von uns getrennt gewesen und nachdem sie aufgewacht war, hatte sie sich nur noch an wenige Details erinnern können. All diese Komas und die Medikamente hatten ihrem Körper zu schaffen gemacht.

Ihre Herzschlagwerte waren schlechter. Ihre Haut blasser und ihr Körper schwacher. Die Lebenskräfte verließen sie auch hier. Wir mussten sie leiden sehen und konnten nichts tun. Diese Krankheit war unerforscht und Medikamente verlangsamten nur das unvermeidliche. Meine Augen füllten sich bei diesen Gedanken mit Tränen.

Sie war doch noch so jung. Sie hatte ihr Leben noch vor sich. Mein kleines Mädchen Keena.

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(Fange)tiez – gefangen - Norwegisch

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THE LAST DANCEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt