Kairo's Sicht
Geschockt schaute ich nach hinten und sah Sora am Boden liegen. Mit glasigen Augen sah er mich an. Raum und Zeit hatten von einem auf den anderen Moment keine Bedeutung mehr. Die Umgebung schien zu verschwinden und ich sah ihn an, wie er da mit leeren Augen zu mir sah. Es schien als wären nur wir beide im Raum und niemand sonst. So allein und doch zusammen. Ich ließ eine Träne ihren Weg meine Wange runter Bahnen. Ich hörte noch wie die Hallentür geöffnet wurde und bei mir legte sich sofort ein Schalter im Kopf um. Von der Angst akzeptiert zu werden zur kochenden Wut die mir nur einen Tunnelblick erlaubte. Den Blick auf das töten des beinah Mörders meines Vaters. Ich schrie so laut auf wie ich konnte, und bis mir die Luft aus den Lungen fehlte und löste den Kimono von meiner Taille und ließ alles fallen. Ich war sehr froh, dass ich vorher noch einfache bewegliche Klamotten angezogen hatte.
Von Mordlust gepackt rannte ich aus der Halle. Meine Wut trieb mich an mein Äußerstes und brachte mich dazu mein einfühlsames und vernünftiges Wesen einzusperren. Ich fühlte nichts außer Wut. Dies allein war es, was mich dazu brachte immer wieder einen Schritt vor den anderen zu tun, zwei meiner längeren Messer zu zücken und voller Mordlust durch das Zentrum meines Vaters zu sprinten. Der völlig schwarz gekleidete Typ vor mir schaute kurz nach hinten und sah mich. Seine Augen wurden größer und er verlor das Gleichgewicht beinah vollständig. Gerade noch so konnte er sich fangen und lief unerbittlich weiter. Sein schnauben erreichte meine Ohren und ein psychopathisches Lächeln zeichnete sich nun auf meinem Gesicht ab. Durch die Nervosität die er eben gespürt hat als er Sora erschoss, hat er relativ viel Energie verloren und war nicht vollkommen Konzentriert. Außerdem war ein bisschen zu viel Adrenalin in seinen Adern was wirklich unpraktisch in seiner jetzigen Situation ist. Aber ein super Vorteil für mich. Ich hatte das Gefühl ich sah nur noch rot. Meine Augen wollten Blut sehen und wollten dem Typen zeigen, was rot sehen heißt. Meine Augen wollten ihn rot sehen. Ich legte einen Zahn zu und war bereits dicht hinter ihm. Mit Schwung holte ich aus und Schnitt ihm in den Rücken. Er stöhnte auf, verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Beinah hätte er mich mitgerissen, jedoch sprang ich über ihn und bremste ab. Er lag immer noch am Boden und keuchte.
Mit langsamen Schritten ging ich zu ihm rüber. Er lag auf dem Bauch und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Mit meinem Fuß trat ich in die Wunde die ich verursacht hatte. Mein Lächeln wurde größer als er anfing seinen Atem anzuhalten. Noch einmal drehte ich meinen Fuß in seine Wunde, jedoch war das erstmal genug Spaß und ich half ihm hoch. Mit beiden Händen fasste ich ihn an den Kragen und ließ ihn gegen die Wand schmettern. Mit belustigten Augen schaute ich ihn an und betrachtete die Panik die sich in seinen Augen abzeichnete. Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner Schulter. Venedig und Rima standen hinter mir. Ich senkte den Kopf und ließ den Kerl vor mir los, der auch gleich auf den Boden zusammenklappte wie ein Taschenmesser. "Bringt ihn in einen der Räume für Asylbewerber." meinte ich psychopathisches lächelnd. Rima nickte und fragte einen der Männer, die hier stationiert waren.
Mit schnellen Schritten kam ich wieder in die Halle. Alle die dort waren hatten ihre Köpfe gesenkt und schauten auf Yamato der meinen Vater in seinen Armen hatte. Ich atmete tief durch und trat ein. Keine Träne verließ meine Augen. Er hatte mich zwar aufgenommen und womöglich auch mein Leben gerettet, mich aber behandelt wie Dreck. Er kann nicht einfach erwarten, dass ich ihm all das jetzt sofort verzeihen kann. Aber er lag im Sterben also was soll man machen. Sein flaches Atmen erklang in meinen Ohren und ich neigte mich zu ihm. "Nun kannst du dich nicht mehr entziehen Sarana... Du... Musst jetzt B-Boss sein. Du hast keine andere Wahl!" lachte er leise. "E-Es tut... mir leid." und so schloss er seine Augen und auch seine Atmung hörte auf. Meine knieende Haltung wurde zu einer beinah liegender Haltung. Ich erwies ihm meine letzte Ehre. Diese Geste bedeutete außerdem den Anfang eines unerbittlichen Krieges der nur einen Verlierer und einen Gewinner einfordern konnte. Keine Kompromisse, Deals oder Vereinbarungen. Nur Leben und Tot, nur Steven und ich.
Mein Vater wurde weggebracht und ich ging in das Büro was nun entgültig mir gehörte. Ich setzte mich in den Stuhl und lehnte mich nach hinten. Es klopfte und ich schaute auf. Akita kam herein und setzte sich auf den Sessel vor mir. "Wie geht es dir?" fragte sie. Ich schaute einfach nur an. "Ich glaube ich muss nicht weiter nachfragen. Tut mir leid für dich." meinte sie nur. "Ich brauche kein Mitleid. Er war nicht mal mein richtiger Vater. Geh lieber zu Andrew und tröste ihn. Er hatte ein besseres Verhältnis zu Sora als ich zu ihm. Er kann dir leid tun aber ich nicht. Außerdem hasse ich mitleid." sagte ich. Auch wenn es nur zur Hälfte stimmte, und Akita wusste das, verließ sie mein Büro und ließ mich somit in Ruhe. Ich hielt es nicht mehr aus und ging in mein Zimmer. Dort löste ich meine Frisur und nahm mir das Make-up vom Gesicht. Mein ganzer Körper zitterte vor Erschöpfung. Vor geistiger und vor physischer. An meinem Kleiderschrank, nahm ich mir Klamotten und ging zusammen mit ihnen ins Bad. Es war das zweite Mal, dass ich heute dusche aber es war ja auch eine andere Situation. Das prasselnde Wasser fiel auf meine nackte Haut. Dies führte mich in eine andere Umgebung.
Plötzlich war ich in einer Isolationsanstalt. Ich folgte einer Krankenschwester und wir kamen schließlich an einem Raum wo eine Scheibe den Raum in zwei Hälften teilte. In der anderen Hälfte saß ein Mann der in meinem Alter war. Er lächelte zu mir rüber, jedoch wusste ich, dass es nicht ernst gemeint war. Aber eins musste ich ihm lassen, es war extrem gut geschauspielert. "Ich hab Besuch. Das ist aber schön. Ich hatte noch nie Besuch. Wie heißt du denn?" fragte er und legte seine Hände in den Schoß und machte so meine Mimik nach, was normalerweise ein Vertrauensaufbau bedeutete. "Nenn mich Kairo." sagte ich kalt zu ihm rüber. "Und was möchtest du von mir?" fragte er wieder äußerst freundlich. "Ich will nur mit dir reden. Wie lange bist du schon hier?" kam es von mir. "Oh, das ist aber eine sehr persönliche Frage. Also in ein paar Tagen sind es zehn Jahre. Weißt du, ich bin seit dem ich 13 bin hier und du bist meine erste Besucherin. Du bist also besonders." meinte er lächelnd und legte den Kopf schief. "Du musst hier nicht einen auf nett tun. Ich weiß wie du bist. Sei einfach du selbst." bei diesen Worten änderte sich sofort sein Gesichtsausdruck. Er kreuzte die Arme vor seinen Körper und schaute mich nun ernst an. "Du hast mich aber schnell durchschaut. Ich bin beeindruckt. Was willst du von mir?" sagte er nun kalt. Ich erwiederte:"Ich will deine Rettung sein. Ich will dich hier rausholen." "Und wie willst du das bitte anstellen? Du kannst mich hier nicht einfach rausholen." Ich musste anfangen zu schmunzeln. "Du hast keine Ahnung wer ich bin und was ich erreichen kann. Allerdings musst du etwas dafür tun."
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Codename City
Ficção AdolescenteMehrere Personen, verschiedene Geschichten und eine Person die sie verbindet. Die ganze Truppe kommt aus aller Welt und ist aus den verschiedensten Gründen kriminell geworden. Manche freiwillig, manche unfreiwillig. Nun befinden sie sich unfreiwill...