♦ Kapitel 24

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Da stehen wir jetzt vor dem Alchemieshop 'Zum Joker' mitten in der Innenstadt. Das wird, um es in Jonathans Worten auszudrücken, immer 'geschmackvoller'. Wir haben nach dem Meeting keine Zeit verschwendet und sind sofort hin. Oder wollen wir mal ehrlich sein, es war Elix, der uns gescheucht hat. Die anderen beiden sehen darin vielleicht seinen Ehrgeiz, aber ich weiß, dass er einfach nur versucht mir auszuweichen. Wieso ich so denke? Ich habe es vorhin nicht erwähnt, aber er hat mich heute kein einziges Mal direkt angeschaut und spricht nur so viel wie nötig mit mir. Wundert mich eigentlich, weshalb es unserem Halbelfen noch nicht aufgefallen ist. Der Moment, der meine Beobachtung positiv bestärkt hat, war, als er Jonathan statt mich als Beifahrer auserkoren hat. Das hat auch kurz unsere beiden Kollegen aufhorchen lassen, aber er hat dies schnell mit der unschuldigen Begründung zerschmettert, indem er meinte, dass er doch gesagt habe, dass wir drei wechseln. Tristan hat sich dann sofort den Platz für den Rückweg reserviert. Jonathan hat die Aussicht, wenigstens auf der Hinfahrt nicht hinten zusammengefaltet wie ein Zollstock sitzen zu müssen, daran gehindert, das Verdächtige hinter der Entscheidung zu sehen.

Ich seufze innerlich, als unser Vorgesetzter in den Laden stolziert und wir ihm wie Entlein folgen. Drinnen sieht es aus, wie man sich einen Alchemieshop vorstellt. Alte Holzregale vollgestopft mit Büchern und Gläsern verschiedener Größen. Der dunkle Holzboden ist schon ganz abgewetzt und an den Wänden bröckelt der Putz auch an manchen Stellen etwas ab. Als wir tiefer gehen, füllen sich die Regale mit Alchemiewerkzeugen. Neben Reagenzgläsern, Gasbrenner und Zangen gab es jede Menge schräges und merkwürdiges Zeug dort.

"Tristan, fasse nichts an.", warnt Jonathan, als der Halbdrache eines dieser merkwürdigen Konstrukte antippen wollte.

"Herzlich Willkommen.", grüßt uns plötzlich eine freundliche, sanfte Stimme.

Wir drehen uns alle nach vorne, wo ich vorhin die Kasse gesehen habe, und sehen dort ein Mädchen, dass ich als Puppe beschreiben würde. Sie hat dicke, blutrote Locken, die ihr offen bis zur Hüfte fallen. Zwei weiße Schleifen, rechts und links, sind in ihr Haar gebunden. Ihre Augen haben dieselbe Farbe, allerdings ist ihr Blick so warm, dass man sich sofort wohlfühlt. Ihr Kleid war eines dieser Lolitakleider, aber von der Rüsche bis zur Schleife komplett weiß.

Elix lächelt sie freundlich an und zeigt ihr seinen Dienstausweis. "Wir sind von der Polizei und haben ein paar Fragen zu einem Fall."

Sie schaut kurz überrascht, dann lächelt sie wieder und macht einen Knicks. "Setzten Sie sich doch dort drüben hin." Und zeigt auf eine Sitzecke neben der Kasse. "Mögen Sie etwas zu trinken?"

Elix vernein höflich für uns alle und wir setzten uns, während sie sich einen Stuhl holt.

"Nun, in welchen Fragen kann ich Ihnen hilfreich sein?", fragt sie. 

Ich sag euch, einer solch sanften Person bin ich noch nie begegnet. Ich glaube schon fast, dass sie wirklich eine Puppe ist, schließlich sind wir hier in einem Alchemieshop und die brauen nicht nur gefährliche Substanzen.

Als erstes fragt Elix mit einem charmanten Lächeln nach ihrem Namen. "Darf ich zu Anfang fragen, welche der Holdemschwestern Sie sind?" 

"Natürlich. Ich bin Herz Holdem. Meine Schwester Karo ist zurzeit auf Kundenbesuch.", antwortet sie höflich.

"Sind Sie beide Alchemisten? Laut unseren Unterlagen, ist es nur Ihre Schwester."

"Das ist richtig. Nur Karo hat die Lehre absolviert. Es reichte um diesen Laden zu öffnen, wenn nur eine die Alchemie beherrscht. Ich konnte währenddessen andere Dinge lernen."

"Die wären?"

"Buchhaltung, Kundenservice. Alles was wir noch benötigten."

Er nickt und holt die Liste mit den Inhaltsstoffen der Substanz hervor. "Ich weiß nicht, wie kundig Sie sind, Miss Holdem, aber sagen Ihnen diese Dinge möglicherweise etwas?"

Sie nimmt die Liste und legt sich beim Lesen die Hand auf dem Mund. Ihre Augen sind etwas erschrocken. "Du meine Güte."

"Sie wissen, was diese Stoffe bewirken?"

"Ihre Wirkung kann ich nicht genau deuten, allerdings kommen mir einige dieser Dinge bekannt vor. Meine Schwester bewahrt sie hinten im Lager auf. Dort sind nur Dinge, die gefährlich oder teuer werden können, sollte ein unachtsamer Kunde sie aus Versehen verschütten." Sie gibt die Liste Elix wieder zurück. "Für genaue Informationen sollten Sie allerdings wiederkommen, wenn meine Schwester im Hause ist."

Er nickt. "Wann wäre dies wahrscheinlich?"

Sie denkt kurz nach. "Übermorgen am Nachmittag. Davor ist sie außerhalb der Stadt unterwegs. Sie ist nämlich eine von zwei Alchemisten hier im Nordwesten des Landes."

Wieder nickt Elix und steht auf und wir tun es ihm gleich. "Dann bedanke ich mich für Ihre Gastfreundschaft, Miss Holdem. Wir sehen uns Übermorgen am Nachmittag."

Auf der Rückfahrt macht es sich Tristan auf dem Beifahrerplatz gemütlich. Allerdings so gemütlich, dass Elix verkündet, dass er nie wieder vorne sitzen darf. Deshalb schmollt er den Rest der Fahrt. Im Büro setzten wir uns wieder an unseren Konferenztisch.

"Auch wenn sie nichts Genaues sagen konnte, machen mir ihre Aussagen doch Sorgen.", beginnt Jonathan das Gespräch.

Elix nickt. "Welchen Eindruck hattet ihr von ihr?"

"Sie ist wirklich freundlich und sanft.", sage ich und sie stimmen mir alle zu.

Dann sagt erstmal niemand etwas, bis Elix die Stille wieder bricht. "Warten wir vorerst bis Übermorgen. Dann werden wir hoffentlich genaueres Wissen. Vielleicht kann uns diese Karo auch sagen, wer die Substanz gebraut hat."

Damit verlassen wir den Tisch und machen uns an die Arbeit. Nach dem Feierabend gehen wir alle, bis auf Elix, gemeinsam nach draußen.

"Ist gestern irgendetwas zwischen euch vorgefallen?", fragt Jonathan und es durchzuckt mich.

Tatsächlich habe ich nach unserem zweiten Meeting immer wieder versucht mit Elix wegen gestern zu sprechen, aber er wimmelte mich ständig ab, bis ich es aufgegeben habe. Natürlich ist es diesmal nicht unbemerkt geblieben.

"Ehrlichgesagt gar nichts, was seine abwesende Haltung mir gegenüber erklären würde.", seufze ich.

"Dann spreche ich morgen mit ihm.", verkündet er und gibt mir nicht die Chance auf irgendeine Art zu protestieren.

Zu Hause werfe ich mich mit meinem Essen aufs Sofa. Schnell schweifen meine Gedanken zu dem Halbfuchs. Ob er schon zu Hause ist? Vielleicht sollte ich ihn anrufen? Wahrscheinlich nimmt er nicht ab. Aber wenn ich persönlich zu ihm gehen würde... da könnte er mich doch nicht abwimmeln, oder? Ich schüttele kräftig den Kopf. Was denke ich da? Er ist doch letztendlich nur mein Vorgesetzter und nicht mein... 

Kumpel! Kumpel habe ich gedacht!

Hallo ^^

Als kleine Entschädigung für die falsche Veröffentlichung gestern: Das richtige Kapitel xD

Ich verbiege die Alchemie hier recht stark. Ein wenig bin ich an dem Anime Fullmetal Alchemist orientiert xD aber ich halte mich von Transmutationskreisen fern ;P

LG Soul_Guardian

Ein/Viertel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt