♠ Kapitel 17

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Meine Flucht wird durch die automatischen Schiebetüren, die so gerne in Läden verwendet werden, geblockt. Verzweifelt beginne ich an ihr zu zerren und gegen sie zu schlagen, aber entgegen aller Erwartung, die man bei der Sicherheit solcher Türen hat, ist sie doch recht robust und lässt sich zu meinem Leidwesen nicht öffnen. 

Voller Panik drehe ich mich um und sehe, wie der Stiermenschbulle die Rolltreppe hoch stolpert, da sie sich unter seinem Gewicht, das sich durch seinen schweren Gang beim Auftreten nur erhöht, unter ihm biegt und immer wieder um einige Zentimeter nach unten bewegt. Auch da scheinen diesmal die Bremsen sehr viel Durchhaltevermögen zu haben. Ich meine, seht euch das Vieh an! Es wundert mich eigentlich, dass er nicht, wie es in Comics so üblich ist, einfach mit einem Sprung die Treppe hochgekommen ist.

Ich drücke mich mit aller Kraft gegen die Glastüren und flehe sie innerlich an, sich bitte doch zu öffnen. Doch da findet das Monster endlich Halt und verlässt die Rolltreppe. Er schnaubt zufrieden, während ich mich jetzt kein Stück mehr bewegen kann und praktisch mit meinem Leben abgeschlossen habe. Als Nächstes füllen sich die gewaltigen Lungen mit Luft, bevor er sie mit einem ohrenbetäubenden Brüllen wieder rauslässt. Obwohl er doch noch ein gutes Stück von mir entfernt ist, erreicht mich die Luft wie ein kräftiger Wind, während ich mir die Ohren zuhalte.

Nachdem er diesen Brüller beendet hat, folgen Weitere, allerdings nicht mehr so laut, sodass ich, da meine Überlebensinstinkte doch noch nicht aufgegeben haben, weiter an der Tür zerre. Dennoch will sie nicht nachlassen und als ich mich wieder zu dem Stier umdrehe, sind es nur noch wenige Zentimeter. Doch da rollen seine Augen nach hinten und er kracht ächzend auf den Boden. Auf seinem Rücken Elix, der ihm die Spritze in den Nacken gerammt hat.

Plötzlich werden meine Beine ganz weich und ich rutsche mit dem Rücken die Türen hinab und bleibe einfach sitzen, während ich auf den Stier starre.

"Alles in Ordnung, Kylian?", fragt Elix mit sanfter Stimme und hockt sich zu mir hinunter.

Ich schaue ihn mit großen Augen an und spüre wie mir die Tränen die Wangen hinunter laufen. Das war heute eindeutig mehr als zu viel für mich. Das heute wäre für jeden, egal was für ein harter Kerl er ist, zu viel gewesen. Für den Moment realisiere ich erstmal, dass ich tatsächlich noch lebe.

Er lächelt mich an und wuschelt mir durch das Haar. "Na komm. Kannst du aufstehen?" Und reicht mir die Hand.

Mit zwar immer noch wackligen Beinen, stehe ich nun an Lola gelehnt und trinke etwas Wasser, das Jonathan von irgendwoher besorgt hat. Er selbst und Tristan helfen dabei, die beiden Bullen aus der Mall zu holen, während Elix Hauptkommissar Martin Worfmal einen groben mündlichen Bericht über die Geschehnisse abgibt. So ist dieser ebenfalls darin eingeweiht, in welchem Zustand die Mall schon war, als wir die Szene betraten, sodass nicht die Versicherung der Polizei für alles aufkommen muss. Es heißt ja, Freund und Helfer, da muss man es auch der Versicherung gegenüber zu herzen nehmen. (Wobei es ihr nicht viel nützt, da zufällig auch der Fernsehsender bei ihr versichert ist, wie sich später herausstellt.)

"Was machen wir jetzt?", frage ich Elix, als er sich zu mir gesellt.

Er zuckt die Achseln. "Ich für meinen Teil bin durch. Jetzt müssen wir nur noch auf den Elf und den Drachen warten."

Ich nicke und nach einem Moment sage ich: "Ich habe dir noch nicht gedankt, dass du mir mein Leben gerettet hast. Zweimal."

Da schmunzelt er. "Ich habe nur wie ein Vorgesetzter gehandelt."

Jetzt ist es an mir zu schmunzeln. "Wie viele Vorgesetzte werfen sich auf einen über zwei Meter hohen, verrückt gewordenen Stiermenschbullen, bewaffnet mir einer kleinen Spritze?"

Ein/Viertel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt