♦ Kapitel 36

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Da ich Angst habe, dass er morgens wieder vor meiner Wohnung warten wird, stehe ich am nächsten Tag früher auf und stehe an der Haltestelle, als der erste Bus des Tages anrollt.

Ich gähne kräftig und in meinen Augenwinkeln sammelt sich dadurch genug Flüssigkeit für jeweils eine Träne. Ich wische mir über die Augen. Vielleicht sollte ich es mir in einem der Archive gemütlich machen und noch eine Runde schlafen.

Die Eingangstür ins Polizeigebäude ist natürlich offen, da die Polizei 24/7 durch jede Möglichkeit erreichbar sein muss. Am Empfang sitzt nicht Kräuselsträhne, sondern ein... keine Ahnung... sieht aus wie eine Mischung aus Fledermaus und Schlange mit menschlichen Armen. Was sucht so ein gruseliges Fabeltier eigentlich bei der Polizei? Ist nicht besonders vertrauenserweckend.

"M-M-Morgen.", stottere ich dem Wesen zu, halte meine Marke hoch und verschwinde schnell zur Tür, die zum Treppenhaus führt.

Langsam schlendere ich die Treppe hinab. Auf Etage -4 muss ich blinzeln, da dort die Glühbirne hinter ihrem dunkelgrünen Glas stark flackert. Sie war das Einzige, womit wir hier unten hätten angeben können. So wie es aussieht, wird uns auch dieses Privileg bald genommen, da sich die Glühbirne zu der Hälfte der im Treppenhaus nicht leuchtenden Birnen anschließt (siehe Kapitel 1, wer sich an dieses Detail nicht erinnert).

Als ich die Tür zu unserem Flur öffne, werde ich von dem Licht der tapferen Glühbirne begrüßt (siehe ebenfalls Kapitel 1). Doch im Büro muss ich erst mal das Licht anknipsen. Ich gähne zum x-ten Mal, da mein Körper auf meinem Weg hier runter entweder einen Weltrekord im Gähnen aufstellen will oder mir - was wahrscheinlicher ist - sehr deutlich zeigen will, wie er zu der Idee des Aufstehens zu dieser frühen Stunde steht.

"Ich habe es verstaaanden.", gähne ich, als ich mich auf meinen Platz setze. "Morgen schlafe ich einfach länger." Und gähne schon wieder. Verflucht.

Wie immer klappe ich mein Laptop auf und schalte es ein. Dann muss ich warten, da erstmal ein Update installiert werden muss. Natürlich muss ich wieder gähnen. Da es etwas länger zu dauern scheint, bis das Update fertig ist, lehne ich mich auf meinem Stuhl zurück und starre an die Decke.

Ich grummele leise, als mich eine sanfte Berührung auf meiner Schläfe stört. Aber dann finde ich, es fühlt sich eigentlich ganz nett an und lehne etwas in die Berührung und lasse mich wieder langsam in die Dunkelheit gleiten. Ich grummele abermals, als diesmal etwas Weiches meine Lippen berührt. Aber eigentlich fühlt es sich auch ganz....

Ich schrecke hoch. Zuerst fällt mein Blick auf meinen Laptop, dessen Bildschirm schon dunkel geworden ist, da es keine Aktivität meinerseits festgestellt hat, nachdem das Update beendet wurde.

"W-Was...", murmle ich noch ganz verschlafen. 

Bin ich wirklich eingeschlafen?

"Scheint so, als hättest du wirklich etwas von Dornröschen. Vielleicht bist du ein entfernter Verwandter?"

Ich schrecke wieder hoch. Diesmal bin ich vollkommen wach geworden. Langsam steigt mir die Hitze mein Gesicht hoch, als ich mich zu einem amüsiert grinsenden Halbfuchs drehe.

"E-E-Elix?!" Ich springe von meinem Stuhl auf. "I-Ich... ich..." Mein Gesicht wird immer heißer. Ich könnte im Boden versinken. Er hat mich beim Schlafen erwischt und ich weiß noch nicht mal wann ich eingeschlafen bin!

"Haha, keine Sorge, Ki." Er tätschelt meinen Kopf. "Ich werde drüber hinwegsehen. Aber du solltest nicht so früh kommen, wenn du nicht genug ausgeschlafen bist. Obwohl du ganz niedlich aussahst. Könnte ich mich eigentlich dran gewöhnen."

Wer denkt, eine Person kann nicht noch roter werden, überzeuge ich jetzt eines Bessern. Ich würde mein Monatsgehalt verwetten, dass mein Kopf gerade dampft, so peinlich ist mir das. Das Schlimme daran ist noch, dass ich Elix so Stoff zum Piesacken gegeben habe.

Da ich nicht fähig bin etwas zu sagen, verschwindet er kichernd hinter seinem Papierberg und lässt mich hier mit meinem Scham zurück. Wieso muss immer mir so was Peinliches passiert?!

Immer noch mit hochrotem Kopf, setzte ich mich zurück auf meinen Stuhl. Dabei drehen sich meine Gedanken nur an das gerade eben Geschehende. Ich verstecke mein Gesicht hinter meinen Händen. Gott, ich habe mich noch in seine Berührung gelehnt und ich fand die Berührung auch noch schön. Doch da lasse ich meine Hände fallen. H-H-Hat er mich etwa...? Mit leicht zitternden Fingern berühre ich meine Lippen. N-Nein, nein, nein, nein, das hat er nicht. Das hat er ganz und gar nicht! 

Ich quietsche leise in meine Hand. Mein Herz rast und scheint der ganzen Welt meine Aufregung zeigen zu wollen, so stark schlägt es gegen meinen Brustkorb. Ich presse meine Augen fest zusammen und atme langsam ein und aus.

Das hat er nicht getan. Das hat er nicht getan. Das hat er nicht getan. Ist nur alles meine Einbildung. Es waren wahrscheinlich nur seine Finger. Ja, genau! Er wollte mich nur ärgern! Es waren seine Finger!

Aber so wirklich wollte mein Inneres es mir nicht abkaufen, da es sich genau das Gegenteil wünscht.

Dornröschen. Er hat wieder Dornröschen erwähnt. Und... Und... Und... sie wurde... mit... einem...

Ich vergrabe mein wieder erglühtes Gesicht in meinen Händen.

Das ist nur ein Wunschdenken deines in Elix verliebten Ichs. Nichts weiter. Er hat dich nicht wirklich geküsst. Das hat er nicht. Das hat er nicht. Das hat er nicht.

Oder doch?

Neeeein! DAS. HAT. ER. NICHT. Sei nicht so blöd, Kylian. Der dumme Fuchs macht sich doch nur lustig über dich. Ja, genau. Es ist nur eines seiner dämlichen Neckungen. Nichts weiter.

Ich atme wieder tief ein und aus und beruhige mich allmählich. Ich interpretiere wirklich zu viel in manche Dinge. Liebe macht blind. Das Sprichwort versucht sich ein zweites Mal bei mir zu bewähren. Aber dieses Mal lasse ich es nicht zu. Zu groß war der Schmerz von meiner letzten großen Naivität. Diesmal lasse ich es nicht zu, wieder in diese Falle zu treten.

Es ist genauso wie bei ihr. Nur weil ich klein bin und unschuldig wirke. Wie ein kleiner Welpe. Am Ende wird er schließlich dann doch nur in einem Karton ausgesetzt, wenn die 'Niedlichkeit' gesättigt wurde. Nein, ein zweites Mal werde ich das Leckerli von angeblicher Zuneigung nicht annehmen. 

Ich seufze. Und wieso vergleiche ich mich jetzt mit einem Hund? Ich bin zum Viertel eine Fee, verdammt.

Hallo ^^

Boah, habe ich mich durch die ersten 300 - 400 Wörter gequält. Ich kam überhaupt nicht in den Schreibfluss. Ich glaube, weil ich inzwischen schon gedanklich an einer neuen Story bastle, obwohl ich mich mit aller Macht davon abhalten will >.<

Außerdem glaube ich, dass es nächste Woche Sonntag kein neues Kapitel geben wird. Bin mir aber noch nicht sicher. Aber dann wundert ihr euch zumindest nicht 😅

LG Soul_Guardian

Ein/Viertel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt