♣ Kapitel 30

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Ich konnte die gesamte Nacht nicht ein Auge zumachen. An irgendeinem Punkt kehrte sogar meine Stimme wieder. Ok, es war nur ein heißeres Etwas von Stimme. Aber dadurch wächst meine Hoffnung, dass ich bald wieder Kontrolle über meine Körper haben werde.

Als ich etwas anderes als das Summen des Gerätes höre, nehme ich meine gesamte Willenskraft zusammen, um bloß keinen Laut von mir zu geben. Soll der maskierte Bastard denken, dass ich immer noch voll unter dieser Betäubung stehe. 

"Nicht weinen, meine hübsche Magiequelle." Er holt ein Taschentuch von irgendwo hervor und tupft mir damit über die tränenverkrusteten Wangen.

Dann wendet er sich der Maschine zu. "Wunderbar, so gut wie voll. Glückwunsch, du kannst erstmal wieder entspannen." Damit legt er den Hebel um und der Schmerz verschwindet sofort. Nur ein leichtes Pochen, wo sich vermutlich die Nadel befindet, erinnert daran.

Sanft streicht er mir dir Haare von der Stirn. "Die Nacht muss sicher schrecklich gewesen sein. Aber keine Angst. Zur Belohnung für deine Tapferkeit, darfst du heute Nacht schlafen."

Na vielen Dank, du Bastard.

Er schaut mich einen Moment nachdenklich an, als er mich schließlich an der Wange zwickt. In dem Moment wollte ich vor Glück weinen. Auch wenn es sich noch wie eine sanfte Berührung anfühlt, kann ich es spüren. Ich beginne meinen Körper wieder zu spüren! Doch kaum breitet sich die Freude in mir aus, zersplittert sie in tausend Stücke.

"Ich glaube, es wird Zeit, deine Betäubung wieder aufzufrischen.", verkündet er.

Hat er es etwa gesehen? Die Freude in meinen Augen? Nein, er macht das doch nicht zum ersten Mal, er muss es wissen... 

Er schmunzelt. "Weißt du, Süßer, du bist wie ein offenes Buch, solange die Betäubung wirkt. Deine Augen erzählen mir alles."

Verfluchte Scheiße! Natürlich muss es so sein.

Er kichert. "Na, na. Jetzt guckt nicht so wütend. Ich werde dir einfach die doppelte Dosis geben, dann haben wir etwas länger als nur eine Nacht, bis ich es erneuern muss."

Die vier Spritzen, mit denen er kurze Zeit später vor mir auftaucht, müssen aus einem Horrorfilm stammen. Er will mir doch nicht etwa alle Vier injizieren? Oder? Oder? Oder?!

"N-Nicht.", stoße ich heißer hervor, während ich die sanfte Wärme von Tränen auf meinen Wangen spüre.

"Nicht?", fragt er überrascht. "Natürlich muss ich, wenn du sogar schon anfängst zu sprechen."

Leicht schüttele ich den Kopf. "Bitte... Nicht."

Hinter der Maske ertönt ein Seufzer. "Tut mir leid, aber das muss jetzt sein. Aber dafür verspreche ich dir, dass es danach etwas zu Essen gibt."

"Nein.", stoße ich hervor, allerdings ignoriert er weiterhin meinen Protest und setzt die Nadel an meinem Arm an, bevor sie meine Haut durchsticht und die leicht gelbe Flüssigkeit in meinen Kreislauf gelangt.

Es dauert keine fünf Sekunden, nachdem die zweite Spritze aus mir herausgezogen wurde, als ich schon dieses leere Gefühl von Körperlosigkeit spüre. Dennoch verabreicht er mir noch die zwei Weiteren, sodass ich mich zwar benebelt fühle, allerdings noch so weit bei Bewusstsein bin, um alles um mich herum mitzubekommen. Trotzdem fällt es mir schwer, mich auf meine Gedanken zu konzentrieren.

Wie versprochen bekomme ich danach mein Essen. Allerdings in Form einer braunen Pampe, die mir durch einen Schlauch direkt in den Magen befördert wird. Jetzt bin ich doch ganz froh, nichts spüren zu müssen, denn das ist bestimmt verdammt unangenehm.

Während ich der Pampe zugucke, die sich langsam durch den Schlauch in meinen Mund bewegt, faselt mich der maskierte Typ mit irgendwelchen Dingen voll, während er mit irgendwelchen Gläsern rumklimpert. Aber durch die Betäubung fällt es mir schwer, mich auf seine Worte zu konzentrieren, weshalb ich mich bald nur noch auf den Schlauch vor mir fokussiere, bis das Zeug vollständig in meinem Magen ist.

Irgendwann merke ich, dass es leise um mich herum geworden ist. Ich will mich umsehen, aber mein Blick bleibt weiter auf die Decke oder viel mehr auf den leeren Schlauch über mir gerichtet. Nur das natürliche Blinzeln meiner Augen unterbricht meine Sicht für einen Bruchteil einer Sekunde.

Doch plötzlich höre ich Lärm, dann knallt die Tür gegen die Wand und kurz darauf sehe ich die weiße Maske mit dem grünen Kreuz unter dem rechten Auge.

"Dafür ist jetzt keine Zeit.", höre ich eine mir unbekannte Stimme, die aber sehr der des Typen über mir ähnelt. "Nimm nur die wichtigen Dinge. Die Viertelfee können wir uns später wieder holen. Das Gerät werden die in irgendeinem Lager wegsperren. Da kommen wir nicht so einfach ran."

"Aber wieso wieder diese Mühe, wenn wir ihn jetzt schon haben.", argumentiert der über mir.

"Weil sie schon an unserer Haustür klopfen und uns deshalb keine Zeit bleibt, auch noch ihn hier rauszuschaffen.", kommt die sehr nachvollziehbare Antwort.

Doch der Maskentyp zögert.

"Kreuz!", drängt ihn der andere mahnend, was ihn diesmal einlenken lässt.

Ich höre, wie hastig einige Dinge weggeräumt werden und bevor die beiden Männer den Raum verlassen, kommt der Maskierte wieder zu mir. In seiner Hand schon wieder eine Spritze. Doch anders als die anderen Male verschwendet er keine Zeit mit Erklärungen, sondern injiziert sie mir sofort. Dann verschwindet er wieder und überlässt mich meinem hoffentlich guten Schicksal. Denn wenn es irgendwelche Mafiosi sind, die da gleich den Raum stürmen, dann schwöre ich, dass ich die beiden als Geist heimsuchen werde.

Wieder höre ich Schritte. Ich höre, wie sie immer näher kommen und dann abrupt stehen bleiben.

"Kylian!"

Ich könnte vor Glück heulen und schreien, als einen Augenblick später Elix' Gesicht über mir auftaucht.

"Was haben sie nur mit dir gemacht?", fragt er den Tränen nahe, was mir nicht gefällt.

Er dreht sich um, als die anderen Schritte in den Raum poltern und mir zwei weitere sehr bekannte Stimmen meinen Namen rufen. "Kylian!" Dann kann ich sie auch schon über mir sehen. Jonathan und Tristan. 

Plötzlich schaut Tristan besorgt zu Elix. "Was stimmt nicht mit ihm? Wieso reagiert er nicht?"

Der Angesprochene beißt sich auf seine Lippe. "Ich weiß es nicht. Rufen wir erst einen Krankenwagen. Und wo ist Rita?"

"Sie sucht das Gebäude ab.", antwortet Jonathan.

Elix verschwindet aus meinem Blickfeld. "Rita! Wir haben ihn gefunden!"

"Ich habe den Krankenwagen gerufen.", sagt Tristan, der vorhin wieder verschwunden ist. Dann taucht er wieder auf. Sorge in seinen Augen. "Halte durch, mein Freund." Doch dann wird sein Blick skeptisch. "Das ist eindeutig ein Schlauch in seinem Rachen, aber was ist das in seiner Brust? Sieht aus wie eine Nadel. Wie die von Infusionen."

Der Halbelf ihm gegenüber presst die Lippen zusammen. "Weil es genau das ist."

Kaum hat er die Worte ausgesprochen, wird mir schwarz vor Augen und ich falle in die tiefe Dunkelheit.

Hallo ^^

Hatte bei dem Kapitel eine Schreibblockade gehabt, weil ich unbedingt etwas mehr Bewegung im BxB-Segment haben will, aber natürlich darf ich nicht zu sehr hetzen, damit es nicht die Story zerstört und dann auch noch halbherzig wirkt. Also müsst ihr und auch ich uns noch etwas gedulden *seufz*

LG Soul_Guardian 



Ein/Viertel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt