♣ Kapitel 18

169 17 22
                                    

Die folgenden Tage sind recht ereignislos. Nur ein paar Geisteraustreibungen und ein Dämon, der diesen unnützen Versuch startete, eine Geiselnahme in einer Bank durchzuziehen. Ich meine, kommt schon, wie oft funktioniert so eine Aktion? Die Filmindustrie zeigt es uns sogar vor (zumindest funktioniert es nie, wenn die Bankräuber nicht zufällig die Protagonisten im Film sind - seufz). Ich will aber an dieser Stelle nicht lange um den heißen Brei reden. Die Aktion unsererseits ging folgendermaßen: Ich habe als Ablenkung - natürlich weil ich am harmlosesten aussehe - den Typen gespielt, der einen auf Verhandlung macht. Hat mir ein paar Brandlöcher im Anzug gebracht, da der Dämon mit Feuerbällen herumschoss. Habe ich aber ganz gut verkraften können, denn zu meinem Vergnügen wurde Elix die komplette Jacke - ein Trenchcoat - abgefackelt. Muhaha (Sorry, ist alt, ich weiß). 

Nachdem Elix unfreiwillig als sowas wie eine zweite Ablenkung hinhielt, überwältigte Tristan den Dämon mit einem zwar übertriebenen, dennoch respektablen Kopfstoß. Dies führte zu einem K. O. des Verbrechers und Jonathan konnte sich währenddessen in Ruhe darauf konzentrieren, Elixs Jacke einzufrieren, um die Flammen zu löschen.

Nun sitze ich im Büro und lege den dazugehörigen Bericht Elix zur Unterschrift zur Seite. Eigentlich ist es meine Aufgabe, die Berichte zu korrigieren und umzuschreiben, aber Jonathans Berichte kann man nur mit einer Eins mit Sternchen bewerten. Also habe ich mir als neue Aufgabe die Bearbeitung des dicken Ordners, den mir Elix am ersten Tag gegeben hat, auferlegt. So habe ich herausgefunden, was der dumme Fuchs eigentlich die ganze Zeit hinter dem Papierberg macht. Er sucht stetig nach neuen Informationen, um den Ordner vollständiger zu machen. Dabei liest er immer die neusten Forschungsberichte, aber auch uralte und vergleicht diese. Ich muss zugeben, dass ich erst wirklich beeindruckt war, aber als ich ihn einmal solitärspielend am Computer erwischt habe, war die Bewunderung schnell verflogen. 

Ansonsten verbringen wir unsere Tage mit viel Langeweile, die wir uns tatsächlich mit solchen Dingen wie Papierweitschnipsen vertreiben. Da muss ich sogar stolz sagen, dass ich mir das ein oder andere Mal den Titel als Schnipsmeister gesichert habe. Dann am Freitag, kurz vor Feierabend, kommt Rita in unser Büro gestürmt und zerstört unsere selige Ruhe.

"Hallo, Kyli. Kannst du mir sagen, wo ich meinen lieben Cousin finde."

"Solitärspielen hinter dem Papierberg.", antworte ich genervt, weil ich deswegen schon den ganzen Tag auf eine dämliche Unterschrift auf meinem Urlaubsantrag warte.

"Danke dir." Beim Weggehen streift sie mit ihren Fingern unter meinem Kinn, sodass ich meinen Kopf etwas hebe.

"Oh, da ist jemand rot geworden.", stichelt Tristan, als sie selbst hinter dem Papierberg verschwunden ist.

"Ich- Ich bin doch nicht rot geworden." Und merke, dass ich jetzt wirklich rot werde.

"Dem stimme ich zu. Es war ein zartes Rosa, aber jetzt gleicht die Farbe deiner Wangen eher einem Rot.", antwortet Jonathan in einem Tonfall, bei dem man sich nicht sicher ist, ob er einen ärgern will oder ob es eine einfache, sachliche Feststellung ist.

Ach ja, an dieser Stelle möchte ich noch sagen, dass die Zwischenfälle mit diesen Küssen so ziemlich vergessen zwischen uns sind. Wir sind sogar gute Freunde geworden, auch wenn ich den Halbelfen immer noch nicht wirklich deuten kann. Aber Tristan hat inzwischen jemanden kennengelernt. Ein wirklich lieber und sehr sanfter Halbkater, danach was Tristan mit verliebten Blick erzählt. Ich bin zwar schon über meine Trennung so gut wie hinweg und eigentlich brenne ich nicht auf eine neue Beziehung, aber es macht mich schon recht neidisch. Naja, irgendwann wird meine Zeit schon kommen und ich wünsche mir ein genauso liebevolles Mädchen, wie es Tristans Halbkater ist. 

"Du weißt ganz genau, dass ich es nicht kann.", reißt mich Rita plötzlich aus meinen Gedanken, als sie hinter dem Papierberg wiederauftaucht.

"Es fällt ihm bestimmt nicht auf, wenn du dieses eine Buch rausschmuggelst. Du sagtest doch, dass es im hintersten Teil der Bibliothek ist.", antwortet Elix und läuft der Füchsin hinterher.

Ein/Viertel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt