Am Nachmittag meldet sich Tristan wieder und gibt Bescheid, dass er morgen wieder voll arbeiten kann. Gegen Feierabend kommt eine Mail mit dem Auftrag einer weiteren Geisteraustreibung rein, was Jonathan sofort für sich und den Halbdrachen beansprucht, weshalb nur noch ich als Begleitung für Elix morgen bleibe. Also hasse ich den Halbelfen gerade dafür.
Als ich an der Kreuzung zu meinem Zuhause stehe, blicke ich eine Straße weiter, wo ich weiß, dass Elix dort wohnt. Sollte ich vielleicht doch zu ihm gehen? Es vor morgen bereinigen? Das ist wahrscheinlich die beste Idee, aber meine Füße wollen sich nicht bewegen und als ich hinter mir eine Gruppe Jugendlicher höre, tragen sie mich schnell nach Hause. Dort seufze ich zum x-ten Mal, bevor ich mich meiner Abendroutine hingebe.
Inzwischen ist es 12 Uhr Mittag am nächsten Tag und im Gegenteil zu dem, was ihr denkt, bin ich gerade nicht im Büro. Ich bin heute mit einem Gefühl von dem wohl größten Stein im Magen aufgewacht und schaffte es nicht, aus dem Bett zu kommen. Dass Elix mich so meidet, setzt mir aus irgendeinem Grund unglaublich zu und dabei hat er nichts getan, was diese Gefühle voraussetzt. Ich meine, Freundschaft hin oder her, so krass kann es doch nicht sein, oder?
Naja, jetzt habe ich es inzwischen geschafft, aus dem Bett zu kommen, mich fertigzumachen und seit gefühlt einer Ewigkeit mit der Hand auf dem Türgriff vor meiner Haustür zu stehen. Plötzlich hämmert es gegen sie und ich springe vor Schreck einen Meter von ihr zurück.
"Kylian?!", höre ich eine vertraute Stimme, aber verflucht wütende, gefolgt von weiteren Schlägen gegen meine Tür. "Öffne sofort die Tür!"
Mein Herz hämmert mir gegen den Brustkorb, als ich mich der Tür nähere. Meine Hand zittert leicht, als sie sich wieder dem Türgriff nähert.
Doch da ein weiterer Knall. "Kylian!"
Meine Hand schnellt das letzte Stück zum Griff und drückt ihn runter. Sofort und ohne Vorwarnung wird sie mit einem Schwung geöffnet, dass mir die Haare durch den erzeugten Luftstoß nach hinten wehen. Ich presse erschrocken meine Augen zusammen, während ich zurück stolpere und als ich mich wieder traue, sie zu öffnen, steht Elix mit zusammengeballten Fäusten in meinem Flur.
"Was denkst du dir, Kylian?" Seine Stimme ist zwar nicht mehr so laut, aber genauso wütend. "Weißt du was wir uns für Sorgen gemacht haben? Wenn du so viel später kommst, dann melde dich gefälligst!"
In dem Moment werde ich wütend. Seit zwei Tagen spricht er nicht mehr richtig mit mir und dann meint er mich für etwas zurechtzuweisen, was er selbst vor genau zwei Tagen getan hat? Und dann wagt er noch über 'Sorgen' zu sprechen, die mich, seit ich aus dem Fuchsdorf geworfen wurde, wegen ihm zerfressen?
"Was denkst du dir eigentlich?!", donnere ich. "Ich mache mir die ganze Zeit nichts als Sorgen! Du weigerst dich mit mir zu sprechen und Rita will mir auch nicht sagen, was los ist! Was ist dort passiert? Habe ich etwas falsch gemacht? Sag es mir, verdammt noch mal, weil ich sonst noch verrückt werde!" Tränen steigen in meine Augen und ich wische sie wütend weg. "Wieso mache ich mir überhaupt so einen Kopf! Im Gegensatz zu mir, siehst du mich wohl nicht als Freund."
Der letzte Satz versetzt mir einen harten Stich ins Herz. Es ist ein Gedanke, der die ganze Zeit über in meinem Hinterkopf gegeistert hat, aber nie wirklich weit genug hervorgekommen ist und jetzt, da ich ihn ausgesprochen habe, macht er mir irgendwie schreckliche Angst. Aber dies verwirrt mich noch mehr. Schlagartig überkommt mich der Drang zur Flucht, doch als ich mich an Elix vorbeidränge, greift dieser mein Handgelenk und pinnt mich an die Wand.
Ich schau zu ihm auf. Neue Tränen in meinen Augen. "Lass... Lass mich-"
"Es tut mir leid.", er schaut mich mit schuldgefüllten Augen an. "Ich wusste nicht, dass es dir so zusetzt."
Ich schau weg. "Tut es offensichtlich."
Ich spüre wie er mich anstarrt. Mein Gesicht abscannt.
"Kylian, ich-"
Als er wieder spricht, blicke ich wieder zu ihm auf, was ihn abbrechen lässt. Als würden ihm die Worte plötzlich fehlen. So stehen wir einige Sekunden. Mein Herz klopft so stark, dass ich es in meinen Ohren höre. Dabei merke ich wie mein Gesicht langsam rot wird, bis ich mich von der Wand stoße und ihn so dazu bringe, mich wieder freizugeben.
"Du... Du musst mir nichts sagen, wenn du es nicht willst. Selbst Freunde erzählen sich nicht alles.", ich lächle ihn unsicher an. "Wir... Wir sind doch Freunde?"
Er presst kurz die Lippen zusammen, bevor er mich angrinst. "Ich habe nie anders gedacht."
Ein Kichern entflieht mir, als Erleichterung meinen Körper durchfließt. Auch wenn ich immer noch nicht weiß, was passiert ist und ich es womöglich nie erfahren werde, bin ich zutiefst glücklich, dass jetzt wieder alles gut zwischen uns ist.
"Gut, als Entschädigung für meinen Kummer, gibst du mir ein Croissant beim Bäcker aus. Ich habe heute noch nichts gegessen.", verkünde ich und schiebe ihn aus der Wohnung, um die Tür abschließen zu können.
Den Rest der Zeit, bis wir gegen halb drei wieder vor dem Alchemieshop stehen, geht mir Elix wieder auf seiner Art so unglaublich auf die Nerven, weshalb ich ihm sogar schon gegen den Kopf werfe, dass er mir doch besser gefallen hat, als er mich ignorierte, was er sofort als Lüge deklariert. Naja, unrecht hat er nicht.
Obwohl die Beiden eineiige Zwillinge sind, kann man Karo bestens von Herz unterscheiden. Im Gegensatz zu ihrer Schwester ist Karo nämlich sehr aufgeweckt und hat rubinrotes Haar wie auch Augen. Ihr Haar hat sie mit einer weißen Schleife zu einem hohen, wilden Zopf gebunden. Ihr Kleid ist im Steampunkstyle, allerdings ebenfalls komplett in Weiß.
"Herz sagte es euch richtig, dass ich einige der Zutaten hinten im Lager habe, da mit ihnen vorsichtig umgegangen werden muss, um zum Beispiel Irritationen am Körper zu vermeiden." Sie unterstreicht einen Teil der Zutaten. "Diese hier besitze ich allerdings nicht, da es mir zu gefährlich ist sie aufzubewahren oder weil sie schlichtweg illegal sind."
"Aber Sie könnten diese anschaffen?", fragt Elix und nimmt die Liste zurück.
"Alle bis auf die Illegalen natürlich.", antwortet sie mit einem Lächeln.
"Hätten Sie vielleicht einen Verdacht, wer da eventuell weniger skrupellos sein könnte?", fragt er weiter und lächelt dabei wieder so charmant.
Da lacht sie laut auf. "Natürlich nicht. Wüsste ich es, dann würdet ihr es auch tun. Ist schließlich eines der Auflagen, dass man solche Dinge als Alchemist sofort melden muss." Sie hebt theatralisch den Finger und schließt die Augen. "Um die Bevölkerung vor Gefahren für Leib und Leben zu schützen." Sie öffnet die Augen wieder. "Sonst ist die Lizenz futsch."
"Das genaue Gegenteil.", sage ich als wir den Laden verlassen haben, nachdem nur Elix sich das Lager angeschaut hat, weil Karo aufgrund der Sicherheit nur einen von uns reinlassen wollte.
Er kichert. "Das gefällt mir."
"Natürlich tut es das.", seufze ich und muss dann auch lächeln. "Sie ist hübsch, nicht?"
Überrascht schaut er mich an. "Was meinst du?"
Ich stoße ihn grinsend mit meinem Ellenbogen an. "Du weißt was ich meine."
Verlegen kratzt er sich am Kopf. "Ich interessiere mich schon für jemand anderen."
Ich spüre wie ich rot werde. "O-Oh, d-das freut mich. Kenne ich sie?"
Sein Blick wird traurig. "Das mit uns wird nie etwas werden."
Hallo ^^
Es lief so gut und dann beende ich das Kapitel so deprimierend ^^" Hoffe, es gefiel euch trotzdem ;) Aber die Szene im Flur habe ich bei der Korrektur stark verändert, da die erste Fassung irgendwie so herzlos war und ich mir am Ende nur dachte, das ging so einfach und schnell mit der Versöhnung, dass es schon viel zu stumpf war und man sich nur verwirrt fragte: Hä? Jetzt hoffe ich, dass es nicht in Konflikt mit den nächsten Kapiteln kommt, da ich gestern schon das Kapitel 41 beendet habe und durch meine zwischenzeitliche Motivationslosigkeit immer wieder ein wenig aus der Story rauskomme 😅
LG Soul_Guardian
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Ein/Viertel (BoyxBoy)
FantasyGerade die stressige Ausbildung beendet, da kann eigentlich das entspannte Berufsleben beginnen. Zumindest sollte es ein Schreibtischjob sein. Ein Schreibtischjob! Das war es, was ich mir als Wunsch eingetragen habe, in diesem dämlichen Bogen, der n...