Beide, Rita und ich, starren ihn mit offenem Mund an.
"U-u-und was war das mit 'Er wird dich nicht umbringen, höchstens krankenhausreif prügel'?", frage ich entsetzt. Das ist doch nicht sein Ernst jetzt, oder?!
Er streift mit seinen Fingern durch sein blondes Haar und steht auf, um aus dem Fenster zu blicken. "Weil ich es zu dem Zeitpunkt selbst noch nicht wirklich geglaubt hatte. Ich meine,", er dreht sich wieder zu uns um, "es gab schon Fälle, wo ein Poltergeist Menschen in die Luft gehoben hat, aber dann verließ ihn dazu auch schon die Kraft. Das liegt daran, dass Geister Lebendiges nicht berühren können."
Ich schaue auf meine bandagierten Hände. "Aber wieso war es diesem Poltergeist möglich?"
Bevor Elix mit einem 'Ich weiß es nicht' antworten konnte, stürmt Rita plötzlich aus dem Raum.
"Was- Rita?!" Elix läuft ihr hinterher. An der Tür bleibt er kurz stehen und dreht sich noch einmal zu mir. "Ich lauf ihr hinterher. Bis später."
Dann ist er auch schon weg. Seufzend lasse ich mich wieder in mein Kissen fallen und blicke aus dem Fenster in den Himmel. Eine dicke Taube fliegt dort entlang. Doch sie schafft es nicht mich abzulenken, sodass meine Gedanken wieder zurück zu dem Poltergeist finden. Wieso war er so aggressiv? Wieso war es ihm möglich mich so lange und so oft festzuhalten? Sobald ich aus dem Krankenhaus entlassen werde, werde ich dem nachgehen. Jetzt will ich erstmal hoffen, dass das Schmerzmittel möglichst lange hält.
"Ah, Sie sind schon aufgewacht." Ich drehe mich zur Tür und sehe dort eine freundlich aussehende Krankenschwester. "Ich gebe dem Arzt Bescheid, möchten Sie eventuell, dass ich Ihnen etwas bringe?"
Aber so auf dem zweiten Blick, ihre Augen sehen nicht so freundlich aus. Ich seufze innerlich. Dieser Rassismus wird uns Halbblüter immer verfolgen. "Darf ich fragen, wo mein Handy ist?"
Sie setzt wieder ihr Lächeln auf. Das kann sie wirklich gut, muss ich zugeben. Kein Wunder, dass ich sie im ersten Moment doch recht sympathisch fand. "Es müsste in der Schublade des Nachttisches sein."
Ich bedanke mich und drehe mich zu dem Nachttisch. In der obersten Schublade finde ich das Gerät auch sofort. Allerdings ist es ziemlich ramponiert. Die Scheibe ist so zersplittert, dass ich mich frage, weshalb es noch nicht rausgefallen ist. Auf der Rückseite waren recht tiefe Kratzer, doch zum Glück nicht so tief, dass das Innere beschädigt werden konnte. Aber dafür war die Kamera im Arsch.
Ich seufze und versuche es anzuschalten. Die Vibration, die den erfolgreichen Einschaltvorgang ankündigt, ist so schwach, dass man es fast nicht bemerkt hätte. Doch da geht auch schon der Bildschirm an. Naja, ein sehr bunter Bildschirm. Letztendlich kann ich doch noch irgendwie etwas erkennen, aber ich werde mir wohl doch schneller als geplant ein neues Handy anschaffen müssen. Aus Angst, dass die Scheibe doch noch herausfallen könnte, drücke ich sehr sanft auf das Symbol des Messenger-Dienstes. Es braucht etwas länger als sonst, weshalb ich erst dachte, dass der Berührungssensor des Touchscreens hinüber ist, doch da öffnet sich die App.
Ich habe recht viele Nachrichten. Ok, alle außer eine waren von meiner Mutter. Ich seufze. Und drücke auf die einzige Nachricht, die nicht von ihr ist. Nämlich die von meiner Freundin. Dabei lächle ich. Ich weiß noch immer nicht, wie ich es geschafft habe, mit ihr zusammen zu kommen. Ich meine, sie ist ein Mensch und kein Halbblut.
- Hallo Sweeteye -
Meine Wangen werden ganz warm. Sie hat sich praktisch wegen meiner Augen in mich verliebt. Schon ziemlich kitschig.
- Sorry, dass wir uns seit über einem Monat nicht mehr gesehen oder geschrieben haben. Ich habe gehört, dass du im Krankenhaus bist. Deine Mama hat mir sofort die Ohren zugeheult. -
Meine Mutter findet sie super, weil sie das erste Mädchen ihres kleinen Jungen ist.
- Jedenfalls wollte ich dir sagen, dass es Zeit ist, dass wir uns trennen. -
Wie...?
- Eigentlich habe ich seit einem halben Jahr einen Neuen. Mir fiel es nur schwer, dir das zu sagen, weil du weißt schon, deine Augen sind einfach zu cute. Wie ein kleines Rehkitz. Aber da du mir letztens erlaubt hast ein Foto von dir zu machen, reicht es mir schon. Ich habe nur vergessen dir zu sagen, dass es zwischen uns vorbei ist. Deine Mama hat mich sozusagen daran erinnert. -
Ich merke, wie mir die Tränen in die Augen steigen. War ich also nur eine Art Mittel zum Zweck für sie gewesen?
- Da das nun geklärt ist, wünsche ich dir eine gute Besserung und lass den Kopf nicht zu sehr hängen. Mit deinen niedlichen Augen findest du schon eine Halbblüterin. -
Halbblüterin... Das heißt, sie war so verrückt nach meinen Augen, dass sie mein gemischtes Blut in Kauf genommen hat, nur um dieses Foto zu bekommen.
- Ach, und lösche bitte meine Nummer. Will nicht angerufen werden, falls du dein Handy mal verlierst. Du weißt schon. Reinblut und Mischling passt nicht so. -
Ich lasse mein Handy aus meiner Hand in meinen Schoß fallen. Dann starre ich einfach die Wand an, während mir die Tränen die Wangen hinunter kullern. Ich dachte, es wäre was Ernstes. Stattdessen hat sie sich schon einen Monat nachdem wir zusammen gekommen waren, einen Neuen gesucht. Sie hat nur vergessen mit mir Schluss zu machen, nachdem sie bekommen hat, was sie wollte.
Ich wische mir die Tränen weg. Natürlich muss es so enden. Natürlich. Es ist unmöglich. Solche Menschen, wie meine Mutter, gibt es nur einmal. Dabei dachte ich, dass ich mit meiner Freu.. Ex-Freundin jemanden gefunden habe, der das Blut egal ist. Jemanden wie meine Mutter, die, obwohl sie ein Mensch ist, meinen Vater, die Halbfee, über alles liebte.
Ich schniefe und neue Tränen sammeln sich in meinen Augen. Ich war so naiv.
Der Arzt taucht erst am Abend auf. Wahrscheinlich ist es kurz vor seinem Feierabend, da er es recht eilig hat. "Ihr Körper, vor allem Rücken und Brust, hat mehrere Hämatome durch die Aufpralle. Ebenfalls an mehreren Stellen haben Sie durch das Glas zahlreiche Schnittwunden. Die Hände hat es am schlimmsten getroffen. Ansonsten sind noch zwei Rippen gebrochen und Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung. Deshalb bleiben Sie weiterhin im Bett liegen, um ihren Krankenhausaufenthalt nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Wir geben Ihnen leichte Schmerzmittel, allerdings denke ich, dass wir sie in zwei Tagen weglassen können. Es wird natürlich noch wehtun, aber es sollte auszuhalten sein. Haben Sie noch Fragen?"
Ich schüttele den Kopf.
"Dann eine gute Nacht und beachten Sie die Anweisungen, damit Sie schnell wieder entlassen werden können."
Nach zwei Tagen wurde mir das Schmerzmittel wie versprochen nicht mehr verabreicht. Allerdings waren meine beiden gebrochenen Rippen nicht der Meinung, dass das richtig war. Aber erst als Rita wie eine Furie den Arzt zusammengebrüllt hat, bekam ich endlich wieder etwas. Allerdings kein besonders starkes Mittel, aber ich konnte wenigstens wieder einigermaßen tränenfrei atmen.
Nun stehe ich an der Rezeption und unterschreibe meine Entlassungspapiere. Trotzdem bin ich noch für zwei weitere Wochen krankgeschrieben, was mir ganz recht kommt. Bin ehrlich gesagt noch nicht über die Trennung mit meiner Ex hinweg. Meine Mutter übrigens auch nicht...
Hallo ^^
Ich frage mich, wie viele von euch schon vergessen haben, dass Kyli eine Freundin hatte, auch wenn sie keine besondere Rolle hatte. War mir auch nicht mehr sicher, ob ich sie angesprochen hatte xD Also erstmal wieder zurückschauen und nachlesen ^^" xD
LG Soul_Guardian
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Ein/Viertel (BoyxBoy)
FantastikGerade die stressige Ausbildung beendet, da kann eigentlich das entspannte Berufsleben beginnen. Zumindest sollte es ein Schreibtischjob sein. Ein Schreibtischjob! Das war es, was ich mir als Wunsch eingetragen habe, in diesem dämlichen Bogen, der n...