Als ich wieder aufwache - ich frage mich schon, wie oft ich inzwischen in diese Situation gekommen bin - kann ich eine Holzdecke sehen. Wo zur Hölle bin ich? Ich weiß nur, dass ich von diesem geflügelten Monster entführt wurde und dann... Elix. Elix, Jonathan und Tristan! Sie haben mich gerettet, aber... Ich fühle meinen Körper nicht! Aber wieso? Was ist passiert?
In meinem Inneren steigt Panik auf, aber ich kann mich einfach nicht bewegen. Ich will schreien, aber es kommt kein Ton heraus.
"Kylian? Kylian!" Plötzlich taucht Elixs Gesicht vor mir auf. Seine Augen sind merkwürdig gerötet. Hat er etwa... Nein, nicht Elix. Das ist absurd.
Er schaut verwirrt. "Kylian? Wieso... Wieso reagierst du nicht? Kylian!"
Was? Beruhige dich! So kenne ich ihn gar nicht. So aufgewühlt.
Er greift meine Schultern und will mich schütteln, aber da höre ich, wie jemand in den Raum kommt und gleich darauf wird er von einer Krankenschwester sanft weggezogen. "Beruhigen Sie sich, Mr. Alver. Setzen Sie sich dort hin und ich werde einen Arzt rufen."
Nachdem sie den Raum verlassen hat, dauert es nicht lange, bis der Arzt auftaucht. Was für ein Service. Sowas bin ich nicht von einem Krankenhaus gewöhnt. Oder bin ich nicht in einem Krankenhaus? Würde zumindest alles erklären. Da behandeln die mich schließlich immer nur minderwertig.
Als Nächstes folgt eine Runde von In-die-Augen-leuchten, Herz-und-Lungen-abhören und wieso auch immer er mir tief in den Rachen schaut. Ich kann mich an so gar nichts erinnern, was zwischen meiner Entführung und meiner Rettung geschehen ist.
"Wieso reagiert er nicht?", höre ich Ritas Stimme.
Der Arzt seufzt. "Wie gesagt, seine Entführer haben ihn in eine Art künstliches Koma versetzt, weshalb ich nicht sagen kann, ob er gerade irgendetwas mitbekommt, obwohl er offensichtlich wach zu sein scheint. Aber ansonsten ist er bei bester Gesundheit. Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er aufwacht."
"Und was ist mit seinem Herz?"
"Obwohl die Nadel mitten durch ging, konnten wir sie, dank Heilmagie, problemlos entfernen und er wird keine Probleme haben."
"Also müssen wir nur noch darauf warten, dass er wieder aufwacht."
Die Tage vergehen und ich kann immer noch nichts fühlen, noch mich an irgendetwas erinnern. Ich werde jeden Tag besucht. Meine Mutter und Elix kommen sogar jeden Tag zusammen und unterhalten sich. Oft will ich etwas erwidern, werde aber sofort wieder an meinen Zustand erinnert. Wieso bekomme ich nicht die Kontrolle wieder?
Schließlich kommt Elix an einem Tag allein. "Hey, Ki. Deine Mutter kann heute ausnahmsweise nicht kommen, also sind es heute nur wir beide." Ich höre das Knarzen des Stuhls, als er sich zurücklehnt. "Wir haben in letzter Zeit viel mit Geistern zu tun. Ich frage mich, woher dies kommt. Deswegen verbringe ich meine Recherchen überwiegend damit. Laut einer Sage, sammeln sich Geister an einem Ort, wenn sich etwas Böses nähert. Eigentlich merkwürdig, da Geister eigentlich nicht böse sind, noch brauchen sie es als irgendeine Art von Quelle, weshalb ich denke, dass dies nur eine Gruselgeschichte ist. Aber eins ist trotzdem sicher, denn es nähert sich etwas Böses und es hat bestimmt mit den Fällen zu tun." Dann sagt er eine ganze Weile nichts mehr.
"Ki..." Der Stuhl knarzt wieder und sein Gesicht taucht vor meinen Augen auf. Sanft scheint er über meine Wange zu streichen und plötzlich... und plötzlich... Eine Träne läuft seine Wange hinab und sofort folgen ihr weitere, bis beide Wangen im Licht glitzern und sich langsam röten. "Wach auf, Ki. Kylian du musst aufwachen. Hörst du?"
Er legt seinen Kopf auf meiner Brust ab. Wieso weint der Idiot jetzt? Ich versuche doch schon mein Bestes, um endlich aus diesem gefühllosen Gefängnis auszubrechen.
"Kylian, wach auf.", schluchzt er. "Hätte ich nur auf dich gehört. Dann wärst du nicht entführt worden."
Es ist doch nicht deine Schuld, Elix. Wäre ich dir nicht hinterhergelaufen, dann wäre es nicht passiert, aber dann hätte das Monster wahrscheinlich dich erwischt, also ist es mir recht.
Er schaut wieder zu mir hoch, seine Augen und Wangen rot und angeschwollen. Er atmet einmal tief durch, um sich zu beruhigen.
"Elli?", er zuckt zusammen, als Rita unerwartet in das Zimmer kommt.
Schnell wischt er sich mit den Ärmeln übers Gesicht, allerdings hilft ihm das nicht, auch weil Rita ihn schon vorher gesehen hat.
Sie seufzt. "Geh dein Gesicht waschen. Ich passe so lange auf ihn auf."
Er nickt und verschwindet. Die Tür schließt sich und der Stuhl neben mir knarzt wieder, als sich die Fuchsfrau setzt.
"Ich bin froh, dass er dich getroffen hat. Weißt du, obwohl er immer den ganzen Quatsch mit mir macht, ist er eigentlich ein eiskalter Bastard. Deswegen hat er dich damals allein um den Geist kümmern lassen oder mit Jonathan getauscht, als ihr die Stiere außer Gefecht setzten solltet. Dabei war ihm sehr wohl bewusst, dass das mehr als dumm ist, auch wenn er dich jedes Mal retten konnte. Ich habe mich gefragt, wieso er es ausgerechnet auf dich abgesehen hat. Ich meine, du bist zwar verdammt niedlich im Gegensatz zu den anderen Beiden, aber trotzdem sind die Beiden genauso gute Zielscheiben, dennoch hat er sie komplett in Ruhe gelassen." Sie schmunzelt. "Ich habe es erst verstanden, nachdem Vater uns in der unterirdischen Bibliothek erwischt hat. 'Das erlaube ich nicht.' Da ging mir das Licht auf. Aber ich werde es dir nicht erzählen, weil ich den Sinn darin nicht sehe. Sollst du gefälligst selbst herausfinden. Außerdem weiß ich nicht, ob du mich überhaupt hörst und ich hier ein Selbstgespräch führe."
Wär trotzdem ganz nett, weil ich hier total auf dem Schlauch stehe. Wieso sollte meine (nicht vorhandene) Niedlichkeit ein Grund sein, so in Gefahr gebracht zu werden. Hat er etwa ein Heldenkomplex oder so? Heult er etwa deshalb, weil er ihn diesmal nicht befriedigen konnte?
Dann höre ich, wie die Tür geöffnet wird und damit wird es sich Rita wohl nicht mehr anders überlegen und es mir verraten.
"Was hältst du davon, wenn ich uns beiden einen Kaffee hole. Ich meine, wenn wir schon unseren Familiennamen nutzten, um Kyli die beste Krankenhauspflege zu gewährleisten, dann sollten wir es auch für uns ausnutzen.", schlägt sie ihrem Cousin vor und es erklärt so ziemlich alles, weshalb ich in einem Krankenhaus mal wie ein Mensch behandelt werde.
Kaum hat sie ihren Vorschlag ausgesprochen, verlässt sie auch schon den Raum, sodass ich wieder allein mit dem Halbfuchs bin.
Hallo ^^
Also ein bisschen hasse ich mich schon dafür, dass ich so viel schreibe xD Ich komme einfach nicht zu der Szene, die ich schon die ganze Zeit schon vor Augen habe xD Aber ich bin mir sicher, dass sie endlich im nächsten Kapitel kommen wir ^^
LG Soul_Guardian
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Ein/Viertel (BoyxBoy)
FantasyGerade die stressige Ausbildung beendet, da kann eigentlich das entspannte Berufsleben beginnen. Zumindest sollte es ein Schreibtischjob sein. Ein Schreibtischjob! Das war es, was ich mir als Wunsch eingetragen habe, in diesem dämlichen Bogen, der n...