In den nächsten zwei Tagen lernen wir kennen, was Verzweiflung wirklich ist. Es scheint, als hätten die Zwillingsbrüder dazugelernt, weil wir keine Spur finden können.
"Wie wär's, wenn ich einfach die nächsten Tage durch die Stadt wandere und darauf warte, dass mich das Monster holt. Wenn ich einen Peilsender bei mir trage, könnt ihr dem Signal folgen.", schlage ich vor und fahre mir mit den Händen über mein müdes Gesicht.
Alle Anwesenden schauen mich an. Ja, die edlen Vollblüter haben sich tatsächlich für die Suche mit uns zusammengetan.
"Hättest du es gestern vorgeschlagen, hätte ich dich einen Idioten genannt.", antwortet der Teamleiter. Amadeus Ruperts heißt er, ist ein Zentaur und bekleidet denselben Rang wie Rita: Erster Hauptkommissar.
"Heißt das, Sie sind einverstanden?", frage ich jetzt doch etwas überrascht.
Und wie er das war. Es wurde sogar einstimmig beschlossen. Also hasse ich mich für den Vorschlag. Allerdings bleibt mir Zeit bis der neue Blocker geliefert wird. Doch wie es der alte Alchemist versprochen hat, hat er diesen so schnell wie möglich zusammengebraut, weshalb mir schon am nächsten Tag eine Schutzweste in die Hand gedrückt wird und ich auf 'Patrouille' geschickt werde. Aber zum Glück dürfen Polizisten nicht alleine patrouillieren, weshalb sich mir ein Freiwilliger anschließen darf. Naja, der Einzige, der sich meldet, ist Elix. Und ich glaube, dass Amadeus mir ihn so oder so zugeordnet hätte. Die Gründe könnt ihr euch möglicherweise denken.
So schlendern wir durch die Stadt, nachdem wir Lola auf einem Parkplatz untergebracht haben.
"Es ist nicht richtig, dass wir die Zivillisten in Gefahr bringen.", sage ich zu ihm.
Er sucht den Himmel ab. "Wenn wir hier alles absperren würden, wäre es verdächtig. Deshalb denke ich, sollten wir die Leute hier auch fragen, ob sie zufällig Jonathan und Tristan gesehen haben. Denn die Brüder sind nicht dumm und werden sich wahrscheinlich trotz der Zivilisten denken, dass hier etwas nicht stimmt, wenn wir hier nur gemütlich durch die Stadt spazieren."
Ich stimme ihm zu.
Nach gut einer Stunde eher sinnlosem Befragens, setzen wir uns für eine Pause auf den Burgplatz. Von einer nahe gelegenen Bäckerei hat uns Elix etwas zu essen besorgt sowie einen warmen Kaffee.
"Glaubst du, dass das Monster heute hier auftauchen wird?", frage ich und lasse meinen Blick über den Platz gleiten, auf dem man das riesige Loch inzwischen gestopft hat und es so wirkt, als wäre hier nie etwas gewesen.
Elix trinkt einen Schluck von seinem Kaffee. "Wenn wir Glück haben, ja. Wenn wir Pech haben, ebenfalls ja."
Ich schaue ihn an. "Also bist du dir sicher, dass es heute auftauchen wird."
"So ist es.", nickt er.
Doch der Tag vergeht und wir haben schon späten Nachmittag. Von dem schwarzen Vieh ist aber nichts zu sehen. Wir sind inzwischen zum x-ten Mal auf dem Burgplatz und bedanken uns bei einem Passanten dafür, dass er uns nichts sagen konnte.
Ich recke mich. Meine Füße tun weh, mir ist kalt und ich bin einfach nur müde. Meinem Vorgesetzten neben mir geht es wahrscheinlich auch nicht besser.
Langsam schlendere ich zur Mitte des Platzes. "Es ist nicht aufgetaucht. Heißt das, wir haben weder Glück noch Pech?"
Elix, der ein Stück von mir entfernt stehen geblieben ist, sucht den inzwischen dunkel werdenden Himmel ab. "Scheint so."
Als er mich wieder anschaut, werden seine Augen groß und er erstarrt. Ich blinzele verwirrt und dann wird es mir klar. Also ich finde, es ist eher Pech. Wenn es Glück wäre, würde mir mein Fluchtinstinkt nicht zur Flucht raten.
Ich nehme tief Luft und drehe mich langsam um. Hat jemand mitgezählt wie oft ich schon in solch einer Situation war? Vielleicht sollte ich mir dazu die Zeit nehmen, sobald das hier überstanden ist und meine größte Sorge der Kobold ist, der meint, eine gut betuchte Familie auszurauben.
Doch entgegen meiner Erwartung, das Monster hinter mir zu sehen, steht dort Karo. Oder vielmehr der Bruder, der sich als sie ausgibt.
"Bin ich froh, dass es euch gut geht!", ruft sie fröhlich.
Elix stellt sich neben mir und legt mir eine Hand auf die Schulter. Ich schaue zu ihm hoch. Sie wissen noch nicht, dass wir ihr Schauspiel durchschaut haben. Er nickt und lächelt Fake-Karo an.
"Wie geht es Ihrer Schwester?", fragt er und spielt das Spielchen mit. "Hat sie sich von der Attacke des Monsters gut erholen können?"
"Danke der Nachfrage." Ich kann nicht glauben, dass das nur ein Schauspiel ist. Es wirkt so natürlich. "Sie lässt sich nicht so schnell unterkriegen. Sie hält die Augen zwar mehr als sonst offen, aber sie ist, kaum war sie wieder auf den Beinen, auch gleich wieder alleine unterwegs gewesen."
Natürlich, denke ich mir, sie hat schließlich nicht wirklich was von dem Monster zu befürchten.
Dann schaut sie uns besorgt an. "Habt ihr inzwischen eure beiden Kollegen wiedergefunden? Ich war geschockt, dass sie praktisch vor unserem Laden spurlos verschwunden sind."
Elix nickt. "Wir haben schon eine heiße Spur."
Ihre Augen leuchten interessiert auf. "Wirk-... lich..."
Sanft fängt Elix ihren schlaffen Körper auf und sie schaut ihn aus müden Augen an.
Er grinst. "So ist es. Deswegen müssen Sie mit uns mitkommen, Herr Holdem. Sie sind verhaftet."
Seine Augen werden trotz Müdigkeit groß und dann ist er eingeschlafen.
"Eine wirklich gute Idee von dem alten Mann in den Blocker auch ein Betäubungsmittel zu tun.", sage ich zufrieden, nachdem wir den Verhafteten an unsere Kollegen weitergegeben haben. "Wie konnten wir vergessen, dass sie, selbst wenn sie keine Magie mehr nutzen können, immer noch ihre Alchemie haben. Bei den ganzen Bomben, die er aufgezählt hat, ist es mir kalt den Rücken hinabgelaufen."
"Ja.", stimmt mir der Halbfuchs zu. "Da merken wir auch, wie häufig die Polizei dank der strengen Regeln mit gefährlichen Alchemisten zu tun hat, dass die SöSgmP gerufen werden muss. So gut wie gar nicht."
Diesmal stimme ich zu.
Wir dürfen mit einem Kollegen zurück ins Revier fahren, wo wir uns zur Nachbesprechung des heutigen Tages in den Konferenzraum setzen.
"Ich muss sagen, dass das heutige Ergebnis ganz anders geworden ist, als wir geplant haben.", fasst Amadeus zusammen. "Allerdings können wir es noch nicht unbedingt als besser bezeichnen. Ich meine, ja, es ist eine große Erleichterung, dass Kylian nicht entführt worden ist. Und es ist ein großer Erfolg, dass wir einen der Verdächtigen festnehmen konnten. Allerdings muss ich zugeben, dass es die Suche einfacher gemacht hätte, wenn es eher nach unserem Plan gelaufen wäre. So hätte man uns direkt deren Versteck offenbart. Nun müssen wir darauf warten, dass der Verdächtige aufwacht und ihn dann verhören und darauf hoffen, dass er schnell auspackt, was wahrscheinlich nicht so schnell sein wird, wie wir es uns wünschen."
Ich krampfe meine Faust zusammen. Da hat er recht. Auch wenn ich froh bin, nicht schon wieder entführt worden zu sein.
Hallo :D
Ich hatte eigentlich vor Idee Nr. 2 für das Kapitel zu nutzen, aber habe beim Schreiben Idee Nr. 3 entwickelt und das umgesetzt xD In Idee Nr.1 sollte er von dem Monster entführt werden, wie es das Team geplant hat. In Idee Nr. 2 sollten die Holdembrüder mit Monster und Geiseln auftauchen und der Kampf sollte beginnen. Und so ist beides nichts geworden xD
LG Soul_Guardian
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Ein/Viertel (BoyxBoy)
FantasyGerade die stressige Ausbildung beendet, da kann eigentlich das entspannte Berufsleben beginnen. Zumindest sollte es ein Schreibtischjob sein. Ein Schreibtischjob! Das war es, was ich mir als Wunsch eingetragen habe, in diesem dämlichen Bogen, der n...