𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝕏𝕏𝕍

50 10 4
                                    

Tatsächlich hatten sich meine, durch Nachtsicht verstärkten Augen nicht getäuscht!

Tony schleppte einen schweren Sack mit lebendem Zombie-Inhalt in die sichere Zone und niemand schien ihn aufhalten zu wollen. Ganz im Gegenteil die anderen Wächter bewachten ihn, mit ihren automatischen Gewehren und der Kommandant stand ebenfalls daneben.

Als ich im Augenwinkel eine schnelle Bewegung sah versteckte ich mich noch mehr in den Schatten, denn da ich nachts alles normal sehen konnte war ich mir unsicher, wie weit die anderen sahen.

Das etwas im Augenwinkel stellte sich als Kittelträger heraus. Es gab nur einen Kittelträger.
Zack?! Er machte hier auch mit? Er, der ein Kind getötet hatte aufgrund seiner Infektion und der dadurch gefährdeten Sicherheit.

Fassungslos beobachtete ich, wie er auf den Kommandanten zuging, ein kurzes Gespräch mit ihm hatte und anschließend Tony folgte, der den Beutel weiterhin in Richtung Bunkereingang zog. Die Schleifspur am Boden wurde durch die Schritte der vielen Wächter verdeckt.

Wie in einer Schockstarre beobachtete ich, wie sie in den dürftigen Aufzug gingen, die Türen sich schlossen und ein kurzes Scheppern zu hören war. Danach war Stille.

Abgesehen vom Atmen und leisen Getuschel in einigen Zelten war es wieder ruhig. Der Wind rauschte noch immer durch die Bäume, die Fackeln knisterten und auch ein leichtes stetiges Summen von Strom, vermutlich aus dem Bunker, war noch gut zu hören. Auch die Schritte der Wächter waren noch zu vernehmen.

Warte, oh nein. Sie kamen näher. Wie kam ich hier schnell weg. Geradeaus, zu den Zelten? Nein, da war es unmöglich mich zu übersehen. Weiter in die Schatten und zum Tor? Die Wächter auf den Türmen würden mich dann entdecken. Was sollte ich nur tun?

Die Entscheidung wurde mir abgenommen, da in diesem Moment die Wächter um die Ecke kamen und ich direkt im Licht der Taschenlampen stand.

„Neuling? Was machst du hier?!", fragte einer der beiden mit forderndem Ton.

„Öhmmm...", stotterte ich vor mich hin, weshalb war ich in wichtigen Momenten denn so dämlich?!

„Es ist Nachtruhe. Geh ins Zelt. Morgen früh gehst du zum Kommandanten, dort wirst du deine Strafe erhalten. Denkst du du schaffst das? Oder müssen wir dafür sorgen?", sagte der andere, während er ein gehässiges Grinsen aufsetzte.

„Geht schon.", murmelte ich auf den Boden blickend und ging schnellen Schrittes zum Zelt. Ihr Lichtkegel verfolgte mich, bis ich angekommen und im Zelt verschwunden war.

Dort setzte ich mich erstmal hin und starrte an die Zeltplane. Was war gerade passiert? Zack, der Kommandant und alle Wächter, vor allen Dingen Tony schleppten Zombies in den Bunker, unter der Sicherheitszone. Was?! Ich verstehe es einfach nicht. Wieso? Vielleicht sollte ich Tony einfach drauf ansprechen, wobei ich mir unsicher war ob er antworten würde und ob er die Wahrheit sagen würde.

Heute würde ich das sowieso nicht mehr schaffen. Morgen musste ich früh aufstehen, also wirklich früh. Und wer weiß, was meine Strafe war. Auf jeden Fall sollte ich wach sein, wenn mir das mitgeteilt wurde.

Mit einem enttäuschten Seufzen ließ ich mich nach hinten fallen, schloss meine Augen und versuchte alle Gedanken und Ängste zu verdrängen. Das klappte dank meiner Müdigkeit doch ganz gut und im Halbschlaf merkte ich noch, wie Tony sich auf der anderen Seite des Zeltes niederließ, bevor ich komplett einschlief.

Morgens wachte ich unter den gewöhnlichen Schmerzen auf. Ich hatte schon wieder auf dem falschen Arm geschlafen. Seufzend setzte ich mich auf, streckte mich und rieb mir durch die Augen.

Bei einem Blick zur Seite kamen auf einmal die ganzen Ereignisse hoch. Zombie. Verschwörung. Strafe.

Verdammt, ich musste noch zum Kommandanten! Fluchend stand ich auf, strich meine Kleidung glatt und lief aus dem Zelt heraus zur Hütte.
Währenddessen versuchte ich einige der Wächter von gestern Nacht zu identifizieren. Und, naja es klingt seltsam, aber ich konnte sie irgendwie riechen?
Der eine war jetzt auf einem Wachturm und die anderen waren am Zaun im Dienst oder hatten frei. Verwirrend, sehr verwirrend.

Über eine Stufe stolpernd erreichte ich die Hütte und klopfte an der knarzenden Tür. Sie wurde geöffnet und Zack verließ sie, mit einem monotonen Ausdruck im Gesicht. Er schien mich nicht wahrzunehmen, was mich verwirrt hinter ihm hersehen ließ.

Das Respekt einfordernde Räuspern des Kommandanten ließ mich umdrehen und schuldig auf den Boden starren.

„Da du nicht der Meinung warst, dass du klaren Anordnungen, um deinen eignen Schutz zu gewähren, folge leisten musst, wirst du nun eine Strafe erhalten. Sie dient zur Stärkung deiner Disziplin und um ein Bewusstsein für die Gefahr der Infizierten außerhalb der sicheren Zone zu schaffen."

„Und was ist mit den Zombies innerhalb des Zauns?", wollte ich am liebsten fragen, behielt es jedoch lieber für mich.

„Daher wirst du heute den ganzen Tag und die Nacht, bis zur Nachtruhe die Schicht eines Wächters übernehmen. Du wirst seine Ausrüstung übernehmen und mit seinem Partner den Zaun bewachen. Dabei werden weder die Türme noch der Eingang von dir kontrolliert. Draußen wartet der Partner. Abtreten."

Ich wollte jubeln, echt jetzt?! Ich durfte den blöden Gemüse Job abgeben und stattdessen ein Wächter sein? Klar, nur für einen Tag. Voller Vorfreude nickte ich und trat heraus.

Dieser Tag konnte nur toll werden!

__________
847 Wörter

INFECTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt