𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝕍𝕀𝕀𝕀

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Die Sonne schien mir ins Gesicht und gab mir ein seltsames Gefühl von Sicherheit und Normalität. Ein Grummeln entrann meiner Kehle, als ich langsam die Augen öffnete.

Die Sonne schien schwach durch das beschlagene Fenster, der Tau zierte den Rahmen. Ein leichter Windstoß kam durch die offene Tür und ließ mich erschaudern.

Die offene Tür? Ich war mir sicher, dass ich sie geschlossen hatte. Verwirrt drehte ich mich in Sams Richtung, wurde jedoch nur von gähnender Leere empfangen.

Seit wann wachte Sam denn vor mir auf? Wahrscheinlich war er einfach schon runter gegangen und hatte sich über unsere Vorräte hergemacht.
Ein leichtes Lachen entfuhr mir, als ich aufstand und in Erwartung eines mangelhaften Frühstücks nach unten ging.

Als mich dort auch nur Leere und unberührtes Essen erwartete beschlich mich ein beklemmendes Gefühl. War er doch infiziert?

Leise, darauf bedacht so wenig Geräusche wie möglich zu machen, schlich ich mit gezücktem Revolver aus der Küche hinaus in den Flur.

Als ich in den ersten Raum trat, dem ehemaliges Wohnzimmer, erwartete mich das gleiche Chaos, wie gestern. Ebenso war der furchtbare Geruch geblieben, der vermutlich von einem hier verendeten Tier stammte.

Der nächste Raum war ohne Fenster oder Licht. Daher mied ich ihn und ging die Kellertreppe hinab, immer noch darauf bedacht, keine Geräusche zu machen.

Abgesehen von einem Kadaver eines Infizierten, welcher seine Kratzspuren hinterlassen hatte war hier jedoch auch nichts Neues.

Nennt mich kalt, aber der Kadaver war nichts Neues mehr und löste bei mir keinen Ekel mehr aus, lediglich Gleichgültigkeit.

Als ich die Treppe wieder hoch ging, die Sonne war mittlerweile aufgegangen, hatte sich meine Verwirrung nicht gelichtet.

Wo war Sam?

Leichte Panik stieg in mir auf: Lou würde mich töten, wenn ich ohne ihren Schützling zurückkam. Selbst wenn sie mir Gnade erwies, wäre es doch verdächtig, wenn zwei gesunde Personen mit einem Zombie in den Wald gingen und statt zu zweit zurückzukehren, nur eine Person zurückkehrte. Sie würden mich für infiziert halten und vielleicht sogar verstoßen.

Eine Gänsehaut bildete sich, bei diesem furchtbaren Gedanken, ich konnte das nicht riskieren! Ich musste Sam finden, sonst würde ich elendig und ohne Clan verenden.

Aber wo war er?

Frustriert fuhr ich mir durch die Haare. Bis mir unser Gespräch von gestern einfiel.

Irgendwo in diesem Vorort, war ein Haus, in dem jemand, der wichtig für Sam war, gestorben ist.

Ich war bereits jetzt schon müde von dieser Aktion, obwohl ich nicht mal aus der Haustür war. Wieso tat ich das für so einen dummen Menschen?! Ich hätte Sam einfach gestern erschießen sollen. Nicht zögern, einfach schießen. Sicher ist sicher.

Nachdem ich einige der Vorräte eingepackt hatte, verließ ich fluchend das Haus. Mittlerweile war es mir egal, ob mich Infizierte finden würden. Dann schoss ich einfach, genug Munition hatte ich ja.

Mir war bewusst, dass diese genervte und aggressive Einstellung sehr riskant war, allerdings auch schnell und desto schneller ich Sam fand, desto schneller konnte ich zurück zum Clan.

Nach dem siebten Haus und einer Reihe weiterer Misserfolge war meine Laune noch weiter im Keller.

Der Vorort wurde langsam immer mehr zur Stadt und ich verfluchte mich dafür, wahrscheinlich in die falsche Richtung gelaufen zu sein. Zumindestens, bis ich einen Fetzen von Lous hellgrünem Schal an einem Zaun sah.

„Bitte sei da, bitte sei da!", murmelte ich vor mich hin, als ich das quietschende Gartentor öffnete und durch den Vorgarten zur offenen Haustür ging.

Als ich durch den Flur ging und mein Blick die Treppe hochging entdeckte ich einen weiteren Kadaver, der die am Treppenende lag und vor sich hin stank. Ich rümpfte die Nase, als ich vorsichtig über ihn stieg und das Haus weiter nach einer Leiche absuchte.

Als ich keine fand zweifelte ich langsam an meinem Verstand. Lou hatte doch gesagt, dass sie ihn im ersten durchsuchten Haus gefunden hatte, oder?!

Vielleicht war die Person nicht in diesem Haus gestorben? Oder er war von Infizierten gefressen worden?

Es war eigentlich auch egal, Sam war nicht hier. Seufzend blickte ich aus einer der zerbrochenen Fensterscheiben. Die Sonne deutete daraufhin, dass es bereits später Nachmittag war.

Ich hatte viel zu viel Zeit verbraucht und immer noch nichts erreicht. In diesem Tempo würde ich Sam niemals finden. Also ab jetzt: keine Pausen mehr!

Ich verließ das Haus und machte mich weiter auf den Weg in die Stadt. Sam war Suizid gefährdet genug, um sich in die Gefahr zu begeben, in einer von Infizierten überrannten Stadt herumzulaufen. Aber nicht Suizid gefährdet genug, um nachts weiterzulaufen.

Bedeutete, wenn ich jetzt einfach weitersuchte könnte ich ihn vielleicht endlich finden.

Ich folgte der kleinen Straße, die mich entlang an immer höher werdenden Gebäuden immer weiter in die Nacht hinein begleitete.

Langsam wurde mir, durch das fehlende Licht schmerzlich bewusst, dass ich Sam nur finden konnte, wenn er entweder umgeben von einer Horde von laut trampenden Infizierten war oder einfach „Hier!" schreien würde. Sehen könnte ich ihn nicht.

Ich wurde durch laute Schüsse aus meinen Gedanken gerissen. Geschockt zuckte ich zusammen und versteckte mich schnell hinter einem schräg liegenden Wagen.

Nach einigen Schocksekunden wurde ich mir bewusst, dass die Schüsse nicht mir galten, sondern vermutlich von zwei verfeindeten Clans stammten.

In Städten war es häufig der Fall, dass mehrere Clans um Essen und Territorium kämpften. Diese verfügten über eine große Auswahl von Waffen und Medizin.

Man konnte also entweder das Risiko eingehen, in einer Stadt mit sehr vielen Infizierten und aggressiven Menschen eine gute Versorgung zu haben (zumindestens, wenn man einem starken Clan angehörte) oder man entschied sich für ein ruhiges, sicheres Leben, in dem man für sein Essen arbeiten musste.

Zunächst hatte ich zwar das erste gewählt, war aber von Lou aus einem, für mich vermutlich tödlich endendem Kampf, gerettet worden.

„Der Mistkerl hat sich in den Park verkrochen!", hörte ich eine raue Stimme und das Schussfeuer wurde eingestellt. Trampelnde Schritte entfernten sich von mir.

Mit ziemlicher Gewissheit waren das zwei bis drei Personen, die sich immer weiter entfernten.

Aus einer dummen Laune heraus folgte ich meiner Neugier und folgte den Männern. Wenn ich Glück hatte, waren sie mir freundlich gestimmt und konnten mir helfen Sam zu finden.

Dieser verzweifelten Hoffnung folgend schlich ich dem Lärm hinterher, in den Park.

Dort umfing mich Dunkelheit. Lediglich die weiter entfernten Schüsse waren zu hören.
Als ich mich vorsichtig näherte hielt ich kurz inne, um ein geeignetes Versteck zu finden, um dieser Situation auszuweichen.

„Verdammt!", geschockt erkannte ich Sams Stimme.

Echt jetzt?

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1063 Wörter

Sooo, new chapter? Falls es nicht ganz klar geworden ist: dieses Kapitel ist Zack P.O.V
Wenn ihr Fragen habt oder Rechtschreibfehler findet, kommentiert gerne!

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