𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝕏𝕀𝕀𝕀

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Langsam wachte ich auf, bevor ich überhaupt bemerkt hatte, dass ich eingeschlafen war. Blinzelnd öffnete ich die Augen und schaute aus dem Fenster.

Da es nach Osten ausgerichtet war konnte ich faul der Sonne beim aufgehen zusehen, ohne auch nur einen Gedanken ans aufstehen zu verschwenden. Einfach ein bisschen die Ruhe genießen.

Ein leises Brummen war neben mir zu vernehmen, bevor mich ein Arm im Gesicht traf. Erschrocken zuckte ich zusammen und viel von der Bettkante. Rumpelnd landete ich auf dem Boden und zischte auf. Der verdammte infizierte Arm.

Vorsichtig rollte ich meinen Ärmel nach oben und betrachtete die Wunde. Wirklich eklig das Ganze. Vielleicht sollte ich es mal verbinden, bevor der Eiter und was auch immer das sonst noch für eine dunkle Flüssigkeit war, die da raus tropfte, mich verriet oder meine Kleidung ruinierte.

Seufzend stand ich also vom Boden auf und mit einem letzten Blick auf den noch schlafenden und über das ganze Bett ausgebreiteten Zack ging ich ins Bad. Dort angekommen schloss ich leise die leicht morsche und knarzende Tür.

Was mich erwartete, als ich mich zum Raum umdrehte war erschreckend, das Blut von Zacks Wunde klebte immer noch in der Badewanne und die Nadel lag blutig daneben.

Den Würgereiz unterdrückend nahm ich mir einen der Kleiderfezen und begann das Blut abzurubbeln. Das funktionierte eher schlecht als recht, doch bevor ich entnervt alles hinwarf und rausrennen wollte, besann ich mich zurück auf meine eigentliche Mission: den Verband anlegen.

Also schnappte ich mir eines der noch verpackten Verbandspakete, öffnete es und legte es an. Und lass mich eins sagen: einhändig einen Verband anlegen ist keinesfalls einfach!

Mit dieser Schwierigkeit kämpfend versuchte ich es immer wieder aufs neue, bis ich ein Klopfen an der Tür hörte.

„Alles in Ordnung Sam?", hörte ich Zacks verschlafene Stimme.

„Jaja, ich versuch nur ein bisschen hier aufzuräumen.", log ich mit zittriger Stimme.

„Brauchst du Hilfe, immerhin ist es mein Chaos.", murmelte Zack leiser werdend. Fühlte er sich etwa schuldig deswegen?

„Nein, nein. Alles gut! Wie wärs wenn du schonmal runter gehst und ein Frühstück herbeizauberst. Ich komme dann gleich nach.", panisch horchte ich auf die Schritte, die sich von der Tür entfernten und die Treppe langsam runter stapften.

Ich wunderte mich ohnehin schon, wie sich Zack nach einer Operation (an sich selbst wohlgemerkt) überhaupt noch auf den Beinen halten konnte.

Seufzend wand ich mich wieder meiner Wunde zu und Verband sie weiterhin. Schön eng anliegend, sodass es nicht auffiel, spüren an diesem Arm tat ich ja eh nichts mehr.

Als ich fertig war, lief ich die Treppe runter in die Küche, aus der ich scheppernde Geräusche wahrnehmen konnte.

„Alles in Ordnung?", fragte ich besorgt, als ich Zack ein wenig hilflos in der Küche stehen sah. Eine grüne Masse, die vielleicht einmal Erbseneintopf aus einer der Dosen gewesen war war komplett auf dem Boden verteilt.

Zack kniete vor der Pfütze und versuchte sie aufzuwischen. Angestrengt starrte er auf den Boden, scheinbar war er noch nicht vollständig fit. Aber wen wundert das?! Er hatte soeben eine Schusswunde knapp überlebt, bei dem Versuch mich zu retten.

„Setz dich hin, ich wisch das auf."

„Ich brauche keine Hilfe.", erwiderte er stur.

„Das war keine Frage oder Bitte. Setz dich und ruh dich aus. Ich wische das auf und hol uns eine neue Dose. Los!", schimpfte ich energisch und er tat, wie ihm befohlen.

Also fing ich zum wiederholten Mal an diesem Tag damit an, Zacks Chaos zu beseitigen. Genervt davon konnte ich jedoch nicht sein, ich schuldete ihm vielmehr als das.

Als das Gröbste beseitigt war setzte ich mich auf, nahm mir eine der herumstehenden Dosen und öffnete sie. Anschließend gab ich sie, mit einem Löffel an Zack weiter und nahm mir eine andere. Sparen mussten wir ja nun wirklich nicht.

„Wieso bist du weggerannt?", stellte mein Lebensretter die Frage, die ich am liebsten verdrängen wollte.

Seufzend stellte ich die Dose auf den Tisch und faltete meine Hände. Auf sie starrend begann ich zu reden und zwar so ehrlich, wie ich konnte ohne aufzufliegen.

„Ich bin abgehauen, weil ich nie in einen Clan wollte und immer noch nicht will. Lou hat mich damals hier in der Nähe gefunden und da ich alleine war hat sie mich mitgenommen. Und ihr widersprechen wollte ich nicht, immerhin war sie bewaffnet. Also bin ich mitgekommen, eigentlich hatte ich auch nicht direkt geplant abzuhauen auf dieser Reise. Aber es hat sich dann halt angeboten und ja... Ich hätte nicht erwartet, dass die Stadt so gefährlich ist oder, dass du mir einfach so folgen würdest.", gab ich schuldbewusst zu.

„Was hast du denn erwartet, was ich mache? Dich im Stich lassen?! Lou hat dich mitgenommen und zum Clan gebracht und ob es dir gefällt oder nicht gehörst du jetzt dazu. Was denkst du, was für einen Ärger ich kriege, wenn ich ohne dich oder meine Kräuter wieder zurückkehre?", fluchte er frustriert und starrte mich enttäuscht an.

„Wirst du wieder abhauen, sobald ich dir den Rücken zukehre?!", schrie er jetzt.

Zusammenzuckend erwiderte ich kleinlaut ein „nein".

Genervt seufzend stand Zack auf. „Ich denke nicht, dass ich in der Lage bin große Strecken zurückzulegen, also werden wir ein paar Tage hierbleiben und uns danach auf den Weg machen", mich ignorierend drehte er sich weg, um zu gehen.

Es tat weh ihn so zu sehen, wieso war ich auch so dumm und rannte weg?! Ich meine natürlich war ich gefährlich, aber die Krankheit breitete sich nur langsam aus und mir blieb dadurch mehr Zeit. Zumindestens solange es sich nicht auf einmal schnell ausbreitete, aber wer weiß? Der Zombie-Virus war kaum erforscht.

Zurück in der Gegenwart schnappte ich schnell nach Zacks Hand, bevor er den Raum verlassen konnte.

Ich stand auf und schaute ihm direkt in die Augen.

„Auge um Auge, Zahn um Zahn. Nur halt im positiven Sinne.", sprach ich mit fester Stimme.

„Wie bitte?", fragte er verwirrt, seine Wut schien verflogen.

„Du hast mir das Leben gerettet, also werde ich bei dir bleiben, bis ich dir das Leben retten kann.", antwortete ich überzeugt. Auch wenn es vermutlich darauf hinauslaufen würde, dass ich ihn vor mir selbst retten müsste.

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1014 Wörter

INFECTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt