𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝕏𝕏𝕀

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Tony und ich verbrachten den ganzen Tag zusammen, von Zack hörte ich nichts mehr. Wirklich schade, ich hatte gehofft das ich in dieser neuen Umgebung einen neuen Freund gewonnen hätte, aber scheinbar hatte ich mich geirrt. Aber ich hab ihn auch wirklich in Schwierigkeiten gebracht. Kein Wunder, dass er keine Lust mehr auf mich hatte.

Seufzend betrachtete ich den rosaroten Himmel, an welchem die Sichel des Mond bereits hell leuchtete. Tony saß neben mir an unserem Zelt. Die Luft war kühler geworden, aber keinesfalls unangenehm.

„Was passiert eigentlich im Winter? Ich meine wir können schlecht bei Minus Temperaturen im Zelt schlafen.", stellte ich die Frage in den Raum.

„Ich hab Lou sagen gehört, dass es einen Bunker unter dem ganzen Gebiet hier gibt, in den die Mitglieder des Clans sich bei Gefahr oder Kälte zurückziehen können.", antwortete er mir.

Verwundert sah ich ihn an, er schien sich hier wirklich schon eingelebt zu haben. Im Gegensatz zu mir. Ich war immer noch ein Außenseiter.

Woher ich das weiß?
Eben, als wir noch rumgelaufen sind hat er Leute gegrüßt und wurde zurückgegrüßt. Ich hingegen hab nur daneben gestanden und gelächelt. Hoffentlich wird das bald besser.

Meine Gedanken wurden durch eine Glocke unterbrochen.

„Die Essensglocke", jubelte Tony beinahe. Er schien sich sogar noch besser auszukennen, als ich dachte.

Er riss mich an der Hand hoch und zog mich damit hinter sich her.
„Zum Glück die heile Hand", war mein letzter Gedanke, bevor ich den leckeren Geruch von warmen Essen roch. Lecker! Nach Wochen oder vielleicht sogar Monaten meine erste warme Speise.

Als wir an der von Weinreben überdachten Veranda des langen und flachen Küchengebäudes ankamen waren die meisten Mitglieder schon da und setzten sich, während sie laut miteinander quatschten.

In diesem Moment wurde mir erst bewusst, wieviele Menschen Teil des Clans waren. Kinder rannten um ihre Eltern herum und alte Menschen setzten sich wackelig auf die Holzbänke.
Die Tische waren gefüllt mit Obst, Salaten und Suppe, Laternen hingen in regelmäßigen Abständen von der Decke und beleuchteten die Szene mit warmen Licht.

Es schien wirklich zu schön, um wahr zu sein. Fast. Ich würde diesen Frieden zerstören, ich würde...

„Alles in Ordnung?", hörte ich Tony besorgt fragen.

Nickend lächelte ich ihm entgegen und lief ihm hinterher, auf einen freien Platz.

Was soll ich sagen? Meine Zweifel gegenüber meines Einlebens in den Clan waren komplett unberechtigt. Alle waren sehr nett und offen mir gegenüber. Das einzige, was meine Freude ein wenig dämpfte war, dass ich Zack auch beim Essen nicht gesehen hatte.

Nach dem Essen machte ich mich direkt auf den Weg zu Zack, auf Fragen Tonys weshalb zuckte ich bloß mit den Schultern und ließ ihn stehen. Ich wusste wirklich nicht weshalb.

Als ich vor dem Krankenzelt ankam bemerkte ich, dass das Licht noch an war. Demnach schien er also noch wach zu sein. Mit dem Apfel, den ich mir als Nachtsnack mitgenommen hatte betrat ich nun das Zelt.

Dort sah ich Zack vor einem Stapel an Papieren hocken und sich genervt durch die Haare fahren.

„Hey", flüsterte ich unsicher. Was habe ich mir überhaupt gedacht? Gar nichts, richtig. Das ist das Problem.

Zack sah verwundert und fragend auf und musterte mich kurz. Vielleicht hatte ich mir das Letzte auch nur eingebildet.

Kurz stand ich nur da, bis mir auffiel, dass es seltsam wurde. Gehirn, mach irgendwas!

„Apfel?", na toll. Das sollte mein Essen werden!

Schmunzelnd sah er mich nun an und nickte schließlich zustimmend.
Ich warf ihm den Apfel zu und er fing ihn elegant auf.

„Ich hab dich nicht beim Essen gesehen.", versuchte ich ein Gespräch zu beginnen.

„Ich musste noch wegen der verpassten Tage ein paar Formulare ausfüllen, die dann etwas länger gedauert haben", lächelte er sanft, als er es mir erklärt.

„Das tut mir leid.", reagierte ich traurig. Ich wollte ihm keinesfalls mehr Arbeit bereiten.

Verwundert zog Zack eine Augenbraue hoch (das schien er öfter zu machen) und stand auf, um auf mich zuzugehen.

„Wieso entschuldigst du dich?", fragte er, immer noch verwirrt.

„Wenn ich nicht so einen Ärger gemacht hätte, hättest du jetzt nicht soviel Arbeit!", mir war wirklich zum Heulen zumute.

Seufzend schüttelte Zack auf meine Antwort hin den Kopf, legte den Apfel zur Seite und zog mich abrupt in seine Arme. Er umarmte mich!

Glücklich erwiderte ich die Umarmung, als ein Rascheln und Räuspern uns auseinander fahren ließ. Nicht das wir etwas verbotenes getan hätten.

„Ähm, ich wollte nur nach einem Pflaster fragen. Eine ältere Lady hat sich in den Finger geschnitten.", hörte ich Tonys Stimme murmeln und tatsächlich da stand er.

Ich räusperte mich, verabschiedete mich von Zack mit einem Lächeln und einem „Gute Nacht" und verließ mehr oder weniger glücklich das Zelt.

Einerseits hatte Zack mir gegenüber gerade eine Offenheit gezeigt, die ich nicht von ihm kannte und damit meine Zweifel, dass er mich nicht mochte beseitigt. Andererseits jedoch wurde sowohl unser Gespräch, als auch unsere Umarmung unterbrochen und das machte mich ein wenig traurig. Ich hätte gerne gewusst, ob er noch etwas gesagt hätte.

Langsam schlenderte ich zurück zum Zelt und genoss die wenigen Minuten des Laufens an der erfrischenden Nachtluft.

Ich war wirklich gespannt auf Morgen, vielleicht entschied sich der Kommandant doch um und ließ mich eine Ausbildung bei Zack beginnen. Zwar war das mit seiner Wunde ein absoluter Misserfolg, aber man kann ja lernen.

Als ich am Zelt ankam seufzte ich kurz auf, bevor ich mich durch den Zelteingang schob und mich auf eine der Seiten niederließ.

Mit dem Rücken drehte ich mich zum leeren Platz, den Tony wohl bald belegen würde, bevor ich meine Augen schloss und weg dämmerte.
Was für ein interessanter Tag!

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933 Wörter

INFECTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt