𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝕀𝕀𝕀

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Wir waren nun schon ein paar Minuten schweigsam unterwegs. Das Camp war hinter dichtem Gestrüpp verschwunden und das einzig hörbare Geräusch waren die Schluchzer der Frau, welche zwischen uns herschlurfte. Ich glaube ihr eines Bein war bereits taub geworden.

„Wo liegt dieser Ort, an den du sie bringen möchtest?", durchbrach Zack die Stille. Er drehte seinen Kopf in meine Richtung, allerdings ohne mich richtig anzuschauen, nachdenklich wendete ich meinen Blick von ihm zum Boden vor mir. Ja, wohin wollte ich eigentlich gehen? Ich meine, theoretisch könnten wir überallhin, diese Welt gehörte nicht mehr den Menschen, sondern den Zombies.

Sie waren überall, die Städte waren überlaufen, da sich dort Krankheiten wie ein Lauffeuer verbreiten konnten.

Die Vororte waren teils mit den Städten untergegangen, allerdings hatten auch manche mehr Zeit gehabt. Aber am Ende war das alles egal, die Menschheit war kurz vorm Aussterben, wir spielten nur noch auf Zeit.

Ich seufzte und fuhr Gedankenverloren über meinen Gürtel, an dem nun die mir geschenkte Waffe hing.

„Ich weiß nicht, ich hab mir gedacht der Vorort, aus dem mich Lou geholt hat wäre ganz gut. Dann könnte ich auch noch ein paar meiner Sachen holen, die ich in der Eile liegen gelassen hab."
Und ich könnte mich von ihm verabschieden...

„Klingt gut, allerdings müsste ich danach ein wenig weiter nach Westen gehen...", antwortete Zack, während er auf einen Kompass schaute, der locker in seiner Hand ruhte.

„Ist in Ordnung."

Schweigen. Die Stille umhüllte uns, in der Ferne war auf einmal der Flügelschlag eines Vogels zu hören, was uns zusammenzucken ließ.
Das bedeutete nichts gutes, Vögel schreckten nicht einfach so auf.

Wir blieben stehen. Während Zack gespannt in Richtung des Geräusches hörte, beobachtete ich die Frau, welche min langsam aus der Trance zu erwachen schien.

Ein Grummeln war von ihr zu vernehmen und sie began leicht an dem, sie fesselnden, Seil zu ziehen, auszutesten, wie weit sie sich bewegen konnte.

„Zack..", flüsterte ich unruhig.

„Pscht!"

„Zack.", versuchte ich es nun noch einmal mit mehr Nachdruck.

„Sei leise!", sagte er nun und drehte sich wütend um.

Er folgte meinem Blick, der starr auf den Zombie vor uns gerichtet war, richtig, keine Frau mehr, die gerade ihr Kind verloren hatte, sondern ein Zombie, ein Monster.

Woran ich das erkannte? Hätte ich nicht, wäre da nicht der Hautfetzen, der sich langsam von ihrem Arm löste.

Es gab solche und solche Zombies, manche hielten sich gut. Ehrlich! Sie sahen trotz dem Schleier vor ihren Augen, dem Schlurfen und dem Gegurgel und Gegrunmel noch recht menschlich aus. Hin und wieder liegen sie gegen Wände, aber sein wir mal ehrlich, das passiert uns allen mal.

Andere Zombies hingegen verfaulten und nicht auf die schöne Weise, ne, eher eklig. Ihre Haut viel ab, sie bluteten und eiterten. Ihre Augen und Haare fielen aus, sie hatten keine Tischmanieren, sondern zerfetzen die Menschen mit ihren Händen oder aßen sie, während sie noch am Leben waren und schön warm. Ja, ich weiß, widerlich.

Glücklicherweise schien ich eher zu der ersten Sorte zu gehören oder ich war einfach einer der Zombies, bei denen es Monate dauerte, bis die erste Phase eintrat.

Die ersten Zombies waren so drauf. Sie lebten ihren ganz normalen Alltag weiter, gingen auf Grund der Taubheit in den infizierten Stellen vielleicht mal zum Arzt, aber auch eher nicht. Wer geht schon gerne freiwillig zum Arzt?!

Diese Personen wurden vielleicht ein bisschen aggressiver oder hatten mal Wutanfälle, aber nichts, was sich nicht beheben lassen könnte, oder?

Die Fälle häuften sich und irgendwann sind halt alle gestorben beziehungsweise verwandelt worden.

Zurück in die Gegenwart wurde ich geschleudert. Der Zombie, dessen Seil ich in der Hand hielt hatte sich mit einem Ruck in Richtung Geräusch gezogen und mich mit sich gezogen. Dadurch hatte ich Vollidiot natürlich das Seil losgelassen und der Zombie war frei.

Gut, dass Zombies dumm sind. Denn dieser dachte nicht daran das Seil zu befreien sondern schlurfte einfach weiter.

Zack hatte in weiser Voraussicht das Seil ebenfalls losgelassen und seine Waffe rausgeholt und entsichert.

Er zielte bereits auf den sich immer weiter verheddernden Zombie, als ein zweiter durch das Gebüsch gehumpelt kam. Er hatte nur noch ein Auge und absolut keine Zähne mehr. Dennoch lief er in stetigem Tempo auf uns zu.

Hatte ich erwähnt, dass Zombies Herdentiere sind? Nein? Dann tut mir das leid. Sie sind welche.

Zombies tun sich zusammen um besser und erfolgreicher zu jagen, weil ein Mensch, gegen einen Zombie und der Mensch hatte gute Chancen (es sei denn sie waren so dämlich wie ich), aber zehn oder hundert Zombies gegen einen Menschen und der Mensch konnte beten, dass jedem von ihnen mindestens ein Bein fehlte.

Diese beiden Zombies hatten offenbar die gleiche Idee gehabt und schlurften jetzt auf uns zu.

Während ich mich noch aufrappelte, zielte Zack bereits auf das verhedderte Monster.

Plötzlich schoss ein Ruck durch meinen Körper, der mich direkt wieder auf den Boden beförderte und ich konnte mir ein schmerzvolles aufstöhnen gerade noch so verkneifen.

Während ich also so im Dreck lag, war Zack ein paar Schritte zur Seite gegangen. Die Zombies folgten ihm brav, anstatt zu mir zu gehen, was mir einen verwirrten Blick von Zack einbrachte.

Ich rappelte mich trotz der Schmerzen auf und versuchte an meine Waffe zu kommen, blöderweise war mein kaputter Arm am unkontrollierten Zittern.

Ein Schuss ertönte, folgend von einem weiteren, danach Stille.

Naja, bis ich mich wieder vor Schmerzen krümmte und aufschrie.

Zack kam zu mir gerannt und fing mich auf.

„Alles in Ordnung? Hat sie dich gebissen?", fragte er, wobei sich bei der zweiten Frage sein Blick verdunkelte.

Seine Waffe ruhte immer noch in seiner Hand, während er meine Kleidung und freiliegende Haut nach Bisswunden absuchte.

Als er keine fand schaute er mich besorgt an, woraufhin ich nur lächelnd den Kopf schüttelte.

„Alles ist in bester Ordnung, das passiert mir nur manchmal.", sagte ich und versuchte die Angst in meiner Stimme zu verbergen.

Ich meine, verdammt! Ich war im ersten Stadium, es klang zwar schon etwas ab, aber dies hieß lediglich, dass ich entweder gleich in die zweite Phase kam, so wie die, nun tote, Mutter oder dass ich die erste Phase langsam in Wellen von Schmerzen abarbeitete.

Beides klang nicht wirklich toll.

„Sobald wir wieder im Camp sind werde ich dich untersuchen, versprochen.", holte mich Zack mit fester Stimme aus den Gedanken.

Ich nickte, immer noch ein bisschen abwesend.

„Immerhin sparen wir uns die Strecke zum Vorort und können gleich weiter nach Westen, zu deinen Kräutern.", startete ich den lächerlichen Versuch die Stimmung aufzuheitern.

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1079 Wörter

Das ist jetzt das nächste Kapitel, wenn ihr Fehler findet oder Kritik bzw. Verbesserungsvorschläge habt, könnt ihr das gerne kommentieren.

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