𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝕏𝕏𝕀𝕏

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Der Regen hatte nun vollständig angefangen und plätscherte auf uns herab. Es war beruhigend nicht nur die Stimmen der Wächter und den Atem der Menschen zu hören, sondern auch das Plätschern der Tropfen auf den Blättern und dem nadelbedeckten Boden, der uns umgab.

Der Boden im eingezäunten Gebiet verwandelte sich immer mehr zu Matsch und so erreichten wir die nasse Holzhütte des Kommandanten.

Dort marschierte Bellona direkt rein und ich folgte ihr, ängstlich, was nun passieren würde. Hoffentlich bekamen wir nicht allzu großen Ärger.

„Kommandant.", begrüßte sie ihn monoton und mit einem kurzen, abgehackten Nicken. Anschließend stellte sie sich gestrafft und mit erhobenem Kinn vor ihn, als ob wir letzte Nacht nicht komplett überrannt wurden.

Ich blieb schräg hinter ihr stehen, als sie begann ruhig zu reden und wurde sehr nervös.
Es kam mir nämlich so vor, als ob der Kommandant vor allem mich mit seinem durchdringenden Blick bedachte. Vielleicht war das aber auch nur Einbildung, aus Angst vor den Konsequenzen meines leichtsinnigen Verhaltens. Eine Strafe, für die Strafe, die ich falsch ausgeführt hatte. Ganz toll.

Bellona erzählte also nun über die vergessene Munition, erwähnte dabei nicht, dass es meine Schuld war und anschließend beschrieb sie die Horde, die uns beinahe überrannt hätte. Auch hierbei ließ sie mein seltsames Verhalten aus.
Wenn man das Verhalten nennen konnte, ich würde jedoch eher zu Anfall tendieren.

Als sie nun noch das Hinzukommen der anderen Wächter erwähnte nickte der Kommandant es ab, gab ihr ein Formular für die Mission und schickte sie mit einem Nicken weg. Er hatte nichts gesagt. Oder gefragt.

Als ich Bellona nach draußen folgen wollte, um dieser unangenehmen Situation zu entkommen hielt mich seine Stimme davon ab.

„Sam, bleib noch einen Moment.", sagte er und wartete bis ich mich umgedreht und wieder vor ihn gestellt hatte. Verdammt.

„Ist es wahr, was Bellona erzählt hat? Wie konnte keiner der Horde dich angreifen? Es scheint mir, als hättest du eine Menge Glück gehabt.", fragte er und es war uns beiden wohl klar, was er implizieren wollte. War ich infiziert? Das war die eigentliche Frage, die er stellen wollte.

„Sie hat bereits bei Zack für mich gebürgt und wird es sicherlich nochmal tun.", antwortete ich und war geschockt von meiner plötzlichen Arroganz.

Es war mir, als hätte eine innere Stimme geredet, eine die ich bis jetzt unterdrückt hatte, um nicht aus dem Clan verstoßen zu werden. Einfach höflich sein und sich nichts von seinen Gedanken anmerken lassen. So überlebte man hier. Wie man nicht überlebte? Indem man dem Anführer, welcher Form auch immer die Stirn bot und arrogant antwortete. Danke also, zweite Persönlichkeit die ich plötzlich entwickelt hatte und die nun mein Leben nachhaltig ruiniert hatte.

„Ich verstehe.", war zunächst seine einzige Antwort, die meinen Puls noch einmal steigerte während er mich aufmerksam beobachtete.

„Selbstverständlich kritisiere ich Bellona nicht. Dennoch halte ich es für eine gute Idee, wenn wir erneut evaluieren, welche Tätigkeit in diesem Clan am besten an dich angepasst ist. Daher bitte ich dich die nächsten Tage an den Zwischenmahlzeiten der Wächter teilzunehmen, bis wir etwas gefunden haben.", eröffnete er mir die Möglichkeit diesen blöden Gemüseberuf loszuwerden. Sicherlich, ich hatte diesen fast noch nie ausgeführt aber hatte ihn dennoch satt. Klar, Sarah war nett, aber der Job echt nicht.

„Irgendwas anderes, dass ich beachten soll?", fragte ich nun also, da ich wirklich nicht schon wieder etwas falsch machen wollte.

„Du wirst dich in deinem Zelt, um das Krankenzelt und während der Mahlzeiten auch bei der Kantine aufhalten. Ansonsten solltest du niemanden kontaktieren und direkten Befehlen folgen. Klar?", forderte er nun. Als ich abnickte, obwohl ich ihn am liebsten angeschimpft hätte, entließ er mich und ich ging direkt zum Zelt.

Auf dem Weg dorthin wurde meine Kleidung vom kalten Regen durchnässt. Als ich das zum Glück wasserfeste Zelt erreichte seufzte ich genervt auf und ließ mich auf meine Seite fallen. Ich war also in einer Art Quarantäne? Der Kommandant tat zwar so als ob er Bellona und mir glauben würde, allerdings schickte er mich in Isolation. Die einzigen Menschen die ich treffen durfte waren bewaffnet. Zack mit seinem Revolver, die Wächter mit ihrer Ausrüstung zu denen Tony zählte. Ganz großartig. Hoffentlich fanden sie schnell eine Lösung, denn ich hatte wirklich keine Lust für immer hier rumzusitzen.

Der einzige Hoffnungsschimmer, der mich nicht völlig wütend aus der sicheren Zone rennen ließ war der Fakt, dass wenn ich immer im Zelt war, ich irgendwann auch Tony sehen könnte. Denn ich hatte sicherlich nicht den Zombie oder Bunker vergessen und um ehrlich zu sein war ich erleichtert ihn bald drauf ansprechen zu können. Ich meine mehr Angst zu fragen hätte ich bei Zack gehabt oder dem Kommandanten!

Die Fragen die sich nun stellten waren jedoch, wie brachte ich dieses Thema auf? Einfach direkt ansprechen war wahrscheinlich keine gute Idee, vielleicht könnte ich eine unterbewusste Antwort von Tony erzielen? Das klang zwar schön, aber konnte ich das überhaupt durchsetzten? Ich war ja nicht gerade subtil.

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820 Wörter

INFECTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt