𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝕏𝕏𝕏𝕀

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Durch das Rütteln des Aufzugs löste sich eine Träne aus meinem Auge. Das Schlimmste an der Situation war die Ungewissheit. Was würde nun passieren? Ich würde es bald herausfinden und das in Anwesenheit von Zack und Tony. Ganz toll.

Als wir unten angekommen waren, quietschte es und der mich führende Wächter nahm die Fesseln, die mit meinem Hals und Maulkorb verbunden, waren fester in die Hand. Alle bereiteten sich darauf vor, mich rauszuführen, sicher und mit entsicherten Waffen in den Händen.

Der Kommandant, der vorne stand, öffnete die rostige Tür und schob sie beiseite. Er marschierte voran und alle folgten ihm im Gleichschritt. Zack zu seiner Rechten, Tony irgendwo hinter uns.

Ich war so fertig, dass ich mich auf meine Schritte konzentrieren musste, um nicht schon wieder hinzufallen. Dabei bemerkte ich meine Umgebung beinahe nicht. Beinahe. Denn plötzlich hörte man ein lautes Schreien zu meiner Linken, was mich erschrocken zusammenzucken ließ. Mein Kopf drehte sich in die Richtung des Geräusches und ich erschrak, als ich einen Zombie erkannte. Er war an einer Fußfessel gekettet, hatte wie ich einen Maulkorb und klebte momentan mit seinem ganzen Körper an der Glasscheibe. Als ob das etwas bringen würde.

Dieser Zombie gab mir allerdings den Anstoß, mich genauer umzusehen.
Ich wurde momentan durch einen langen, leicht erleuchteten Flur geführt. Links und rechts waren gelegentlich Scheiben, die vom Boden bis zur Decke gingen. Durch sie hindurch konnte man Zellen sehen. Ein Stuhl stand in den beinahe unbeleuchteten Räumen und in den meisten waren Zombies an die Wand gekettet. Diese waren in unterschiedlichen Stadien, sowohl des Zombie-Seins, als auch der Verwesung. Dennoch drangen abgesehen von ein paar Schreien keine Geräusche oder Gerüche durch die dicken Glasscheiben.

Ich wurde bis zum Ende des Ganges weitergeführt, dort war eine hell erleuchtete Zelle, die in sterilem Weiß gehalten war. War das mein Schicksal? Eingesperrt in einer Zelle bis ich ein kompletter Zombie wäre?

Aber wieso taten sie das alles überhaupt? Dieser grundlegenden Frage konnte ich mich jetzt wohl für immer widmen, da sie mich in eine der dunklen Zellen sperrten (nichtmal die hübsche Weiße!). Dort banden sie mich ebenfalls mit dem Fußgelenk an die Wand. Die Handschellen wurden vorsichtig entfernt, während alle Wächter ihre Waffen auf mich richteten. Nicht, dass es irgendetwas ändern würde, denn der Maulkorb blieb dran.

Ich wollte etwas sagen, meine Fragen stellen und Antworten bekommen, die meinen Wissensdurst stillten und meine Ungewissheit beseitigten. Dennoch verließ kein Ton meinen Mund. Ich war fertig. Müde, erschöpft und gelähmt.

Einer nach dem anderen verließen sie die Zelle, liefen, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen, an mir vorbei und aus meinem Sichtfeld. Weder Zack noch Tony taten oder sagten irgendetwas. Das war der Erste von vielen Momenten, an dem ich dachte, ich hatte noch nie und würde nie wieder so einen Selbsthass empfinden. Warum nur musste ich gebissen worden sein? Wegen meiner eigenen Dummheit und nichts anderem. Es machte mich verrückt.

Langsam ließ ich mich an der Wand meines Gefängnisses hinabgleiten. Ich hatte Angst. Angst, mit mir selbst zu sein, alleine zu verfallen. Sicher, ich hatte mein selbstsüchtiges Ziel erreicht: Ich war sicherer denn je. Unter der Erde, in der untersten Etage eines Bunkers. Und ich bereute es. Ich bereute es so sehr wie noch nie Lou, gefolgt zu sein. Zack gefolgt zu sein. Wieso war ich nur so selbstabsorbiert?

Meine Gedanken begannen zu kreisen, dunkler und dunkler werdend. Der Raum wurde kleiner und kleiner, dunkler und dunkler. Beengend.

Ich war absolut hilflos. Mir selbst und jedem Wächter ausgesetzt, ohne irgendetwas beeinflussen zu können. Das einzige in meinem Blick war der Zombie in der mir gegenüberliegenden Zelle, ein Teil des Ganges in Richtung weißer Zelle und Freiheit. Das heißt, Freiheit war relativ, wohl eher Ausgang, Draußen, Todesfalle.

Denn selbst wenn ich mich hypothetisch von der Fußfessel befreien könnte und es unbemerkt in den Aufzug schaffen könnte, würde ich spätestens beim Verlassen diesem von allen Wächtern, die gerade Schicht hatten, erschossen werden und wo wollte ich überhaupt hin? Nach draußen, nur weil es draußen war? Niemand wartete auf mich, niemand schien zu hoffen, dass es mir in den letzten Tagen oder wenn ich Glück hatte, Monaten meines Lebens gut ging. Und das musste ich auch wiederum relativieren. Glück war es nicht. Es wäre besser, dass ich schnell zu einem Zombie ohne Bewusstsein wurde. Ein Monster, dass sie wie die anderen als Tiere halten konnten.

„Ich war bereits ein Monster." War mein nächster Gedanke, denn verdammt, ich hatte Hunderte in Gefahr gebracht und jetzt heulte ich herum, dass sie mich erwischte hatten.

Energisch stand ich auf und schüttelte die Dunkelheit von mir, wobei mir klar wurde, dass es sie nur nach hinten verschob. Sie würde mich einholen und ich war machtlos. Sie war ich, immer präsent, immer bereit, schwache Momente für sich einzunehmen.

Ich trat vorsichtig an die Scheibe, einige Zentimeter Sicherheitsabstand behielt ich bei und meine Fußfessel spannte langsam. Meine Umgebung in mich aufnehmend fiel mir auf, dass es mir aufgrund der rechteckigen Form des Raums nicht möglich war den Eingang des Raums zu erreichen. Ich konnte zur Scheibe und zur Wand meiner Fessel. Die anderen beiden Seiten würden von mir unberührt bleiben. Als ich meinen Blick nun in den Flur richtete, fielen mir die Kameras auf. Zwei an jeder Scheibe, die sich abwechselnd drehten und somit jeden Teil des Flurs zu jeder Zeit aufnahmen. Somit brauchte man keine Wachen aufstellen. Der Kontrollraum zu den Türen, Kameras und Lichtern war vermutlich irgendwo im Bunker, da ich kein passendes Gebäude an der Oberfläche ausmachen habe können.

Als ich nun meine Umgebung betrachtet hatte, seufzte ich. Mit den Details konnte ich mich später befassen, denn an Zeit würde es mir hier unten wohl kaum mangeln. Und bevor ich noch wahnsinniger wurde als ich sowieso war, sollte ich mir besser etwas aufheben.

Wer weiß was mich hier unten erwartete?

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976 Wörter

INFECTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt