𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝕏𝕏𝕀𝕀𝕀

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„Also?", forderte der Kommandant eine Reaktion von mir.

Mich sammelnd und meine entgleisten Gesichtszüge angesichts meines neuen Jobs in den Griff kriegend, nickte ich es ab.

„Gut! Du wirst einen Mentor erhalten, diese Person wartet auf dich an den Beeten und wird dir deine Utensilien zeigen und dich durch die erste Woche begleiten.", informierte er mich und bedeutete mir in seiner üblichen Art die Hütte zu verlassen.

Seinen Befehlen folgeleistend schlurfte ich langsam zu den Beeten. Besonders begeistert darüber war ich nicht. Aber das Gute war, dass bald Herbst war und was folgte auf Herbst? Richtig, Winter. Kalter und grauseliger Winter. Der einzige Lichtblick: ich konnte Beschwerde über diesen schrecklichen Beruf einreichen. Wieso dachte Zack überhaupt, dass ich für das Jäten von Unkraut und der Bewässerung von Pflanzen geeignet wäre? Ich würde diese doch viel eher zertrampeln. Vielleicht hätte ich Wächter werden können, wenn die Beiden von meinen Nachtsicht-Weithör-Kälteunempfindlichen-Superkräften wüssten? Natürlich war das ein Gedankenspiel, sie würden mich sofort erschießen oder wie die arme Mutter nach draußen verbannen.

Mit einer wirklich unglaublich genervten Laune erreichte ich die Beete, wo ich mich verwirrt umblickte. Niemand schien hier auf mich zu warten. War ich Trottel zu den falschen gelaufen? Es gab doch keine anderen, oder?

Ein schwer atmende Person hinter mir, ließ mich meine Zweifel vergessen, denn als ich mich umdrehte wurde ich stürmisch umarmt.

„Hey Sam! Es ist so nett dich kennenzulernen, Lou hat mir schon soviel von dir erzählt. Also nicht soviel, weil ihr euch nicht solange kennt, aber du weißt, was ich meine, oder?", redete ein grinsender Wasserfall auf mich ein.

Ein verwirrtes Lächeln und ein Kopfnicken meinerseits später befanden wir uns am Ende eines der Beete. Es war nah am Zaun, sodass man die Wächter auf den Wachtürmen und vor dem meterhohen Stacheldrahtzaun wahrnehmen konnte. Das Gitter fiel in den frühen Morgenstunden, als Schatten auf die Pflanzen und erschuf so ein bedrückendes Muster.

Zum ersten Mal fühlte ich mich seltsam hier. Ich meine, wir sperrten uns freiwillig ein, nur um Sicherheit zu erlangen und niemand stellte diesen Verlust der Freiheit in Frage. Aber was war auch die Alternative? Irgendwo und komplett alleine gefressen zu werden.

Während ich diese sehr negativen Gedanken hatte, hörte ich mit einem Ohr Sahras Monolog zu. Sie schien wirklich nett zu sein, aber vielleicht ein wenig zu motiviert. Ich meine, wie? Es war relativ früh Morgens, sie musste mir zum dritten Mal erklären, welche Pflanzen ich jäten sollte und welche nicht, es wurde langsam ein bisschen zu warm und ich meine wir standen in einem Beet und würden es für die nächsten Monate tun.

Als die Sonne beinahe in der Mitte des Himmels stand hörte man das Klingeln der Glocke. Verwundert sah ich zu Sahra, die die Werkzeuge in einen Eimer tat und mich anwies dasselbe zu tun, um anschließend die Eimer in eine Hütte voll mit anderen Eimern zu stellen. Das war wohl die Sammelstelle, für die Werkzeuge.

„Los, komm. Endlich gibt es Essen!", motivierte sie mich.

„Hä? Wieso jetzt?", antwortete ich geistreich.

„Also, Vormittags gibt es Essen und Abends dann auch. Zwei Mahlzeiten insgesamt.", erklärte sie mir und vergewisserte sich mit einem Blick über die Schulter, dass ich es verstanden hatte. Zusammen trotteten wir also zur Veranda, um uns unsere Ration zu ergattern.

Als wir uns das belegte Brot und ein wenig Obst geholt hatten machten wir uns auf den Weg zu einer Bank, die im Schatten eines Baumes lag. Dort setzten wir uns und begannen zu essen.

Meine Laune, die zwischendurch durch das Essen gestiegen war, hatte einen neuen Tiefpunkt erreicht. Ich hatte weder Tony, noch Zack gesehen. Bei Zack wunderte mich das nicht, er hatte wahrscheinlich wieder vergessen zu essen. Aber bei Tony wunderte es mich, wenn ich genauer drüber nachdachte fiel mir auf, dass keiner der Wächter anwesend war.

„Wo essen denn die Wächter?", fragte ich Sahra, bevor ich überhaupt darüber nachdachte vielleicht meinen Mund zu halten.

„Naja, manche der Wächter sind im Außendienst, also auf Erkundungstouren, so wie Lou manchmal auch. Andere haben ihre Schicht momentan und können nicht einfach von ihrem Posten und der Rest hat gerade frei und keine Ausrüstung an, weshalb du sie wahrscheinlich nicht erkannt hast.", erklärte sie geduldig.

„Ah, danke.", antwortete ich traurig. Also lag Tony doch falsch, mit seiner Behauptung wir wären nicht lange getrennt. Wir würden uns nur noch Abends im Zelt sehen und selbst das nicht, da er später erst frei hatte und ich Morgens früher los musste. Seufzend aßen Sahra und ich unser Essen auf, holten unsere Eimer mit Werkzeugen und machten uns auf den Weg das nächste Beet zu jäten.

Was ein Spaß.

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768 Wörter

INFECTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt