𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝕏𝕍𝕀𝕀

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Vollkommen nass nach wenigen Metern der Straße erreichten wir den Wald. Das Blätterdach würde uns hoffentlich ein wenig mehr Schutz bieten, als die Häuser und Laternen des Vorortes.

„Jetzt gehen wir weiter in die Richtung, um die Kräuter zu holen. Von dort aus können wir den Weg zurück zum Clan ganz einfach finden.", sich vergewissernd, dass ich alles verstanden hatte drehte er sich zu mir um.

„Jup!", stolz, dass ich so einen einfachen Befehl verstanden hatte wollte ich loslaufen.

Aufgehalten wurde ich von Zack, der mich sanft in eine andere Richtung schob und mir erneut bewies, wie hilflos ich doch war.

Leicht grummelnd, aber immer noch recht gut gelaunt, durch das sanfte tropfen des Regens auf das uns umringende Laub setzte ich mich in Bewegung.

Nach einiger Zeit begann ich mein Gehirn abzuschalten. Einfach immer weiter Zack folgen. Nur laufen, nicht über Wurzeln stolpern, denn diese stellten momentan die größte Bedrohung dar. Immerhin könnte ich stolpern und irgendwo einen Hügel runterfallen. Dabei könnte ich mir die Knie und Hände aufschürfen, den Knöchel verletzen oder mir im schlimmsten Fall das Genick brechen. Wenn man also genauer drüber nachdachte, waren Wurzeln noch gefährlicher als Zombies.

Ein leichter Wind, der durch die Bäume fegte brachte mich nach Stunden aus meiner Trance. Der Wald war heller geworden. Statt dunklen Tannen, die sich dicht an dicht reihten, prägten nun Buchen und Haselnussbüsche die Landschaft.

„Wir sind da.", murmelte Zack im gleichen Moment, in welchem wir eine Art Lichtung betraten.

Es war nicht wirklich eine Lichtung, da die Wiese hinunterfallend in ein etwa hundert Meter tiefer liegendes Tal verlief. Aber es war irgendwie doch eine Lichtung, weil dieses Tal, ebenso wie der Hügel auf dem wir uns befanden aus Wald bestand.

„Kann ich jetzt Pause machen?", fragte ich erschöpft vom laufen.

„Du hältst Wache. Wir sind hier auf offenem Feld, der Wind wird demnach unseren Geruch weitertragen, bis zu den nächstbesten Infizierten. Also nein, keine Pause.", bestimmte Zack und starrte mir so in die Augen, dass ich es nicht wagte zu widersprechen.

Während Zack sich nun in gebückter Haltung auf die Suche nach seinen Kräutern machte, drehte ich mich wieder zum Wald.

Immerhin würden wir einen Zombie auf dieser Wiese einfach und in weiter Entfernung erkennen können, im Wald hingegen war es doch etwas schwieriger.

Der Himmel lichtete sich langsam und ließ einige Sonnenstrahlen meinen kalten und durchnässten Körper erwärmen. Das der Regen aber auch so kalt sein musste!

Leises Rascheln und schnelle sich nähernde Schritte ließen mich sofort aufschrecken. Was sollte ich tun? Laut Zacks Namen schreien? Nein, wenn die potenziellen Angreifer uns bis dahin nicht entdeckt hatten, würden sie es spätestens dann.

Langsam, darauf bedacht keine lauten Geräusche zu machen ging ich rückwärts auf die Stelle zu, an der ich Zack vermutete.
Einen Schritt nach dem anderen. Immer weiter, nie den Waldrand aus dem Auge lassend.

„Zack?", flüsterte ich leise. Ein leises Summen war seine Antwort.

„Zack, ich glaube da ist wer. Also im Wald. Ich hab Schritte gehört!", flüsterte ich panisch und versuchte ihm die Dringlichkeit nahezulegen.

Zum Glück schien er zu verstehen, denn er zog mich am Jackenärmel zu sich ins Gras. Sein Revolver war gezückt.

Dort hockend beobachteten wir den Wald und alles was sich auf der Wiese regte.
Nach einer Weile, in der nichts geschah richtete Zack sich langsam auf.

„Bist du dir sicher?"

Seine Frage wurde beantwortet, als sich ein Schatten zwischen den Bäumen bewegte.

Scheinbar aber nur für mich, da Zack mich immer noch fragend ansah. Blöde Zombie-Sinne.

Nickend starrte ich weiter in den Wald. Mir scheinbar vertrauend setzte sich Zack wieder ins Gras.

Sehr langsam und sehr vorsichtig schob sich erst der Lauf einer Waffe, dann ein Arm und ein Bein und schlussendlich der ganze, riesige und muskelbepackte Mensch aus dem schützenden Dickicht der Bäume, hinaus auf die Lichtung.

Dies veranlasste uns, uns nicht mehr zu bewegen und wenn überhaupt möglich sich noch kleiner zu machen.

„Komm schon, Magnus, nimm doch mal die Waffe runter.", fluchte eine Frau, die kurz nach dem vermummten Mann aus dem Wald trat. Dieser gehorchte, wenn auch zögerlich.

„Ich habe hier aber Stimmen gehört.", blieb der Bewaffnete, welcher offenbar Magnus hieß, stur bei seiner Meinung.

„Ich glaube dir ja. Also... Wer auch immer hier ist: Keine Angst, wir werden dich nicht verletzen, solange du uns nicht verletzt.", sagte die Frau und wollte gerade triumphal zum Mann schauen, als Zack sich erhob.

„Okay, scheinbar stehen wir jetzt auf. Schön, dass wir das abgesprochen haben", verfluchte ich ihn in Gedanken und stand augenverdrehend ebenfalls auf.

So standen wir also, wie zwei absolute Volltrottel vor der Frau, die uns ziemlich verblüfft anguckte und dem Mann der seine Hand noch immer an seiner Waffe liegen hatte.

„Was sucht ihr hier?!", forderte seine laute Stimme ziemlich aggressiv eine Antwort.

Als Antwort hielt Zack lediglich die Kräuter hoch.

„Magnus, beruhig dich! Das gehört nicht mehr zu uns, solange sie die Grenze nicht überschreiten dürfen sie Kräuter tragen. Außerdem schau sie dir an! Die stellen keine Gefahr dar. Einer von beiden hat eine Waffe, das ist aber nur ein Revolver. Der andere, nun ja."

Von dieser mich und meine Gefühle sehr verletzenden Rede überzeugt, ließ der Mann nun endgültig seine Waffe los, die nun über seine Schulter baumelte.

„Der Clan wird nicht derselben Auffassung sein. Ihr solltet hier weg, nicht jeder ist so vergebens wie sie.", leicht die Nase kräuselnd zeigte Magnus auf seine Begleitung, welche ihn für den Kommentar einen leichten Klapps auf den Arm verpasste.

„Kommt nicht wieder vor.", log Zack sehr eindeutig, sodass unser gegenüber nur die Braue hob.

Freundlich lächelnd setzte Zack sich nun in Bewegung, zum Glück entlang des Hügels und nicht wieder hoch in Richtung der beiden ungleichen Personen, die uns weiterhin beobachteten.

„Kann es sein, dass wir einmal komplett durch ihr Gebiet gewandert sind?", wollte ich wissen.

„Nicht durch ihr Dorf.", antwortete Zack schulterzuckend, bevor er in leises Gelächter verfiel.

Geschockt betrachtete ich ihn von der Seite. Scheinbar waren Wurzeln doch nicht das gefährlichste im Wald, eher zwei Meter große Berserker mit einer Waffe.

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1003 Wörter

INFECTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt