𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝕏𝕏𝕏𝕀𝕀

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Immer noch verwirrt und leicht verängstigt saß ich an der Wand. Vermutlich war der Tag schon längst vorbei. Enttäuscht seufzte ich, wieso kann nicht irgendetwas passieren? Irgendetwas. Wirklich komplett egal, was!

Aber nein. Nichts passierte. Der Zombie in meinem Sichtfeld schlurfte umher, das Licht blieb unverändert und die Kameras rotierten. Nichts veränderte sich, keine Geräusche, die mein verbessertes Gehör hätte wahrnehmen können. Bloß mein Atem und das Klirren meiner Ketten drang an mein Ohr. Ich hatte bereits versucht, die Fesseln loszuwerden. Nicht, um abzuhauen, sondern nur, weil ich nichts anderes zu tun hatte. Aber leider lag das Metall zu eng an, um Spielraum zum Entkommen zu bieten.

Auf einmal legte sich ein dunkler Film über das Fenster zum Gang. Das dicke Glas wurde immer undurchsichtiger, der Raum, in welchem ich mich befand immer dunkler. Als dieser beunruhigende Prozess ein Ende hatte, brachten meine, zur Nachtsicht fähigen Augen, mir einen Vorteil ein, da meine Zelle komplett in Schwärze getaucht war, sodass ein normaler Mensch weder von außen noch von innen durch die Scheibe blicken konnte. Aber ich war kein normaler Mensch mehr und konnte deshalb sehr wohl sehen, wie einige Wachen sich vor der Zelle meines Gegenübers aufstellten. Sie waren wie immer bewaffnet und blickten stoisch umher.

Bekam ich einen neuen Zellengenossen? Oder wofür war der ganze Aufwand. Ich hatte mich ohnehin schon gewundert, denn zum Verrotten von Zombies war die Instandhaltung und Überwachung dieser Zellen eindeutig zu teuer. Nicht, dass es sich überhaupt lohnen würde, Zombies verrotten zu lassen, anstatt sie direkt zu töten.

Aber nun würde ich es endlich erfahren. Gespannt beobachtete ich das Geschehen und war mehr als überrascht, als Zack plötzlich an die Zelle des armen Zombies mir gegenüber trat. Wobei es mich nicht wundern sollte, da er immerhin ein Eingeweihter war. Wieso sollte man ihn überhaupt einweihen, wenn er keine Rolle in diesem ganzen Plan spielen soll?

Zack betrachtete kurz den Zombie, murmelte etwas vor sich hin und notierte etwas. Er sah aus wie ein typischer Doktor, der seine Patienten untersuchte. Nur, dass die Patienten mehr oder weniger tot und definitiv nicht mehr zu retten waren.
Zurück zum Geschehen konnte ich sehen, wie Zack einem der Wächter zunickte und dieser ihm dann Armschützer überreichte, die er sofort anlegte. Verwirrt starrte ich die beiden an, er hatte doch nicht vor, zu dem Zombie zu gehen? Das wäre idiotisch!

Scheinbar war ich mit dieser Meinung allein, da sowohl Zack als auch der Wächter mit den Armschienen durch die Tür in die Zelle traten. Der Zombie schien sie erst nun zu bemerken, denn ich konnte lautes Graulen wahrnehmen. Auch das Klirren von Ketten drang zu mir durch, was mich dazu veranlasste, die Augen zuzukneifen, um besser durch die zwei verdunkelten Scheiben sehen zu können.

Leider verbargen die draußen Wache haltenden Wächter den Großteil der Zelle, wobei ich ohnehin nur Umrisse hätte erahnen können. Der eine Wächter klebte an Zacks Seite und schien so etwas wie sein Bodyguard zu sein. Er griff sogar mutig zum Zombie und schien ihn, vermutlich am Maulkorb, an Ort und Stelle zu halten. Zack trat näher, für meinen Geschmack ein wenig zu nahe, und holte etwas Dünnes, Längliches aus seinem kittelartigen Umhang. War das eine Spritze? Keine Ahnung.

Plötzlich passierte alles ganz schnell: der Zombie schrie auf und wurde vom Wächter an die nächstbeste Wand geklatscht. Die beiden Wächter außerhalb der Zelle rannten mit gezückten Waffen hinein und laute Schüsse hallten durch den langen Flur. Das Mündungsfeuer der Schusswaffen ließ mich erschrocken zusammenzucken. Als alle die Zelle verließen, hellte sich das Glas der Scheiben auch wieder auf und ich konnte den zerfetzten Körper des Zombies in einer der Ecken wahrnehmen. Zumindest vermutete ich, dass er es gewesen war, denn im ganzen Blut und den Gedärmen konnte man nichts Menschliches, oder Zombieartiges mehr ausmachen.

Die Brutalität schockierte mich: er hatte nur gezuckt, geschrien. Alles war unter Kontrolle und dennoch war er nun zerfetzt und seine Leiche wurde nicht einmal entfernt und die Zelle nicht gesäubert. Das alles ließ mich unbehaglich schlucken. Ich wünschte mich einige Minuten zurück, in welchen ich mich noch über das Licht beschwert hatte. Nun jedoch wollte ich es verzweifelt zurück.

Als die Zellentür hinter den vier Männern zuschlug, zuckte ich erschrocken zusammen. Zu laut, zu plötzlich.

Die plötzliche Bewegung brachte auch alle Augenpaare in Angriffsbereitschaft auf mich. Zunächst konnte ich ihre Blicke jedoch nicht erwidern, da ich noch mehr in mich zusammensackte und stattdessen die Überreste des Zombies anstarrte.

Als ich jedoch den Blick hob, konnte ich noch einen letzten Augenblick die Gruppe erkennen und traf auf die ausdruckslose Miene des Wächters mit den Armschienen.

Schockiert atmete ich ein. Tony. Schon wieder. Und er starrte mich bloß an. Fühlte er sich schuldig? Traurig? Erleichtert? Ich konnte es nicht erkennen, auch wenn ich vor einigen Tagen noch behauptet hätte, ihn in und auswendig zu kennen. Jetzt konnte ich mit Sicherheit sagen, dass das nur Einbildung gewesen war. Wir waren so weit auseinandergedriftet, dass es mir schmerzlich Tränen in die Augen trieb.

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828 Wörter

INFECTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt