𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝕏𝕀𝕀

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Ich hielt mitten auf der Treppe an. Konnte ich wirklich eine Wunde nähen? Nein, ganz klar nicht. Ich hatte absolut keine Ausbildung oder Ähnliches dafür. Aber was war die Alternative? Zack würde sterben, in einer Badewanne, weit weg von seinem Clan elendig verbluten.
Wenn ich jetzt weglief würde mich die Erinnerungen an ihn jagen. Ich musste es wenigstens versuchen.

Entschlossen setzte ich mich in Bewegung und betrat das Bad.

„Okay, hör zu! Ich hab nachgedacht. Ich werde mich selbst nähen, bloß säubern kann ich mich nicht. Auch müsstest du mir einen Druckverband anlegen, um die Blutung zu stoppen.", sagte Zack langsam, mit vielen Atempausen dazwischen.

„Spinnst du! Du bist nicht in der Verfassung dich selbst zu nähen, falls irgendjemand jemals in einer Verfassung für sowas sein könnte!", erwiderte ich aufgebracht. Was für ein Idiot er war!

„Sam. Sam, beruhig dich. Ich bin mir sicher, dass ich in der Lage dazu bin. Ebenso sicher bin ich mir aber auch, dass du es niemals schaffen würdest. Ich muss mich auf meine Arbeit konzentrieren und das geht nicht, wenn du rumheulst oder dich übergibst."

Gekränkt starrte ich ihn an. Ich meine, er hatte recht. Das war aber kein Grund mich so deutlich drauf hinzuweisen.

„Also legst du mir jetzt einen Druckverband an oder weißt du nicht, wie das geht?", unterbrach er meine Gedanken genervt.

„Sag mal geht's noch?", fragte ich ihn. Für wie dumm hält er mich.

Genervt schnaufend setzte ich mich in Bewegung und legte die Verbände, Nadeln und so neben die Wanne.

Mich neben Zack hockend holte ich das Wasser hervor und begann es vorsichtig über die blutende Wunde zu kippen. Sein voll geblutetes Shirt schien er zuvor bereits ausgezogen zu haben.

Ich säuberte die Wunde also mit Wasser, während ich krampfhaft versuchte nicht schwach zu wirken. Ich wusste, dass es mir nur so mäßig gelang, aber hallo?! Zack lag blutend und vermutlich auch sterbend in der Badewanne, bereit sich selbst zu nähen, während ich Weichei es nichtmal schaffte die Wunde mit Wasser zu überschütten.

Zack zischte vor Schmerz auf, woraufhin ich zusammenzuckte und das gesamte restliche Wasser auf ihm und mir verteilte. Grandios.

„Druckverband.", murmelte Zack nur entnervt.

Leicht betäubt von diesen Ereignissen und definitiv überfordert griff ich nach einem der verpackten Verbände und zerriss diese mit meinen Zähnen.

Ich drückte Zack leicht nach hinten, darauf bedacht ihn nicht unnötig zu verletzen. Anschließend rollte ich den Verband ein Stück ab und legte ihn über der Wunde, anschließend band ich den Verband so, dass genügend Druck aufgebaut wurde, um die Blutung zu vermindern, aber nicht zu viel, um nachfolgende Schäden zu vermeiden.

„Du solltest dich nach hinten lehnen, damit das Blut nicht mehr so leicht austreten kann.", sagte ich unsicher, während ich versuchte professionell zu klingen.

„Hmh.", kam nur angestrengt zurück. Das sah ich als Zeichen zu gehen.

„Wenn du noch irgendetwas brauchst, sag Bescheid.", flüsterte ich leise. Einzelne Tränen verließen meine Augen.

Ich stand auf und ging beinahe hastig die Treppe runter in die Küche, um mich dort auf den Boden zu kauern.

Ich sollte einfach wieder gehen. Probleme und Gefahren folgten mir auf Schritt und Tritt. Ich meine: Zack rennt mir hinterher, rettet mein Leben indem er drei Menschen tötet und wird währenddessen angeschossen.

Die dunklen Gedanken umschwärmten mich, stürzten mich immer tiefer in die Verzweiflung. Ich hockte in einer Ecke und hatte die Arme schützend um mich gelegt. Wieso konnte nicht alles einfacher sein? Wieso musste ich infiziert sein? Wieso war Zack so blöd und rannte meiner verdammten Seele hinterher?

Ich wusste nicht wie lange ich dort saß und vor mich hin weinte. Irgendwann jedoch legte sich vorsichtig eine Hand auf meine Schulter.

„Hey, Sam.", sprach mich eine ruhige Stimme an.

Mit Tränenverschleierten Augen schaute ich in Zacks immer noch ein wenig blasses Gesicht, welches mir Ernst entgegenblickte. Die Augen musterten mich, als ob sie jede Regung in meinem Gesicht wahrnehmen wollen würden.

„Hör zu. Es tut mir leid, dass ich so überreagiert habe. Ich hatte kein Recht dich so anzuschreien, vor allen Dingen über solche Dinge. Es ist nicht selbstverständlich, dass du mich den ganzen Weg vom Park bis hierher geschleppt hast und um ehrlich zu sein wäre ich ohne deine Hilfe vermutlich tot. Also war es keineswegs richtig oder fair mich dir gegenüber so zu verhalten, immerhin ist nicht jeder zum Arzt sein geboren.", sagte Zack ruhig, während er mir fest in die Augen blickte.

„Nein, nein! Du hast keinen Grund dich zu entschuldigen, du wurdest schließlich wegen mir angeschossen.", erwiderte ich und wischte mir die teilweise bereits getrockneten Tränen aus dem Gesicht.

Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt. Ich musste es ihm sagen, ihm erklären!
Gerade als ich den Mund öffnen wollte, um ihm mein Zombie-Geheimnis zu beichten begann er wieder zu sprechen.

„Ich erinnere mich noch an meine erste Schusswunde, die ich behandeln musste. Ich war so nervös. Mein Mentor hat mich die ganze Zeit angeschrien, dass ich nicht so zittern solle und am Ende hat er sogar die Operation übernommen, da ich nichts auf die Reihe bekommen habe. Später habe ich mich sogar übergeben.", schmunzelte er, während er sich neben mir niederließ. Einen Arm legte er dabei um meine Schulter und zeichnete kleine Kreise auf diese.

Lachend lehnte ich mich leicht an ihn, ignorierend, dass all das hier nichts zu bedeuten hatte und vielleicht der letzte schöne und vertraute Moment in meinem Leben sein könnte.

„Mensch, du bist ja ganz schön elegant.", sprach ich neckend und grinste ihn frech an.

Er verdrehte nur die Augen. Wenn ich es richtig sah, bildete sich auch auf seinem Gesicht ein kleines Lächeln.

„Lass uns was essen.", beschloss ich, noch kurz den Augenblick der Nähe genießend, bevor ich mich aufrappelte und auf den Weg in die, an die Küche angrenzende, Speisekammer machte.

Dort schnappte ich mir eine der Dosen, öffnete sie und machte mich mit meiner Beute neben Zack breit.

Meinen Zusammenbruch, die an mir nagenden Zweifel und meinen tauben Arm vergessend verwickelte ich Zack in ein erneutes Gespräch, das bis tief in die Nacht ging.

„Wir sollten langsam mal schlafen gehen.", murmelte Zack müde und rieb sich seine schlaftrunkenen Augen.

Ich brummte zustimmend, bevor ich mich langsam die Treppen hochhievte.

Wir legten uns erneut nebeneinander ins Bett und mir viel auf, dass ich dummerweise die Bettseite mit dem Fenster und dem dadurch scheinendem Mondlicht gewählt hatte.

Genervt seufzend kam mir ein Gedanke: „Ich brauche einen Spitznamen für dich!"

Verwirrt, dass keine provozierende Antwort folgte drehte ich mich zu Zack um, nur um festzustellen, dass er bereits eingeschlafen war. Zumindestens deuteten sein geschlossenen Augen und das leichte Schnarchen darauf hin.

Also ließ ich den Gedanken ruhen und schloss erneut meine Augen. Dann dachte ich morgen halt weiter darüber nach.

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1112 Wörter

Habt ihr irgendwelche Ideen für einen Spitznamen?
(Ich bin da leider nicht so kreativ)

INFECTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt