𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝕏𝕏𝕏𝕀𝕀𝕀

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Erschöpft war ich mittlerweile in die Mitte des Raumes gerobbt.
Wirklich bewegt hatte ich mich danach nicht mehr. Meine Beine von mir gestreckt, meine Arme zur Seite hängend und den Blick nach unten gerichtet. Was war nur los?

Diese ständige Ungewissheit raubte mir jegliche Energie, die ich durch das Ausbleiben von Aktivitäten eigentlich haben sollte. Atmen schien schwierig, Luft und Zeit standen still.

Kaum Einfluss von außen, kaum ein Anzeichen, dass die Menschheit nicht doch schon ausgestorben war. Es wäre zum Verrücktwerden, würde die lähmende Stille mich nicht einlullen. Alle meine Gedanken schienen immer langsamer zu werden, alle Fragen rückten in eine beinahe nicht greifbare Ferne.
Es war eine Art schützende Trance, die sich um mich legte. Zumindest bis laut nachhallende Schritte auf dem Flur zu hören waren.

Am liebsten wollte ich ihnen entgegenrennen. So sehr sehnte ich mich nach Kontakt, einem Gespräch, irgendetwas!
Auch wenn dies lediglich von Personen erfüllt werden konnte, die mich mehr oder weniger hintergangen hatten.
Aber irgendetwas hielt mich am Boden, unbewegt. Eine innere Kraft, die mich tiefer in diese bedeutungslose Nichtstuerei zog und plante, mich dort zu behalten.

Als ich Zack, in Begleitung von Tony und einigen anderen Wächtern durch meine Scheibe sehen konnte, erwartete ich, dass sie, ohne mir jegliche Beachtung zu schenken, einfach weitergehen würden. Doch wie so oft musste ich erkennen, dass ich mich wieder geirrt hatte, als sie stehen blieben und mich durch die Scheibe betrachteten. Dies ließ mich unwohl erzittern. Würden sie mich nun auch erschießen?

Unsicher starrte ich also einfach zurück und sah zu, wie Zack sich den Wachen zuwandte und sich scheinbar mit diesen unterhielt. Daraufhin wurden mir misstrauische Blicke zugeworfen.

Daraufhin traten sie allesamt in der gleichen Formation wie zuvor an die Tür meiner Zelle. Als diese sich öffnete, traten zunächst die Wächter mit gezückten Waffen ein. Diese waren konstant auf mich gerichtet, als sich die Wachen in gleichen Abständen an die Wände des Raumes stellten. Sie entspannten sich nicht und schienen stark fokussiert, jederzeit bereit abzudrücken und mein Leben zu beenden. Als ich in die Augen eines Wächters blickte, schlug mir eine Welle des Hasses entgegen, aber natürlich. Vermutlich hatte er geliebte Personen an Monster wie mich verloren. Ich selbst hatte Leute verloren und wenn ich in diesem infizierten Zustand weiter frei gewesen wäre, dann hätte ich diese Kette des ständigen Verlustes und der Vermehrung der Zombies nur weiter befeuert.

Vielleicht wäre es besser, wenn sie mich jetzt einfach erschössen. Ein kurzer Schuss in den Kopf und alles wäre vorbei. Ich würde es vermutlich nicht mal richtig wahrnehmen. Ja, so wollte ich sterben.

Zumindest versuchte ich mir das einzureden, um schneller abschließen zu können. Das heißt, wovon sollte ich abschließen? Zack, den ich kaum kannte? Tony, der mir am meisten von allen wehgetan hatte? Und wer war da sonst noch? Vermutlich niemand, der mich nicht innerhalb eines Monats vergessen hatte.

Also saß ich weiterhin regungslos und angekettet wie ein Hund auf dem Boden, bloß das ich meinen Kopf erhoben ließ. Wen ich angucken sollte, wusste ich jedoch nicht. Tony konnte ich klar ausschließen. Also Zack?

Vielleicht sollte ich niemanden angucken und einfach durch die Scheibe starren. Jup, das klang nach einer sehr guten Idee.

„Sam.", wurde ich mit fester Stimme angesprochen. Das ließ mich jedoch nicht aufblicken. Ich wusste, dass Zack gesprochen hatte, jedoch war ich nicht besonders daran interessiert zu erfahren, was folgen würde.

Langsam trat er an mich heran, Tony nah an ihm, bereit mich zu zerfetzen, sollte ich mich bewegen.
Ich wollte nicht, dass er mir zu nahekam, doch ich konnte es nicht ändern. Wenn ich aufstehen würde, würde ich bloß in einen der Wächter laufen. Das Unwohlsein wurde immer präsenter, sodass mir nichts übrigblieb, außer die Beine einzuziehen.

Meine Arme legte ich um meine Knie, um sie noch näher an mich zu ziehen. Das erhoffte Gefühl von Sicherheit kam jedoch nicht und auch Zack hörte nicht auf, näher an mich heranzutreten.

Als er neben mir angekommen war, ging er in die Hocke.
„Ich werde dir jetzt Blut entnehmen. Ich habe hier meine Spritze. Du wirst einen leichten Schmerz vernehmen können, erschreck dich also nicht.", erklärte er in ruhiger Stimme, darauf bedacht, mich langsam durch die Prozedur zu führen.

Er hatte mir seine Spritze gezeigt, krempelte meinen Ärmel hoch und setzte die Spritze kurz oberhalb der infizierten Stelle an.

Ein leichter Laut entfuhr mir und ich zuckte unter dem plötzlichen Schmerz zusammen. Sicher hatte ich es erwartet und mich darauf vorbereitet, aber es tat doch mehr weh als gedacht.

Diese Reaktion war offenbar zu viel für die Wächter, da alle ihre Waffen erhoben und genau zielten.

Tony unterdessen hatte Zack hinter sich gezogen und mich am Hals zu Boden gedrückt. Sein Knie war auf meinem Genick und seine Waffe gegen meinen Kopf gerichtet.
So schnell kann es gehen. Ich wünschte nur ich hätte mehr Zeit damit verbracht mich auf den unausweichlichen Tod vorzubereiten. Und wieso musste ausgerechnet Tony den Bodyguard von Zack spielen?

„Stopp.", hörte ich Zacks gehetzte Stimme.
„Die Reaktion war normal, zu keinem Punkt war jemand in Gefahr.", versuchte er weiter, die Situation zu entschärfen.
Schade, dass dies offenbar zu spät bei den Wächtern ankam, denn nach einem weiteren Zucken meinerseits durchbrach ein Schuss die Stille.

Er hatte auf mich geschossen und getroffen!

Der Schock ließ mich regungslos liegenbleiben. Er hatte meinen Arm getroffen und ich war mir nicht sicher, ob es am Adrenalin lag oder daran, dass ich schon zur Hälfte ein Zombie war, dass es nicht wehtat.

Ich spürte wie warmes Blut aus meinem Arm austrat und den Boden unter mir dunkel färbte. Ich spürte die Kugel, welche weiter in meinem Arm verweilte, aber das alles war bloß dumpf. Schrill hingegen war der Atem der mich umgebenden Menschen. Der Herzschlag, der Anwesenden, der das Blut durch ihre Adern pumpte. Das alles übertönte den Schmerz, das laute Gerede von Zack, Tony und den Wächtern.

Es wurde auf mich geschossen! Zwar nicht tödlich, aber dennoch hatte mich jemand wegen eines vorhergesehenen Zuckens als Gefahr eingestuft, die besser tot sein sollte.

Eine ungeahnte Wut machte dem Schock Platz, fraß sich seinen Weg durch meinen Körper bevor ich ruckartig aufstand und mich dem Schützen zuwandte.

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1023 Wörter

INFECTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt