Ich betrete das Studio und begrüße Sarah, sie kümmert sich um die Terminierung und den Service für die Wartenden.
»Mitch, hallo. Womit können wir dir heute helfen?«
»Wie geht's dir? Ist Jack zufällig da?« Jack verdanke ich bis jetzt alle Tattoos, die ich habe.
»Na klar. Setz dich kurz hin. Ich schicke ihn zu dir, wenn er die jetzige Kundin fertig hat. Möchtest du einen Tee?«
»Oh ja das wäre super. Früchtetee wäre göttlich.« Eigentlich bekommt man hier nur Wasser angeboten, aber für bestimmte Leute machen sie auch eine Ausnahme. Während ich im Wartebereich sitze, unterhält sich Sarah mit mir und lässt durchblicken, dass sie eventuell etwas Hilfe benötigen könnte. Da werde ich Jack nachher drauf ansprechen.
»Habe ich das zarte Stimmchen einer meiner Lieblingskundinnen vernommen?« Jack's rauchige Stimme ist schon zu hören, bevor er aus seiner Kabine tritt. Lächelnd kommt er auf mich zu und drückt mich fest. »Sarah? Erklärst du der Kundin bitte noch kurz die Pflege, während ich schaue, was ich für Mitch tun kann? Ich habe doch jetzt gerade Pause, oder?« Jack gehört zwar das Studio, dennoch ist Sarah die, die den Laden am Laufen hält, denn Jack selber ist ähnlich verpeilt wie ich.
Er lässt sich mit einem Ächzen auf den Stuhl neben mir sinken. »Dann sag mir mal, was ich dir Gutes tun kann. Eine neue Idee?« Er findet es immer gut, dass ich meine eigenen Ideen in die Tattoos einfließen lasse und Geschichten mit ihnen erzähle. Er sagt dann immer, dass ich den Sinn von Tattoos verstanden habe.
»Du erinnerst dich ein mein Tattoo auf der Schulter oder? Du hast mich bereits als du es gestochen hast, gefragt, warum ich die ganze Note auslasse.« Jack kratzt sich am Kinn und nickt.
»Du meintest, dass du noch auf Etwas oder Jemanden warten musst, bevor du es ganz haben möchtest. Sag bloß, dass der Zeitpunkt jetzt endlich gekommen ist?«
»Ich bin der Überzeugung, dass ich die Person gefunden habe, die mir hilft mein Leben zusammenzuhalten. Ich habe bloß momentan ein paar finanzielle Probleme. Könnte ich hier bei euch vielleicht aushelfen und mir etwas dazu verdienen? Ich kenne die Pflegehinweise und kann die Kunden darüber aufklären, außerdem habe ich berufliche Erfahrungen in Servicebereich. Bitte Jack.«
»Das wäre die Chance Sarah endlich etwas zu entlasten. Dann könnten Paula und Freddy sich ganz auf ihre Aufträge konzentrieren. Sarah, was hältst du davon?«
»Von mir aus können wir es sehr gerne versuchen. Ich bin mir sicher, dass unsere Mitch das geschaukelt bekommt.«
»Paula? Freddy? Schwingt mal eben eure Hintern nach vorne.« Die beiden kommen mit Kaffeetassen in den Händen nach vorne und setzten sich zu uns. Jack bespricht die Lage kurz mit den beiden und sie scheinen die Möglichkeit, bald nicht mehr am Empfang arbeiten zu müssen, nicht verstreichen lassen zu wollen. Kurz darauf klopft Jack mir auf die Schulter und gratuliert mir zu meinem neuen Job.
»Jack ich hätte da noch eine Frage. Könntest du eventuell mein Tattoo heute bearbeiten? Besagte Person hat morgen Geburtstag und ich möchte ihn damit überraschen. Könntest du mir vielleicht einen kleinen Vorschuss genehmigen? Ich weiß, wie blöd das jetzt rüber kommt, direkt nach der Einstellung nach so etwas zu fragen, aber er ist mir wirklich unfassbar wichtig. Bitte.«
»Weißt du was, Mitch? Ich schenke es dir. So glücklich, wie in den Momenten, wenn du über ihn erzählst, habe ich dich ewig nicht gesehen. Und dabei strahlst du fast immer, wenn ich dir mal wieder weiterhelfen kann. Komm mit, das machen wir direkt fertig.« Dankbar umarme ich Jack heftig, was ihm ein Lachen entlockt. Er führt mich in seine Kabine und ich lege meine Schulter frei – stets darauf bedacht, meinen Rücken nicht zu sehr zu zeigen. Nachdem ich ihm eine Idee aufgezeichnet habe, hat er eine ungefähre Vorstellung und zeichnet direkt auf meiner Schulter vor, dann zeigt er mir seine Idee und ich bin, wie immer, begeistert von seinem Schwung, den er da mit hineinbringt.
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Geprägt von Dämonen
RomantikMichelle Williams, oder auch Mitch, wie sie von fast allen genannt wird, lebt quasi zwei Leben. Es gibt ihr Leben auf der Insel, von dem sie versucht so ziemlich jeden fernzuhalten und es gibt ihr Leben im Internat und der Schule. Zu ihrer Familie h...