Der Lüge Tod

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++Be soft. Do not let the world make you hard. Do not let pain make you hate. Do not let the bitterness steal your sweetness. Good Luck my love <3 ++

Diese Nachricht steckt Lukas mir am Ende der ersten Pause zu, bevor ich mich auf den Weg in meine erste Prüfung begebe. Ich stehe vor dem Kursraum für Geschichte und meine Hände sind eiskalt, denn ich bin nervös, wie sonst was. Schriftliche Prüfungen sind ein Albtraum für mich, denn ich kann mich schriftlich nicht so zum Ausdruck bringen, wie ich es gerne tun würde. Wenn ich jetzt ein Blackout bekomme, war's das für mich. Dann kann ich mich von dieser Schule und von meinen Freunden verabschieden. Nervös mit dem Fuß wippend stehe ich jetzt also hier auf dem Flur und muss mich auf meine Atmung konzentrieren. Meine Kette ist laut am klimpern, weil ich permanent an ihr herumspielen muss, um meine Hände zu beschäftigen, als jemand nach meiner Hand greift. Verwundert blicke ich auf meine Hand, während ich den mir inzwischen so vertrauten goldenen Ring sehe und den Geruch von Zimt und Leder wahrnehme. Sanft drückt TJ meine Hand und sieht mir in die Augen.

»Williams, hey! Sieh mich wirklich an, nicht durch mich hindurch.« Mein Blick fokussiert ihn langsam und die Welt bleibt wieder einmal kurz stehen. Seine braunen Augen scheinen geradezu orange in dem Sonnenlicht, das durchs Fenster direkt auf ihn fällt. »Sehr gut. Und jetzt hör mir zu. Du schaffst das. Keine Panik. Ich weiß, dass du den Stoff kannst. Wozu hast es mir denn sonst in den letzten beiden Wochen bewiesen. In deinem Köpfchen steckt mehr, als du dir zutraust. So und jetzt stell dir vor, das hier ist ein Handballspiel. Ich weiß, dass das dein Lieblingssport ist. Vor deinen Spielen warst du auch nicht so nervös. Ich bin jetzt mal dein Coach. Williams, konzentriere dich vollkommen hier drauf. Das ist dein Spiel. Und jetzt geh in den Angriff und wälz dich da durch die Aufgaben, als wären es lästige Abwehrspielerinnen am Kreis!« So hart, wie seine Worte auch klingen, so sanft ist sein Blick. Er drückt nochmals meine Hand, dann kommt die Lehrerin und die Prüfung fängt an.

Neunzig Minuten, das ist das Zeitfenster, welches ich zur Verfügung habe. Das ist die Zeit, die über die erste Note für das mögliche Stipendium entscheidet. Darauf muss ich mich jetzt konzentrieren, danach kann mein Kopf für fast eine halbe Stunde in den Leerlauf schalten, denn danach ist Pause.

Nach sechzig Minuten habe ich alle Fragen beantwortet und bin dabei die Prüfung nochmals Frage für Frage durchzugehen. Ich versuche mich nicht unter Druck setzen zu lassen und nicht zu oft von meiner eigenen Prüfung aufzusehen, da die Lehrerin sonst einen Anlass hätte, um mir die Prüfung wegzunehmen und mir eine glatte 6 zu verpassen, weil sie denken könnte, dass ich schummle. Nach fünfundsiebzig Minuten bin ich fertig und fange an meine Sachen zu packen. TJ war einer der ersten, die fertig waren mit der Prüfung und schon längst draußen sind. Meinen Rucksack hänge ich mir über die rechte Schulter und gehe zum Pult der Lehrerin. Als ich ihr die Prüfung reiche, wirft sie mir einen skeptischen Blick zu, aber ich versuche ihn nicht zu beachten, drehe mich auf dem Absatz um und verlasse den Raum. Auf der Treppe vor dem Kursraum sitzt TJ, wartend auf mich. Als er sieht, dass ich in den Flur trete steht er auf und kommt, wie für ihn üblich, schlendernd auf mich zu. Aber ich kann nicht an mich halten und renne auf ihn zu. Als er in meiner Reichweite ist, werfe ich mich ihm in die Arme und auch wenn er etwas überrascht zu sein scheint, von meiner übermäßigen Zuneigung, fängt er mich locker auf und dreht und einmal, weil wir so viel Schwung haben. »Woah Williams. Darf ich das so deuten, dass alles gut gelaufen ist und du mir gerade deine unendliche Dankbarkeit zeigen willst?«

»Ach du bist doch doof.« Ich drücke ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und wir bleiben noch einen Moment in unserer Umarmung stehen. »Warte mal, jetzt hast du da meinen Lippenstift. Hier ich mache das weg.« Ich lecke mir über den Daumen und fahre ihm damit über die Wange, um den Abdruck von meinem Lippenstift zu entfernen. Heute habe ich mich für knallrot als Farbe für meine Lippen entschieden, einfach um einen Akzent zu setzten.

Geprägt von DämonenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt