Ich erzähle Amira und Chris von meinem Plan und sie lächeln erleichtert. Das scheint der Grund gewesen zu sein, dass Amira mit meiner Anwesenheit hier nicht ganz zufrieden schien. Sie wollte, dass ich genau das mache, was ich jetzt vor habe. Meine Klamotten der letzten drei Tage verstaue ich im Koffer und lege diesen auf die Ladefläche von Chris' schwarzem Mercedes G 63 AMG 6x6 – das Auto ist genauso riesig, wie Chris selber. Amira besteht darauf mitzukommen, weshalb ich auf der Rückbank Platz nehme. Die beiden halten Händchen und strahlen eine Aufregung aus, die eigentlich ich innehaben sollte.
Während der Fahrt, überlege ich zwar mehrmals, mich zu übergeben, aber ohne Mageninhalt, würde nur Galle kommen, darauf kann ich verzichten, allerdings ändert das nichts an meinem mulmigen Gefühl im Magen. Mein Herz schlägt stetig und genauso langsam, wie fast immer, selbst als wir vor dem Haus halten, vor dem es mir so grault. Chris holt meinen Koffer aus seinem Auto, stellt ihn vor mir ab und sieht mich ernst an. »Okay Mitch. Du rockst das. Auch wenn ich dachte, dass ein Geist vor mir steht, als ich dich vorhin gesehen habe, du sieht toll aus. Du packst Sachen, die sonst keiner von uns gepackt hätte. Das hier zählt dazu.« Er nimmt mich in den Arm und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Das ist ein ungewöhnliches Zeichen offener Zuneigung, die Chris eigentlich nie zeigt.
»Danke Chris. Du bist für mich, wie ein großer Bruder.« Anhand dessen, dass er mich mal nicht als Giftzwerg oder ähnliches bezeichnet hat, merke ich, dass es ihm ernst ist. Ich atme ein letztes Mal tief durch, bevor ich die Stufen erklimme, es tanzen wieder Sternchen vor meinen Augen, aber ich versuche sie weg zu blinzeln. Leider ohne Erfolg. In meinem Kopf bin so oft durchgegangen, was ich sagen möchte und wie die Reaktion sein könnte, dass es genauso laufen müsste, wie unser Musical. Aber hier gibt es kein Skript, an das wir uns halten könnten. Die aufkeimende Panik versuche ich zu verdrängen und klingle auch hier. Kurz bin ich am überlegen wegzurennen, aber das hätte keinen Sinn.
Die Tür wird geöffnet und vor mir steht ein total müde aussehender Lukas. Seine Haare stehen in alle Richtungen ab und es wirkt, als hätte er sich stundenlang im Bett gewälzt. Ich erschrecke bei seinem Anblick vermutlich genauso, wie er bei meinem. Die Sternchen vor meinen Augen werden immer dichter und mein Fokus verschwimmt. Und anstelle dessen, was ich eigentlich hatte sagen wollen, kommen mir nur drei Worte über die Lippen. »Lukas... Hilfe... Ohnma...« Aber das letzte Wort kommt mir schon nicht mehr ganz über die Lippen, als ich auch schon in Lukas' Arme falle, mal wieder.
Dieses Mal bleibe ich nicht lange weg. Es ist bloß eine halbe Minute. Lukas hat mich aufgefangen und trägt mich gerade ins Haus, als ich meine Augen wieder öffne, aber er bekommt es nicht mit.
»Warum falle ich bloß immer um, wenn ich dich sehe?« Ich murmle es an seine Brust und atme seinen inzwischen so vertrauten Geruch ein.
»Na weil ich einfach umwerfend bin.« Einer seiner Mundwinkel hebt sich leicht an, als er dies sagt.
»Ich glaube, ich sollte mich wohl von dir fernhalten. Mein Herz schlägt immer total unregelmäßig, wenn ich dich sehe. Du kannst mich übrigens wieder auf die Beine stellen. Ich sollte wieder selber gehen können.«
»Vergiss es, Mitch. So wie du aussiehst, lasse ich dich eine ganze Weile nicht mehr los. Und davon abgesehen schlägt dein Herz immer unregelmäßig, leider hat das nichts mit mir zu tun.« Müde haue ich im gegen die Brust, was allerdings nicht heftiger sein kann, als von einer Fliege getroffen zu werden.
»Du zerstörst auch echt jede Romantik.«
»Oh ja es war sehr romantisch, wie du wieder in meine Arme gefallen bist, nachdem ich eine Woche lang nichts von dir gehört habe.« Lukas hat sein Zimmer erreicht und legt mich vorsichtig auf seiner Matratze ab. Als seine Hand meinen Rücken streift, zische ich leise. Das tut erstaunlich weh, meine Mutter muss das Werfen geübt haben, früher war sie nicht so kräftig. Lukas bekommt davon aber Gott sei Dank nichts mit. Er setzt sich neben das Bett und betrachtet mich von oben bis unten.
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Geprägt von Dämonen
RomantizmMichelle Williams, oder auch Mitch, wie sie von fast allen genannt wird, lebt quasi zwei Leben. Es gibt ihr Leben auf der Insel, von dem sie versucht so ziemlich jeden fernzuhalten und es gibt ihr Leben im Internat und der Schule. Zu ihrer Familie h...