Im ersten Augenblick scheinen wir beide nicht zu wissen, was passiert, aber dann legt Lukas seine Hände an meine Taille und meine Hände wandern in seinen Nacken. Erst nach ein paar Sekunden, merke ich, was ich hier eigentlich tue und unterbreche den Kuss, so sanft, wie es mir in leichter Panik möglich ist.
Lukas sieht genauso verwirrt aus, wie ich mich fühle.
Heilige Scheiße. Das war mein erster Kuss! Warum habe ich das getan? Fuck! Sind meine Synapsen total gestört? Herr im Himmel, lass mich bitte sofort im Erdboden versinken.
»Wow, wofür war das denn?« Er hat ein kleines Lächeln auf den Lippen und fährt sich mit der Hand durch seine Haare, als wisse er nicht was er mit seinen Händen anstellen soll.
»Ich... ich weiß es nicht. Du hast all diese netten Sachen zu mir gesagt... und dann...Ach ich weiß es auch nicht.« Ich bin total verwirrt und versuche irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, aber solange, wie der Duft von Lukas mich umgibt, werde ich es nicht schaffen, also springe ich von der Anrichte herunter.
»Lukas? Ich brauche kurz Zeit für mich. Darf ich das große Badezimmer oben benutzen?«
»Du verschwindest nicht schon wieder, oder?« Sein Blick scheint sich bei der Erinnerung an den Vorfall zu trüben und sofort schüttle ich den Kopf.
»Nein. Ich habe versprochen mich zu verabschieden, sollte ich nochmal gehen. Aber das wird nicht passieren. Ich muss mich bloß sammeln.« Daraufhin macht er mir Platz und ich gebe mir Mühe, mir meine Anspannung nicht anmerken zu lassen.
Kaum, dass ich im großen Bad angekommen bin, verschließe ich die Tür hinter mir und fange an durch den Raum zu tigern. Was habe ich da getan? Damit habe ich unsere Freundschaft für immer zerstört. Verdammt, warum bin ich so blöd gewesen? Ich habe meine Gefühle doch sonst immer so gut unter Kontrolle. Wie konnte er mich einfach so überrumpeln? Vor lauter Frust schlage ich mit meiner rechten Hand gegen die geflieste Wand. Sofort merke ich, dass ich eine Ader getroffen habe, denn mein Ringfinger verfärbt sich direkt blau und schwillt an. Na super, das also auch noch. Drei Tage eine dicke Hand. Wer wünscht sich das nicht? Okay ich bin ja auch selber Schuld, aber gerade schiebe ich die Schuld auf die Wand. Auf alles. Bloß nicht auf mich.
Ich hole mein Handy hervor und tippe auf die erste Nummer in meiner Kurzwahl. Es klingelt drei Mal und ich will gerade auflegen und weinend auf der Toilette zusammenbrechen, als doch noch abgehoben wird.
»Hey. Was ist los?« Die Stimme klingt neutral, auch wenn sie weiß, dass ich niemals anrufen würde. Es sei denn, es handelt sich um einen wirklichen Notfall. Ich hasse es nämlich zu telefonieren.
»Ich habe Lukas geküsst.« Bevor ich es mir anders überlegen kann, erzähle ich es am Besten direkt.
»Du hast was?! Wie kam es denn dazu?! Uff, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.« Die Stimme von Amira springt in drei Oktaven hin und her, während ihre Fassungslosigkeit fast greifbar ist.
»Ist etwas passiert?« Mein Atem stockt, denn ich könnte schwören, dass die Stimme im Hintergrund zu Chris gehört. Was macht er denn um diese Uhrzeit noch bei Amira? Ihre Eltern würden das nie erlauben. Oder vielleicht ist sie auch bei ihm. Das wäre sinniger, da seine Eltern nichts dagegen hätten. Sie mögen uns ganz gerne und wir sind immer willkommen. Aber da kann ich jetzt nicht weiter drüber nachdenken. Ich muss mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren.
»Amira? Ich brauche Hilfe. Ich bekomme keine Luft. Ich weiß nicht, warum ich das getan habe. Jetzt habe ich unsere Freundschaft bestimmt zerstört.« Ich liste ihr alle meine Zweifel auf und sie hört mir genau zu, bevor sie mit ruhiger Stimme auf mich einspricht.
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Geprägt von Dämonen
RomanceMichelle Williams, oder auch Mitch, wie sie von fast allen genannt wird, lebt quasi zwei Leben. Es gibt ihr Leben auf der Insel, von dem sie versucht so ziemlich jeden fernzuhalten und es gibt ihr Leben im Internat und der Schule. Zu ihrer Familie h...