Die Heilung

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Bei dem Anblick, der sich mir bietet, stellen sich meine Nackenhaare auf. In der Küche sind Chris und Lukas. Wobei Lukas auf der Kücheninsel liegt und Chris daran lehnt, sich die Seite haltend. Als Chris Amira und mich in der Tür stehen sieht, weiten sich seine Augen. »Oh Fuck!«

»Hulk? Was zur Hölle ist passiert?« Ehe ich es registriere, bin ich schon an der Kücheninsel und beuge mich über Lukas. »Chris! Sag mir verdammt nochmal, was passiert ist!« Meine Stimme bebt vor Wut. Lukas ist übel zugerichtet. Seine Nase ist am bluten, sein linkes Auge ist zugeschwollen und verfärbt sich bereits, sein Kiefer zeigt leichte Blessuren, die definitiv noch Nachwirkungen haben werden. Das sind bloß die, die ich in seinem Gesicht sehen kann. Da seine Kleidung aber total verrissen aussieht und nicht mehr so sitzt, wie sie sollte, nehme ich mal an, dass er noch mehr Verletzungen hat.

Amira kümmert sich in der Zeit um Chris. Sein Gesicht sieht ähnlich übel aus, wie das von Lukas, aber bei ihm kommt noch seine Seite hinzu. Er hält sie sich, als ob ihm das Atmen schmerzen würde. Vermutlich hat er geprellte Rippen. Was haben die beiden bloß gemacht?

»Er wollte es nicht auf sich beruhen lassen. Während du bei der Arbeit warst, hat er sich einen „Plan" zurecht gelegt. Aber anscheinend hast du einen gewissen Einfluss auf ihn. Der Plan war voller Logiklücken, aber ich konnte ihn ja nicht hängen lassen.«

»Was wollte er nicht auf sich beruhen lassen? Was habt ihr getan? Was war sein Plan?« Ich haste zur Spüle und befeuchte ein Küchentuch, mit dem ich ihm vorsichtig das Gesicht abtupfe. Er gibt ein leises Stöhnen von sich und ich kann mir ungefähr vorstellen, wie sehr das schmerzen muss. Er sieht übler aus, als ich mich nach der schlimmsten Tracht Prügel gefühlt habe.

»Er wollte ein Exempel statuieren, dass sich keiner an dir vergreifen kann, ohne mit Folgen rechnen zu können. Wir waren bei Swamp.«

»Habt ihr eigentlich den Verstand verloren?! Was sollte der Scheiß denn?« Amira drückt den Eisbeutel etwas heftiger auf seine Seite, als nötig und er zieht zischend die Luft ein.

»Verdammt, Prinzessin! Ich habe auch Gefühle.«

»Steck dir deine „Prinzessin" sonst wo hin! Das war total dumm von euch. Wäre dein Gesicht nicht schon so ramponiert, würde ich dir am liebsten gerade eine pfeffern. Das wird ein Nachspiel haben.« Ihre Augen sprühen eiskaltes Feuer, dass sogar Chris so einschüchtert, dass er den Mund hält.

»Okay. Ihr wart also bei Swamp. Das erklärt aber nicht, warum ihr so ausseht. Bodyguards hat er nicht, wenn mich nicht alles täuscht.«

»Das vielleicht nicht. Aber er hatte nette Gesellschaft von einem Kumpel aus der Defense. Um genau zu sein von einem Middle Linebacker.«

»Und dann prügelt ihr euch trotzdem?! Habt ihr euren Verstand verloren?«

»Das zwar nicht, aber Lukas die Besinnung.« Für diesen Spruch kassiert Chris von mir einen wütenden Blick und von Amira noch einen Drücker mit dem Eisbeutel. »Okay. Sorry. Mitch kann ich dir irgendwie helfen?« Ich sehe mir Lukas an und dann zu Chris, der sich selber kaum auf den Beinen halten zu können scheint.

»Sieh erst Mal zu, dass du selber wieder halbwegs sicher stehen kannst. Amira? Würdest du mir helfen? Jede von uns unter eine Schulter von ihm? Vielleicht bekommen wir ihn hoch ins Schlafzimmer. Chris hat genug geholfen. Und das meine ich positiv, Hulk. Du hast ihn schon hierher gebracht, obwohl du selber übel aussiehst. Wirklich Danke.« Amira und ich nehmen uns jeweils einen Arm von Lukas und legen ihn uns um die Schulter. Chris lässt sich auf einen der Stühle an der Kücheninsel sinken und hält sich den Eisbeutel an die Rippen, während Amira und ich vorsichtig Lukas tragen. Sobald wir ihn ein Wenig bewegen fängt er wieder an zu stöhnen, aber da müssen wir jetzt durch. Immer mal wieder neigt er den Kopf, als würde er gleich wieder zur Besinnung kommen. Aber so, wie er jetzt gerade aussieht, wird das noch eine Weile dauern.

Geprägt von DämonenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt