Das ist das erste Wort, das mir in den Sinn kommt. Was haben wir da gerade getan? Warum haben wir das getan? Warum habe ich das zugelassen? Fuck! Shit! Diese und viele weitere Flüche schießen mir durch den Kopf. Wo ist Lukas? Ich muss ihn finden! Ich muss es ihm sagen! Nein ich kann es ihm nicht sagen! Verdammt nochmal. Was soll ich jetzt tun?
Die Pausenglocke verkündet das Ende dieses Schultages. Ich muss hier weg, sonst fällt das auf. Hektisch blicke ich mich um und bin am überlegen, was ich tun soll. Meine Füße tragen mich zu meinem Spind und ich hole meine Mathe Sachen, damit ich heute nochmal üben kann – Annika hat heute keine Zeit und meinte, wenn was ist, soll ich ihr schreiben.
Meine Gedanken sind am rasen und das Blut rauscht in meinen Ohren. Ich kann meinen eigenen Herzschlag hören, aber mehr auch nicht. Mit Schwung knalle ich mein Schließfach zu und mache mich auf dem Weg zum Parkplatz, wo die anderen auf mich warten werden. Die Hälfte des Weges habe ich gerade zurückgelegt, als ich anfange zu wanken. Mir schießt durch den Kopf, dass das jetzt auf gar keinen Fall passieren kann. Nicht schon wieder in der Schule und ich fange an, wie wild zu blinzeln. Die Sternchen müssen noch einen Moment warten, zumindest bis ich am Auto bin. Aber natürlich warten sie nicht, sie fangen wie wild an, vor meinen Augen zu tanzen und meine Schritte werden unsicherer, bis mich ein Paar starke Arme von Hinten stützen und ich das gewohnte Deo von Chris riechen kann – er trägt immer Paco Rabanne Invictus.
»Halt durch, Mitch. Einen Fuß vor den anderen setzten. Das machst du super. Nur noch ein kleines Stück.« Meine Füße schlurfen mehr, als dass ich sie hebe, aber Chris schirmt mich glücklicherweise von den Blicken der anderen ab. Ich kann die Augen kaum noch offen halten, als ich höre, wie sich Autotüren öffnen und ich auf eine Rückbank gelegt werde. Von der Höhe her, kann es bloß der Mercedes von Chris sein.
»Du siehst scheiße aus.« Er drückt mir eine Tüte in die Hand und schwingt sich dann schnell auf den Fahrersitz. »Was ist mit dir passiert?« Schneller, als ich es verkraften kann, fährt Chris los und mein Magen dreht sich um. »Lass es raus, Kleine.« Besorgt beobachtet er mich im Rückspiegel, aber ich kann die Augen kaum offen halten. Immer wieder fallen mir die Augen zu und ich kämpfe darum wach zu bleiben.
»Es ist in Ordnung. Lass los! Ich passe auf dich auf.« Und als ich diese Worte höre, kann ich nicht mehr am Wachsein festhalten. Ich lasse mich in die Dunkelheit fallen und mein Gehirn hört endlich auf zu rasen.
Das Nächste, was ich wahrnehme, ist, dass ich aus dem Auto gehoben werden. Auf der Fahrt hierher musste ich noch dreimal Kotzen und die Tüte riecht echt übel. Ich zittere am ganzen Körper und bin bedeckt von kaltem Schweiß. Die Tüte halte ich fest und geschlossen, damit Chris nicht auch noch übel wird. Er bleibt vor einer Mülltonne stehen und ich entsorge die stinkende Tüte endlich. Danach setzt er den Weg zu sich ins Haus fort. Vorsichtig, als könnte ich zerbrechen, setzt er mich auf dem Sofa ab und ich lächle ihn schwach an. Zumindest solange, bis ich Lucia, seine Mutter, hören komme.
»Hallo Chris, mein Schatz. Oh und Michelle, Liebes, wie geht es...« Ihr muss mein miserabler Zustand aufgefallen sein, denn sofort fängt sie an Chris zu delegieren. Er soll einen Waschlappen und eine Schale mit Wasser holen. Nachdem sie mich nochmals gemustert hat, fügt sie hinzu, dass er auch etwas zu Essen und Trinken holen solle. Sofort geht Chris los und sammelt alles zusammen, was seine Mutter ihm aufgetragen hat.
Ihre himmelblaue Schürze erscheint in meinem Blickfeld und als ich aufsehe, blicke ich in Augen, deren blau stets wachsam zu sein scheint, das gleiche blau, wie Chris in seinen Augen hat. Ihr Blick ist vor Sorge getrübt und sie nimmt mein Gesicht in ihre Hände, befühlt meine Stirn und versucht meinen Blick auf sich zu konzentrieren.
»Guten Tag, Mrs. Ramirez.« Ich versuche zu lächeln, was aber eher einer Grimasse ähnelt. »Es tut mir schrecklich leid, dass ich so ungelegen komme.«
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Geprägt von Dämonen
RomanceMichelle Williams, oder auch Mitch, wie sie von fast allen genannt wird, lebt quasi zwei Leben. Es gibt ihr Leben auf der Insel, von dem sie versucht so ziemlich jeden fernzuhalten und es gibt ihr Leben im Internat und der Schule. Zu ihrer Familie h...